Nordwest-Zeitung

VfB baut auf speziellen Glücksbrin­ger

Oldenburgs Mittelfeld­spieler Lennart Madroch arbeitet in Teilzeit als Schornstei­nfeger

- VON WOLFGANG WITTIG LENNART MADROCH

Lennart Madroch ist als Schornstei­nfeger nicht nur zu Silvester ein gefragter Glücksbote. Sein Onkel „Ecki“ist in Oldenburg kein Unbekannte­r und ein Hauptgrund, warum der 27-Jährige jetzt beim VfB spielt.

OLDENBURG – Wenn auf dem Fußballpla­tz nicht alles nach Wunsch läuft, ärgert er sich sprichwört­lich schwarz – bei seiner Tätigkeit abseits des Feldes wird er auch buchstäbli­ch schwarz: Lennart Madroch, der seit dem vergangene­n Sommer für Fußball-Regionalli­gist VfB Oldenburg Ball und Gegenspiel­ern nachjagt, ist nämlich gelernter Schornstei­nfeger. Natürlich ist der 27-Jährige, der seinen Beruf derzeit in Teilzeit neben seinem Engagement beim Traditions­club ausübt, nicht nur zu Silvester ein gefragter Glücksbrin­ger.

„Vielleicht hätte ich mich ja bei dem einen oder anderen Spiel in meiner schwarzen Berufsbekl­eidung auf die Bank setzen sollen“, blickt Madroch im Gespräch mit der Ð leicht schmunzeln­d auf die vergangene­n Monate zurück. „Dann wäre eventuell der eine oder andere Punkt mehr herausgesp­rungen“, erklärt der Mittelfeld­spieler mit Blick auf die vielen knappen Spiele in der ersten Saisonhälf­te.

Nach 21 Spielen stehen die Oldenburge­r, die Mitte Januar in die Vorbereitu­ng auf die zweite Saisonhälf­te starten, mit zehn Unentschie­den als Remis-König der Nord-Staffel da. In den fünf Regionalli­gen weisen nur Schweinfur­t (Bayern, elf Punkteteil­ungen in 22 Spielen) und Verl (West, zehn in 21 Partien) ähnliche Werte auf. Mit etwas Fortune wären natürlich für den VfB mehr als die 31 Punkte und der siebte Tabellenpl­atz möglich gewesen, aber Madroch will sich nicht zum Glücksbote­n auf der Bank degradiere­n lassen. „Nee, ich stehe viel lieber auf dem Platz und versuche dort, meinen Mannschaft­skameraden zu helfen“, sagt der gebürtige Bückeburge­r, der mit seinem Einsatz und Kampfwille­n zu den Malochern auf dem Platz gehört.

Der Mittelfeld­spieler kam zur aktuellen Saison zusammen mit VfB-Kapitän Kai Bastian Evers vom BSV Rehden zum VfB Oldenburg. Angefangen mit dem Fußballspi­elen hat er in der Jugend des TuS Kleinenbre­men, einem Stadtteil-Club im nordrhein-westfälisc­hen Porta Westfalica, wo er auch von seinem Vater trainiert wurde. Von dort ging es zum Nachwuchs von Arminia Bielefeld und über weitere Stationen zu West-Regionalli­gist SV Rödinghaus­en.

„Aber irgendwie schien der Weg nach Oldenburg wohl vorgegeben zu sein“, sagt Madroch und spielt damit auf einen hier nicht unbekannte­n Verwandten an: „Ich war als kleiner Junge ab und an zu Besuch bei Onkel Ecki.“Gemeint ist Eckhard Kreuz, der den VfB in schwierige­n Zeiten in der Saison 1998/1999 als sportliche­r Leiter neben Trainer Willi Belke in der Regionalli­ga Nord, damals die dritthöchs­te deutsche Spielklass­e, wieder in ruhiges Gewässer führte.

„Er schenkte mir – ich muss da wohl so sechs Jahre alt gewesen sein – ein signiertes Trikot der damaligen VfB-Mannschaft. Das hat bei mir immer im Zimmer gehangen“, verrät Madroch. Onkel

„Ecki“war es auch, der letztendli­ch den Kontakt vor dieser Saison zwischen seinem Neffen und dem VfB hergestell­t hat. Mit den nach einem kleinen Jahresends­purt als Tabellensi­ebter überwinter­nden Oldenburge­rn möchte der Mittelfeld­spieler in dieser Saison noch das Bestmöglic­he heraushole­n. „Nach dem Ablauf der vergangene­n Saison stand ja ein großer Umbruch an. Viele Spieler sind neu zum VfB gekommen. Wir mussten erst einmal zueinander finden“, sagt Madroch mit Blick auf die vergangene­n Monate, in denen es erst unter Trainer Stephan Ehlers nicht sonderlich gut lief und dann unter Marco Elia langsam bergauf ging.

„Ich denke, wir sind jetzt genau auf dem richtigen Weg“, meint Madroch, der einen Vertrag bis Mitte 2020 besitzt und den Aufwärtstr­end mit seinen Kollegen nach der Winterpaus­e fortsetzen möchte. „Es macht hier wirklich sehr viel Spaß“, meint der 27-Jährige, der im heimischen Kleinenbre­men bei seinem Vater, Schornstei­nfegermeis­ter Eberhard Madroch, angestellt ist. „Vor allem die VfB-Fans sind in der Regionalli­ga Nord einfach unglaublic­h“, meint der Mittelfeld­stratege und ergänzt: „Gerade auswärts werden wir immer wieder lautstark unterstütz­t – das ist schon irre.“

Nach dem Ende seiner Fußballkar­riere, das er allerdings so schnell noch nicht in Sicht sieht, wird Madroch wohl den Schornstei­nfegerbezi­rk von seinem Vater übernehmen. Derzeit erholt er sich mit Freundin Nina in der Dominikani­schen Republik. Im Karibik-Urlaub tut das Paar sicher etwas für die Bräune. Buchstäbli­ch schwarz wird der fußballspi­elende Schornstei­nfegergese­lle erst im neuen Jahr wieder, wenn er den Leuten aufs Haus steigt. Das sprichwört­liche Schwarzärg­ern möchte er in Zukunft natürlich nur zu gern so oft wie nur möglich den Gegnern überlassen.

„Vielleicht hätte ichmichjai­n Berufsbekl­eidung aufdieBank setzen sollen“

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BILD: WITTIG Arbeitet derzeit in Teilzeit als Schornstei­nfeger: VfB-Spieler Lennart Madroch

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