Zupackende Familienliebe macht Mut
4pielfilm „Der Junge muss an die frische Luft“nach Hape Kerkelings Bestseller
GB*NUBURG I Werke von Noor Afshan Mirza und Brad Butler zeigt das Edith-RußHaus für Medienkunst (Katharinenstraße 23) noch bis zum 13. Januar. Die beiden Künstler leben und arbeiten zwischen Istanbul und London und sind seit 1998 zusammen. Im Jahr 2017 erhielten sie das Stipendium für Medienkunst der Stiftung Niedersachsen am Edith-RußHaus. Geöffnet: dienstags bis freitags 1å–18 Zhr, samstags und sonntags 11–18 Zhr; geschlossen am 2å., 25. und 31. Dezember sowie am 1. Januar 2019.
BAD ZWISCHENAHN – „Freiräume“heißt eine Ausstellung mit Werken von acht Künstlern, die noch bis zum 17. Februar 2019 in Puck Steinbrechers Galerie Moderne (Am Delf 37) gezeigt wird. Geöffnet: mittwochs und samstags 1å–17 Zhr, sonntags 11–17 Zhr.
Aer 4treifen von Caroline Link läuft am 25. Dezember in unseren Kinos an. Mit einem begnadeten Hauptdarsteller.
ESSEN – „Liebevolles Zmfeld“schreibt die nette Frau Höltermann vom Jugendamt auf das Bewertungsformular. Am Kaffeetisch hat sie sich gerade davon überzeugt, dass der achtjährige Hans-Peter nach dem grauenvollen Suizid seiner Mutter bei seinen Großeltern in guten Händen ist. Zuvor hatten die drei den Besuch geübt -–Frau Höltermann durfte nicht merken, dass Oma Bertha (Zrsula Werner) Hüfte hat und Opa Hermann (Rudolf Kowalski) nicht mehr gut sieht. Eine aufschlussreiche Szene im neuen Film „Der Junge muss an die frische Luft“von Oscar-Preisträgerin Caroline Link.
Kindheit im Ruhrgebiet
Vorlage ist die Autobiografie von Hans-Peter „Hape“Kerkeling. Er beschreibt darin die entscheidenden, weil tragischen Jahre seiner Kindheit im Ruhrgebiet. Am 25. Dezember kommt der berührende Film in die Kinos. Überragend: der zehnjährige Julius Weckauf als achtjähriger Hans-Peter.
In den ersten Jahren ist die Welt des kleinen, leicht übergewichtigen Jungen noch in bester Ordnung. Eingebettet in eine herzensgute, „feierwütige“Verwandtschaft prägen ihn Anfang der 1970er Jahre vor allem seine Großmütter: Oma Änne (Hedi Kriegeskotte), die in Herten-Scherlebeck einen kleinen Lebensmittelladen betreibt, und Oma Bertha, die später die Erziehung übernimmt. Auf der Straße spielen Kinder die Fernsehserie „Bonanza“nach. Hans-Peter darf mitspielen – und bekommt die Rolle des kräftigen Hoss zugewiesen.
Eines Tages kauft Oma Änne dem kleinen Hans-Peter und seinem Bruder zwei große Pferde. Der Siebenjährige kann noch nicht reiten. Macht nix. „Wenn du weißt, was du willst, Hans-Peter, dann mach
Hape Kerkeling
wurde 1964 in Recklinghausen geboren. Mit 17 Jahren begann er seine Fernsehkarriere als Komiker und Moderator. Er wurde mit dem Bambi, der Goldenen Kamera und dem Grimme-Preis ausgezeichnet. Bekannt wurde er zudem als Autor des Buchs „Ich bin dann mal weg“. Darin schildert er seine Pilgertour auf dem Jakobsweg. es einfach, und kümmere dich nicht darum, was die Leute sagen“, raunt die Oma ihrem Enkel zu, der später die Republik mit „Hannilein“, „Hurz“und „Horst Schlämmer“zum Lachen bringt. Znd noch einen Satz der Oma nimmt sich der Junge zu Herzen: „Aus dir wird mal was ganz Besonderes werden. Du wirst berühmt.“Oma sollte Der Entertainer Hape Kerkeling (54)
Recht behalten.
In das Leben von Hans-Peters Mutter (Luise Heyer) schleicht sich eine schwere Depression. Doch immer wieder schafft es der Junge, sie zum Lachen zu bringen mit irre komischen Nachahmungen. Etwa von zuvor genau beobachteten Kundinnen in Oma Ännes Laden, die gern über Krankheiten und Bezie- hungen anderer sprechen. Nur noch ein Schatten ihrer selbst, verabschiedet sich die Mutter eines Abends vom fernsehenden Hans-Peter und geht zu Bett. Ohne Kuss und ohne Zmarmung.
Ein paar Tage später stirbt sie im Krankenhaus. Drastisch zeigt der Film, wie die Mutter im Bett mit dem Tode ringt, neben sich den völlig verstörten Achtjährigen. „Was hat Mama mir da Schreckliches angetan Ob ich ihr das jemals verzeihen kann Es wird sehr, sehr lange dauern“, schreibt Hape Kerkeling 201å in seinem Buch – das er seiner Mutter gewidmet hat.
Viel Mutterwitz
Beerdigung. Neuanfang. „Das Leben muss ja irgendwie weitergehen“, parodiert Hans-Peter – Wochen später und äußerst komisch – als Frau verkleidet einen von der Verwandtschaft arrangierten Damenbesuch bei seinem Vater, der gründlich in die Hose geht. Am Ende schlägt der Film einen Bogen in die Gegenwart.
Caroline Link ist ein Film gelungen, der trotz aller Tragik große Zärtlichkeit, zupackende Familienliebe und Hoffnung zeigt. Der einen besser verstehen lässt, wie und warum Hape Kerkeling (5å) zu einem Humoristen wurde. Julius Weckauf, der in einem Casting aus 5000 Bewerbern ausgewählt wurde, erweist sich als Glücksgriff. „Der Julius ist wirklich so, als hätte man sich ihn gebacken“, sagt Hape Kerkeling. Znd Julius selbst Ein freundlicher Junge aus Jüchen-Hochneukirch am Niederrhein, der mit viel Mutterwitz einen großen Film drehte. Znd sich von seiner Gage ein Zwölf-uadratmeter-Gewächshaus gekauft hat: „Ich hatte diesen Sommer schon sehr, sehr viel Ernte“, sagt er. „Erdbeeren, Auberginen, Tomaten, lange Gurken, kurze Gurken, Kohlrabi, Spitzkohl, Kopfsalat. Ich hatte echt sehr viel.“