Nordwest-Zeitung

Viva verschwind­et von der Bildfläche

Musiksende­r wird an Silvester nach 25 Jahren abgeschalt­et – Sprungbret­t f5r viele Stars

- VON JONAS-ERIK SCHMIDT

In den P1er Jahren war der Musiksende­r Kult. Angetreten war Viva als deutsche Antwort auf die globale Marke MTV.

BERLIN/KÖLN – „Wir sind mehr als nur ein Fernsehsen­der, denn wir sind euer Sprachrohr und euer Freund“, sagt Heike Makatsch, man schreibt das Jahr 1993 und ein neuer – ziemlich bunter – Sender hat gerade den Betrieb aufgenomme­n. Und Viva hat Großes vor, auch wenn es aus dem Mund von Makatsch dahingepla­ppert klingt: „Und ab heute bleiben wir für immer zusammen, okay?“

25 Jahre später klingen diese Worte aus den Anfangstag­en von Viva nicht mehr groß. Man weiß, dass sie eine Illusion geblieben sind. Viva wird nicht für immer bleiben, sondern endgültig abgeschalt­et. Am Montag (31. Dezember) ist es soweit. Um 14 Uhr ist Schluss, ironischer­weise heißt die Abschluss-Show „Viva Forever“(deutsch: Viva für immer). Danach endet eine Fernseh-Ära.

Kaum ein Sender verkörpert­e das Lebensgefü­hl zwischen Backstreet-Boys-Poster, Inlineskat­es und Tamagotchi einst so sehr wie der Musikkanal aus Köln. Kaum ein Sender förderte auch in derart kurzer Zeit derart viele gute Moderatore­n ans Tageslicht: Viva war Sprungbret­t für Stefan Raab, Charlotte Roche, Sarah Kuttner, Oliver Pocher, Matthias Opdenhövel, Heike Makatsch und viele mehr.

Angetreten war er als deutsche Antwort auf die globale Coolness-Marke MTV. Auf Viva sollte deutsche Musik einen Platz haben, auch zur besseren Vermarktun­g. MTV sitze „auf einer Insel hinter dem Ärmelkanal“, erklärte Viva-Gründer Dieter Gorny. „Viva sitzt in Köln, mittendrin.“Als Macher des neuen Gehörte zu den Stars von Viva: Entertaine­r Stefan Raab moderierte auf dem Musiksende­r unter anderem die Sendung „Vivasion“.

Senders stieg Gorny selbst zum „Paten der Popmusik“auf. Mit MTV lieferte man sich einen erbitterte­n Kampf um Quoten.

Vivas Geheimnis war allerdings, dass der Sender auf andere Art gar nicht deutsch

war: Perfektion­ismus und Millimeter­arbeit gehörten nicht zu seinen Tugenden. Die Moderatore­n quatschten fast betont unprofessi­onell in die Kamera. Damit trafen sie aber den Nerv ihres Publikums, das zu Hause mit Zahnspange Wurde bei Viva bekannt: die Schauspiel­erin Heike Makatsch.

herumlümme­lte und sich auch alles andere als perfekt fühlte. „Es gab keine Moderatore­n-Schulung oder so. Das war Trial and Error – und es war auch sehr viel Error dabei“, berichtet Moderatori­n Milka Loff Fernandes heute.

Stefan Raab sprang durch die Sendung „Ma’ kuck’n“, Charlotte Roche zeigte in „Fast Forward“Achselhaar. Wenn eine angesagte Band zu Viva in den Kölner Mediapark kam, belagerten Teenager das Areal. Den Moderatore­n wurden zwar ein paar Anweisunge­n gegeben, im Grunde ließ man sie aber einfach machen. „Wenn eine Girlgroup kam, sollte man sie zum Beispiel keinesfall­s live singen lassen“, erinnert sich Oliver Pocher. Er habe dagegen natürlich regelmäßig verstoßen. „Viva war damals das, was heute YouTube ist“, sagt Pocher.

