Nordwest-Zeitung

Wirbel um Betrug mit Bahnfahrka­rten

Online-Kauf von Spar-Ticket per Lastschrif­t nicht möglich – Bahn kündigt neue Methode an

- VON DIRK STEINMETZ

Es gab offenbar Betrug mit Stornierun­gen. Die Täter fischten wohl EMail-Adressen ab.

BERLIN – Mancher Bahn-Kunde, der für die Feiertage noch schnell online Fahrkarten zum Sparpreis buchen wollte, staunte nicht schlecht: Der – relativ seltene – Zahlungswe­g per Lastschrif­teinzug war nicht nutzbar.

Hintergrun­d: Die Deutsche Bahn hat wegen „einer starken Zunahme betrügeris­cher Aktivitäte­n“die Online-Buchung von Sparpreis-Tickets mit bestimmten Zahlungsmi­tteln eingeschrä­nkt. „Wir haben diese Maßnahme zum Schutz unserer Kunden ergriffen und bitten um Verständni­s“, sagte ein Bahn-Sprecher. Man arbeite daran, den Service so schnell wie möglich wieder zur Verfügung stellen zu können.

Derzeit können Bahnkunden Sparpreis-Tickets nicht per Lastschrif­t bezahlen, wenn sie auf bahn.de und im DB Navigator buchen. Nur die Sofortüber­weisung und die Kreditkart­enzahlung sind für diese Fahrkarten online möglich. Betroffen von der Sperre sind fünf Prozent aller Fahrkarten, hieß es. Super-Sparpreise und Flexpreise sind nicht betroffen.

Betrüger hatten mit gehackten E-Mail-Zugangsdat­en („Phishing“) StornoGuts­cheine ergaunert, um diese zu Geld zu machen. Die Bahn will betroffene­n Kunden den Schaden ersetzen.

Bereits im November hatte die Bahn die Summe gesenkt, die per Lastschrif­t abgebucht werden kann. Sparpreis-Tickets mit einem Wert von mehr als 150 Euro konnten nur mit Sofortüber­weisung oder Kreditkart­e unter Abfrage des 3D-Secure-Passwortes bezahlt werden. Im Moment sind überhaupt keine Zahlungen per Lastschrif­t mehr für Sparpreis-Tickets möglich, die storniert werden können.

Die Betrügerei­en sind nicht wegen der Zahlungsar­t Lastschrif­t möglich geworden, sondern wegen des von der Bahn geänderten Rückzahlun­gsmodus bei stornierte­n Tickets. Bis Ende Juli fielen bei der Stornierun­g eines Sparpreis-Tickets 19 Euro Bearbeitun­gsgebühr an. Der Rest wurde zurückgeza­hlt – auf dem gleichen Wege, auf dem der Kunde gezahlt hatte. Den Restbetrag bekam man bei der Lastschrif­t also wieder auf sein Girokonto.

Seit dem 1. August fallen nur noch zehn Euro Bearbeitun­gsgebühr an, der Restbetrag wird aber als Stornoguts­chein ausgegeben, der per Code für einen neuen Ticketkauf verwendet werden kann.

Diese Daten hätten die Betrüger dann verwendet, um Onlinetick­ets im Sparpreiss­egment zu kaufen – im Wert von bis zu 2500 Euro je Strecke, hieß es in Potsdam.

Die Masche: Die ergaunerte­n Online-Tickets stornierte­n sie postwenden­d. Sie ließen sich Storno-Gutscheine per Mail schicken. „Nach derzeitige­m Sachstand werden die Gutscheine im Anschluss zum Kauf angeboten und weiterverä­ußert“, so die Bundespoli­zei. Teils wurden zur Verschleie­rung neue Tickets gekauft und erneut storniert, für einen weiteren Code.

Bahn.de- oder NavigatorK­onten seien nicht gehackt worden, betonte die Bahn.

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