„Beluga“bringt Lesen und Schreiben bei
Programm aus Oldenburger VHS hilft bundesweit – Bald auch auf mobilen Endgeräten
Oldenburg ist bundesweit Vorreiter mit seiner Lernsoftware. Unterstützung kam vom Wissenschaftsministerium.
OLDENBURG – Nicht oder kaum lesen und schreiben zu können: Das trifft viel mehr Menschen, als man denkt. Allein in Oldenburg sollen 15 000 Erwachsene leben, deren Kompetenzen im Lesen und Schreiben begrenzt sind – genauso wie ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt. „Zumal die Digitalisierung der Arbeitswelt bei allen Vorteilen für diese Menschen weitere Hürden schafft“, sagt Achim Scholz, der Leiter des Regionalen Grundbildungszentrums (RGZ) an der Oldenburger VHS.
Seit kurzem gibt es Hilfe: Die VHS hat in ihrem Regionalen Grundbildungszentrum die erwachsenengerechte Lernsoftware Beluga entwickelt, die bereits von Flensburg bis München eingesetzt wird. Ab Ende Februar soll die komfortable Nutzung des Programm nun auch auf mobilen Endgeräten und als Webanwendung verfügbar sein, kündigten Wissenschaftsminister Björn Thümler und VHS-Leiter Andreas Gögel am Freitag in der VHS an. Das Wissenschaftsministerium hat die Entwicklung finanziert.
Mehr als 20 000 Mal wurde Beluga bereits in kürzester Zeit von der Website des Grundbildungsbereichs heruntergeladen. Der Nutzerkreis der Lernsoftware hat sich seit ihrem Erscheinen vervielfältigt und wird mittlerweile unter anderem auch in Grund- und Förderschulen sowie von ehrenamtlichen Flüchtlingshelfern genutzt, um die Schriftsprachen-Kompetenz zu fördern.
„Ziel ist die Integration von Menschen mit Schwächen in den Arbeitsmarkt statt in die Langzeitarbeitslosigkeit“, sagt Thümler. Unzähligen funktionalen Analphabeten, die nicht richtig lesen könnten und das lange kaschiert hätten aus Angst vor Stigmatisierung, könne mit dem Programm geholfen werden. „Gut, dass die VHS sich aufgemacht hat, mit ihrem Regionalen Grundbildungszentrum hier entgegenzuwirken. Wir tragen so dazu bei, die Lebenssituation von Menschen deutlich zu verbessern“, sagte Thümler. Oldenburg nehme mit seinen VHSProjekten zur Alphabetisierung „eine bundesweite Vorreiterrolle ein“.
Selbstbestimmt, spielerisch und abwechslungsreich lernen sich die Anwender durch Beluga, das sehr leicht bedienbar ist und sich selbst erklärt – auch mit Hilfe von Bild und Ton. „Entwickelt wurde es im direkten Kontakt mit unseren Anwendern in den Kursen“, sagt Nadine Engel, die die Lernsoftware gemeinsam mit Karsten Cornelius auf die Beine gestellt hat. Eingesetzt wird die Lernsoftware längst nicht mehr nur in der VHS, sondern auch von anderen Bildungsträgern, der Caritas, Gemeinnützigen Werkstätten, in Lerncafés, im Strafvollzug, an Schulen, in Sprachlernklassen, in der Flüchtlingshilfe und zu Hause. Neben einem AllgemeinWortschatz von 1400 Wörtern hat es Spezialwortschätze für bestimmte Berufsbereich wie Küche, Pflege, Kraftfahrer, Bauhelfer und Maler, folgen sollen in Updates bald noch Reinigung, Lager und Gartenund Landschaftsbau – alles Bereiche, in denen auch viele Migranten arbeiten (Küche 27 Prozent, Kraftfahrer 32, Bauhelfer 56, Maler 26 Prozent).
Infos bei Achim Scholz, 92391-53, kontakt@abc-projekt.de.
Kostenloser Download unter www.abc-projekt.de
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