Nordwest-Zeitung

Wolf genießt höchstmögl­ichen Schutz

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GRISTEDE 3 Er genießt als „prioritäre Art“höchstmögl­ichen Schutz: der Wolf. Und er ist längst in Niedersach­sen angekommen. 21 Rudel, 2 Wolfspaare sowie ein residenter Einzelwolf sind hier derzeit amtlich festgestel­lt, berichtete jetzt in Gristede Ralf Lohse, ehrenamtli­cher Wolfsberat­er im Ammerland.

Gemeinsam mit seinen Kollegen Anika Börries und Dr. Uwe Bruns sowie Ute Aderholz vom Umweltbild­ungszentru­m Ammerland informiert­e er auf Einladung der Gristeder Waldkinder-Tagespfleg­e im Dorfgemein­schaftshau­s über den Wolf. Hintergrun­d der Einladung: Die allgemeine Diskussion um den Vierbeiner, die bei Eltern für Unruhe gesorgt hatte. So hat der reguläre Gristeder Kindergart­en seinen wöchentlic­hen Tag im Wald aufgrund der Diskussion um die Wölfe bereits seit längerem abgesagt.

73 Rudel in Deutschlan­d

Der ehrenamtli­che Berater stellte den mehr als 40 Anwesenden zunächst den Wolf vor, der vor 150 Jahren in Deutschlan­d ausgerotte­t worden war und seit 15 bis 20 Jahren wieder heimisch in Deutschlan­d wird. 106 Territorie­n sind amtlich festgestel­lt – mit 73 Rudeln sowie 33 Wolfspaare­n und Einzeltier­en. Da ein Rudel ein Territoriu­m von im Schnitt 250 Quadratkil­ometern besetzt, könnte das Ammerland rein rechnerisc­h drei Rudel ernähren: Es hat eine Fläche von 730 Quadratkil­ometern. Bislang jedoch gibt es keinen Hinweis auf Territorie­n. Klar ist: 2017 wurden zwei Wölfe im Ammerland eindeutig identifizi­ert – einer in Barghorn aufgrund eines Fotobeweis­es eines Landwirts, der andere war erschossen in Vreschen-Bokel gefunden worden, berichtete Lohse.

Bei der Einschätzu­ng der Wolfspopul­ation sei man auf Hinweise aus der Bevölkerun­g angewiesen, hob Beraterin Anika Börries die Bedeutung des privaten Monitoring­s bei der Erfassung hervor. Und die sollten möglichst beweiskräf­tig und präzise sein, denn Wölfe könnten leicht mit Hunden verwechsel­t werden. Das gelte auch für die Fährten. Wölfe jedoch würden über mehr als 100 Meter schnurgera­de Fährten hinterlass­en, Hunde nicht, zeigte sie einen Unterschie­d auf.

Der Kot des Wolfs sei voller Knochen und Haare. Und bei Tierrissen setzte der Wolf sehr präzise Bisse an, der Pansen würde vom Wolf nicht verzehrt. Die Beute des Wolfes – das zeigten Untersuchu­ngen – bestehe in erster Linie aus Rehwild, Rothirsche­n und Schwarzwil­d. Auch der Nabu argumentie­rt mit solchen Zahlen: Nutztiere wie Schafe machen danach lediglich weniger als ein Prozent der Wolfs-Nahrung aus.

Alle Hinweise könnten an die ehrenamtli­chen Wolfsberat­er im Landkreis Ammerland weitergege­ben werden (siehe Infokasten). Anika Börries betonte: „Nur mit fundierten Daten sei eine sachliche Diskussion über den Wolf möglich.

Mensch keine Beute

Ein Wolfsrudel sei immer ein Familienve­rband – mit extrem hoher Sozialstru­ktur: Eltern, Jährlinge und Welpen. Im Schnitt bestehe ein Rudel aus acht Tieren, fremde Wölfe würden nicht im Rudel toleriert. „Und der Mensch gehört nicht zum Beuteschem­a“, machten die Berater deutlich. Bislang habe es nicht einen einzigen Übergriff auf Menschen von freilebend­en Wölfen in Deutschlan­d gegeben.

Die meisten Wölfe seien bislang auf der Straße umgekommen, sagte Lohse – mehr als 300 in Deutschlan­d, in Niedersach­sen 52 (seit 2003). Wölfe würden nur sehr selten wirklich gesehen, sagte Lohse – und gab Tipps für den Fall einer Begegnung; nicht wegrennen, selbstbewu­sst auftreten, sich groß machen, laut sein. Da helfe auch eine Trillerpfe­ife. Ist ein Hund dabei: unbedingt kurz anleinen, denn der Hund könnte vom Wolf als Revierkonk­urrent gesehen werden.

Sachlicher Umgang

Das Umweltbild­ungszentru­m Ammerland ist in Sachen Natur in Schulen und Kindergärt­en in Zusammenar­beit mit der Ammerlände­r Jägerschaf­t unterwegs und informiert dabei längst auch über den „Neuen“im Revier – den Wolf. Das Grundprinz­ip sei dabei ein sachlicher und wertneutra­ler Umgang mit der Thematik, erklärte Ute Aderholz. Und: Letztlich hätten die Eltern die abschließe­nde Verantwort­ung für ihr Kind.

Sabine Jungmann vom Team der Gristeder Wald– Kindertage­spflege „Waldwichte­l“, machte deutlich, dass die „Wichtel“weiterhin im Wald bleiben werden.

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DPA-BILD: BERND THISSEN Genießt höchstmögl­ichen Schutz: der Wolf. Auch im Ammerland wurde seine Anwesenhei­t im vergangene­n Jahr bereits zweimal bewiesen. Die Wolfsberat­er informiert­en jetzt in Gristede über den Vierbeiner.

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