Nordwest-Zeitung

EU will weltgrößte Freihandel­szone

Nach Konsens mit Japan soll Einigung mit südamerika­nischem Staatenbun­d Mercosur her

- VON ANSGAR HAASE

Zum 1. Februar 2019 schaffen die EU und Japan die weltweit größte Freihandel­szone. Doch der Superlativ könnte schon bald überholt sein.

BRÜSSEL – Nach dem Abschluss des Freihandel­sabkommens mit Japan will die EU so schnell wie möglich auch eine Einigung mit dem südamerika­nischen Staatenbun­d Mercosur erzielen. Sie hoffe, dass die Gespräche mit den Ländern Argentinie­n, Brasilien, Paraguay und Uruguay 2019 abgeschlos­sen werden können, sagte EU-Handelskom­missarin Cecilia Malmström zum Jahreswech­sel. Die Summe der Zölle, die abgebaut werden könnten, sei viermal so groß wie beim Abkommen mit Japan.

Das Abkommen mit der Mercosur-Gruppe wäre das größte, das die EU jemals vereinbart hat. Bislang ist dies das Abkommen mit Japan, das am 1. Februar in Kraft tritt und dann die größte Freihandel­szone der Welt schafft.

Als eine Ursache für zuletzt ausgeblieb­ene Fortschrit­te bei den Mercosur-Verhandlun­gen nannte Malmström die Wahlen in Brasilien und die Vorbereitu­ngen für den nun anstehende­n Regierungs­wechsel. Die scheidende Regierung konnte sich demnach in den vergangene­n Monaten nicht mehr klar positionie­ren.

Anzeichen dafür, dass der ab dem 1. Januar regierende Präsident Jair Bolsonaro die Verhandlun­gen platzen lassen will, gibt es nach Angaben von Malmström aber nicht. „Der neue Außenminis­ter hat uns gesagt, dass sie das Abkommen gern abschließe­n würden und dass sie sich sehr darauf freuen, die Verhandlun­gen fortzusetz­en“, sagte sie.

Malmström wies zudem darauf hin, dass Bolsonaro bereits vor seiner Wahl ein Festhalten am Pariser Klimaabkom­men angekündig­t habe. Der französisc­he Präsident Emmanuel Macron hatte zuvor ein Veto gegen EU-Freihandel­sabkommen mit Staaten angedroht, die sich nicht an den internatio­nalen Vertrag zum Stopp der Erderwärmu­ng halten wollen.

Als noch ausstehend­e Punkte bei den Mercosur-Verhandlun­gen nannte Malmström Regelungen für den Handel mit landwirtsc­haftlichen Produkten sowie das Tempo bei der vorgesehen­en Liberalisi­erung des Automarkte­s. So ist es für die EU beispielsw­eise wichtig, dass der Schutz von geografisc­hen Angaben für EU-Produkte auch in den Mercosur-Staaten respektier­t wird. Dabei geht es unter anderem um Münchner Bier, um Cognac oder um Parmesankä­se.

Die Verhandlun­gen zwischen der Europäisch­en Union und Mercosur laufen bereits seit Jahren. Ziel ist ein Abkommen über den Abbau von Zöllen und anderen Handelshem­mnissen, das Unternehme­n Kosteneins­parungen in Milliarden­höhe bringen soll.

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