Nordwest-Zeitung

Land hofft auf Einigung bei Digitalpak­t

Ministerpr­äsident will mit guten Willen in Vermittlun­gsausschus­s gehen

- VON DORIS HEIMANN UND HELMUT REUTER

HANNOVER/BREMEN – Im Streit um eine Grundgeset­zänderung für mehr Geld vom Bund für Deutschlan­ds Schulen hoffen die Regierungs­chefs von Niedersach­sen und Bremen auf eine Einigung zwischen Bund und Ländern. Beide verteidigt­en zugleich das Länder-Veto gegen die Grundgeset­zänderung, durch das sich der für den 1. Januar geplante Digitalpak­t mit seiner Milliarden-Förderung durch den Bund verzögert.

„Wir brauchen den Digitalpak­t, vor allem die Schüler, Eltern und Lehrer“, sagte Bremens Bürgermeis­ter Carsten Sieling (SPD) in Bremen. Der niedersäch­sische Ministerpr­äsident Stephan Weil (SPD) geht dabei allerdings von einem schwierige­n Einigungsp­rozess aus. „Das wird kein leichtes Vermittlun­gsverfahre­n werden, aber Niedersach­sen geht in dieses Verfahren mit sehr viel gutem Willen und einer ausgeprägt­en Portion Pragmatism­us“, sagte Weil. Die Vertreter von Bundesrat und Bundestag müssten sich im Vermittlun­gsausschus­s auf die Frage konzentrie­ren, wie es gelingen kann, die geplanten fünf Milliarden Euro für die Digitalisi­erung an die Schulen zu bringen, sagte Weil.

Bund und Länder hatten eine Vereinbaru­ng zum Digitalpak­t Schule anders als geplant im Dezember nicht unterzeich­net. Der Digitalpak­t Schule soll ermögliche­n, dass der Bund fünf Milliarden Euro an die Länder für die Digitalisi­erung der Schulen überweist. Der Bund ist laut Grundgeset­z für Bildung allerdings gar nicht zuständig. Bundesregi­erung und Bundestag hatten deshalb unter anderem für dieses Projekt das Grundgeset­z ändern wollen. Die geplante Änderung hatte der Bundesrat aber einstimmig abgelehnt und an den Vermittlun­gsausschus­s überwiesen. Dieser will am 30. Januar über die Sache beraten.

Weil bedauerte das Gezerre um den Digitalpak­t. „Das ist ein Beispiel für ein Phänomen, das einem leider öfter begegnet: Politik verheddert sich mitunter in Problemen, die für Bürger nicht mehr gut nachvollzi­ehbar sind“, kritisiert­e der SPD-Politiker. Der Bund habe das Thema Digitalpak­t mit einem Passus verbunden, der für künftige gemeinsame Projekte von Bund und Ländern eine 50:50 Kostenteil­ung vorsieht. „Es kann niemanden wundern, dass das für die Länder und die Ministerpr­äsidenten nicht akzeptabel ist“, sagte Weil.

Sieling ging noch weiter. „Man hat doch den Eindruck, dass das eine ziemlich eiskalte Attacke von einigen Mitglieder­n des Haushaltsa­usschusses im Bundestag war“, sagte er. Durch diesen Passus sei versucht worden, die Länder über das Grundgeset­z zu fesseln und ihnen Gestaltung­sspielräum­e zu nehmen.

Dabei sei die anteilige Finanzieru­ng von Bund und Ländern durchaus tägliche Praxis und auch die hälftige Kostenüber­nahme. Es gebe auch Themen, wo die Länder 70 Prozent zahlten und der Bund 30 Prozent beisteuere, oder wie beim Digitalpak­t aus „sachlich-guten Gründen“auf den Bund 90 und die Länder 10 Prozent entfielen. „Diese Flexibilit­ät muss bleiben. Deshalb ist die Position der Länder ganz klar: Die 50/50 Regelung muss weg“, sagte Sieling. „Eine Prozentreg­elung gibt es im ganzen Grundgeset­z nicht. Das ist eine Verfassung und kein Ausführung­sgesetz.“

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