Unter anderem mit YouTube fing auch der Niedergang an. Im Internet entstand neue Konkurrenz, Musik wurde anders konsumiert. Auf Viva lief plötzlich sehr viel nervige Klingelton­werbung. 2004 übernahm der amerikanis­che Medienries­e Viacom, Eigner von MTV, Viva. Aus Konkurrent­en wurden nun plötzlich Schwestern. Eine Vorzeige-Sendung wie „Interaktiv“wurde gestrichen. Der Sturz in die Bedeutungs­losigkeit war irgendwann kaum noch aufzuhalte­n.

„Viva ist heute in etwa so, wie Harald Juhnke in den 90ern war. Der war auch eine ganz wichtige Figur für das deutsche Fernsehen, aber irgendwann wurde er nur noch belächelt“, sagt Marcus S. Kleiner, Professor für Kommunikat­ionsund Medienwiss­enschaft an der SRH Hochschule der populären Künste in Berlin. „Viva war irgendwann nur noch eine Lachnummer“, von der man nicht gewusst habe, ob sie noch lebt.

Am letzten Tag, am 31. Dezember, will Viva noch mal auf seine größten Momente zurückblic­ken. Das erste je gezeigte Musikvideo auf Viva war „Zu geil für diese Welt“der Fantastisc­hen Vier. Die Band hat sich dafür ausgesproc­hen, mit diesem Lied auch zu enden. Auch das wäre ja durchaus eine Botschaft. Ein Paar: Miley Cyrus und Liam Hemsworth

Die US-amerikanis­che Sängerin MILEY CYRUS (26) und der australisc­he Schauspiel­er LIAM HEMSWORTH (28) haben mit mehreren Schwarz-Weiß-Fotos eine heimliche Hochzeit angedeutet. „Meine Liebe“, schrieb Hemsworth am Mittwoch (Ortszeit) zu einem der Bilder bei Instagram. Sängerin Cyrus ergänzte: „10 Jahre später“und das Datum 23. Dezember 2018. Möchte auf den Laufsteg: Evelyn Reißmann

Die frisch in Bad Zwischenah­n gekürte Miss 50plus Germany, EVELYN REIßMANN, sieht sich als Botschafte­rin für die Generation über 50. „Viele Frauen in meinem Alter fühlen sich noch attraktiv und sind beispielsw­eise in der Werbung vertreten“, sagte die 52-Jährige aus Plauen (Sachsen). Derzeit suche sie nach einer Model-Agentur. Nebenberuf­lich könne sie sich Jobs in der Werbung und auf dem Laufsteg vorstellen. Erfolgreic­h: Udo Lindenberg

Kurz vor dem Jahreswech­sel hat Panikrocke­r UDO LINDENBERG mit seiner neuen Platte „MTV Unplugged 2 – Live vom Atlantik“noch schnell den erfolgreic­hsten Album-Start des Jahres in Deutschlan­d hingelegt. Lindenberg überholte die Rapper BONEZ MC & RAF CAMORA mit „Palmen aus Plastik 2“, teilte GfK Entertainm­ent am Donnerstag mit. Die zweite MTVUnplugg­ed-Scheibe des 72Jährigen war kurz vor Weihnachte­n erschienen und ging auf Anhieb auf Platz eins.

 ?? DPA-BILD: SCHEIDEMAN­N ?? Prägte Viva mehr als zehn Jahre lang: Moderator Mola Adebisi war von 1993 bis 2004 bei dem Musiksende­r angestellt.
DPA-BILD: SCHEIDEMAN­N Prägte Viva mehr als zehn Jahre lang: Moderator Mola Adebisi war von 1993 bis 2004 bei dem Musiksende­r angestellt.
 ?? DPA-BILD: BERG ??
DPA-BILD: BERG
 ?? DPA-BILD: WENDT ??
DPA-BILD: WENDT
 ?? BILD: DPA ??
BILD: DPA
 ?? DPA-BILD: WOITAS ??
DPA-BILD: WOITAS
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany