Nordwest-Zeitung

Farbinterv­alle auf Holztafeln

|rbeiten von Roland Maier Holzknecht in der NWZ-Galerie

- VON JÜRGEN WEICHARDT

Der Künstler lebt in der Schweiz. 9r wuchs in Nürtingen auf und hat nach einer Schreinerl­ehre in Ottersberg und Bremen studiert.

OLDENBURG – Die Bilder, die der Lehrer, Kunstthera­peut, Bildhauer und Maler Roland Maier Holzknecht in der ÐGalerie zeigt, sind auf bemerkensw­ertem Material entstanden und verbinden damit eine spezifisch­e Aussage: Sie sind auf Holzplatte­n gemalt, die alte Munitionsk­ästen der Schweizer Armee verschloss­en hatten.

Der Künstler, der unter anderem in Bremen studiert hat und heute in der Schweiz lebt, versteht die Umwidmung der Tafeln als pazifistis­ches Zeichen. Tatsächlic­h lassen sich auf den Oberfläche­n der Bilder noch Spuren der alten Verwendung erkennen, etwa von Drähten geprägte große Dreiecke. Die Drähte waren verbunden und dienten als Warnung vor einem ungestümen Öffnen der Kästen mit ihrem explosiven Inhalt. Dagegen enthielten die Löcher, die in gleichmäßi­gem Abstand die Tafelrände­r markieren, Schrauben zum Verschließ­en der Kisten.

Roland Maier Holzknecht hat diese eher unauffälli­gen, aber doch sichtbaren Elemente alter Nutzung nicht beseitigt, aber seine Kompositio­nen auch nicht danach ausgericht­et. Diese sind nicht figurativ, sondern basieren auf einfachen geometrisc­hen Formen, zumeist kleinen Rechtecken, die zum Quadrat reduziert, zum Streifen gedreht oder zu Dreiecken geteilt werden können.

Ganz bewusst hat der Künstler traditione­lle Formen der konstrukti­vistischen Kunst aufgenomme­n, doch bricht er ebenso bewusst aus deren strengem Gefüge aus, wenn er die einzelnen Formen, die farblich meist deutlich voneinande­r abgesetzt sind, mit dem Pinsel ausführt und ihren Rändern relativ viel Bewegungsf­reiheit lässt.

Max Bill oder Richard Paul Lohse, die Schweizer Protagonis­ten des Konstrukti­vismus, haben auf exakte Grenzen zwischen den Farben geachtet, Mark Rothko und manche Amerikaner haben dagegen diese geometrisc­he Exaktheit vermieden. Ihnen stehen die Bilder von Maier Holzknecht näher – auch in der Farbwahl: Die Ausgangsfa­rbe ist ein Leinöl-Schwarz, in dem die Munitionsk­ästen aus Gründen der Unauffälli­gkeit gehalten waren.

Es mit anderen Tönen zu übertünche­n, verlangt viel Ölfarbe, ermöglicht aber auch eine Vielfalt von Differenzi­erungen, wenn das Quantum der neu aufgesetzt­en Farbe reguliert werden kann. So entstehen auf der Bildfläche kleine geometrisc­he Formen unterschie­dlicher Farbdichte, unterschie­dlicher Abstände vom Ausgangspu­nkt Schwarz, die Maier Holzknecht „Intervalle“nennt und die den eigentlich­en Reiz dieser Malerei ausmachen. Signalhaft­es Aufleuchte­n ist selten, feine Abstufunge­n verschiede­ner Blau- oder Grün-Töne spiegeln Stimmungen des Künstlers. Sie lassen auch Assoziatio­nen an landschaft­liche und mehr noch architekto­nische Ensembles zu, aber sie werden primär geprägt von Empfindung­en des Künstler im Augenblick des Malens.

Aber er kann auch ganz anders. Seit Oktober ist noch bis zum April 2019 in der Kassenärzt­lichen Vereinigun­g Niedersach­sen, Amalienstr­aße 3, eine Schau mit Aktzeichnu­ngen von ihm und Bildern von Dieter Anhuth zu sehen.

Die Ausstellun­g im Oldenburge­r Medienhaus an der Peterstraß­e ist noch bis zum 31. Januar zu sehen.

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BILD: TORSTEN VON REEKEN Spezialist für sanfte Farbinterv­alle: Roland Maier Holz1necht präsentier­t im Monat Januar seine Bilder in der Oldenburge­r Ð-Galerie.

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