Wie aus einem Hobby eine Firma wird
Hauke Neumann aus Cuxhaven führt Laden in Hamburg – Maritime Artikel im Verkauf
74. Jahrgang
Keine Frage des Alters: Für Barbara Lutz hat sich mit 66 Jahren der Traum von der
Model-Karriere erfüllt. Auf China-Porzellan hatte Hauke Neumann keine Lust. „Es geht besser, schöner und schicker“, sagt er.
HAMBURG – Wer Hauke Neumann in seinem Laden besucht, versteht sofort die Geschäftsidee und denkt: Der hat nie etwas anderes gemacht. Der kleine Shop in der Hamburger Neustadt unweit der City ist randvoll mit den unterschiedlichsten maritimen Waren, deren Erkennungszeichen die immer blau-weißen Motive sind. Auf Tassen, Tellern, Backfischschalen, Kacheln, Seesäcken oder Einmal-Tattoos prangen Anker, Schiffe, Fische, Seemänner, Seesterne und Nixen. Im „Bootshaus Hafen“, so der Name des Geschäfts, lebt Hauke Neumann in zahllosen Varianten seine Liebe zum Meer und zur Heimat aus.
Traum geht in Erfüllung
Das Label „Ahoi Marie“, unter dem der 42-Jährige seine Waren vertreibt, wirkt wie die Erfüllung eines lebenslangen Traums. Doch die Geschichte von Neumanns Marke, seinem Laden, einer Produktionsstätte in HamburgBahrenfeld und Anteilen am ebenfalls maritim inspirierten Restaurant „Bootshaus Kombüse“gleich um die Ecke geht ganz anders.
Der Junge von der Küste, aufgewachsen als Sohn eines Landbau-Ingenieurs und einer Erzieherin in Cuxhaven, wusste nach dem Abi nur eins: Er wollte am Wasser bleiben. „Ich mag die Nähe zum Schifferteller Bootshaus → Mehr Trends auf und zum Meer. Ich kann das Gefühl nur schwer beschreiben. Vielleicht liegt es an meiner Familiengeschichte. Mein Opa war Fischer und mein Onkel ist als Kapitän zur See gefahren. Das hat mich fasziniert“, sucht Neumann nach Worten, um seine Sehnsucht nach Wellen und dem weiten Blick zu erklären. SEITE 3
einem gemeinsamen Kaffee wird nach wenigen Sätzen klar: Der Mann mit den kurzen braunen Haaren, dem Sieben-Tage-Bart und der dunklen Hornbrille ist kein Schnacker. Er selbst charakterisiert sich als „mathematischen Typen mit einem analytischen Blick.“Dazu passt das Studium der Elektrotechnik, für das er Ende der 1990er Cuxhaven verließ und in seine Lieblingsstadt Hamburg zog. Anschließend sattelte er in einem zweijährigen Aufbaustudium noch einen Wirtschaftsingenieur drauf. Neumann fand an der Elbe einen Job als Projektmanager. Es lief. So ähnlich hatte er sich seine Karriere vorgestellt.
Neumann ist ein Dickkopf, der macht, worauf er Bock hat. Zudem entwickelte er als Teenager ein Faible für Punkrock und verinnerlichte den Do-It-YourselfGedanken dieser Subkultur. Dies erklärt ein wenig den Sprung ins Abenteuer Selbstständigkeit. Dem Cuxländer ging es nie darum, möglichst schnell viel Geld zu verdienen, sondern um den Spaß an der Sache. „Irgendwann wurden die Projekte langweilig“, meint der eheStrand Projektmanager. Aus dem Festangestellten wurde ein Teilzeit-Free-Lancer, der vor acht Jahren komplett hingeschmissen hat, um sich voll auf „Ahoi Marie“zu konzentrieren.
Siebdruck gelernt
Die Marke entstand aus einem Hobby. Neumann, der mit seinen Fußball-Kumpels an den Wochenenden regelmäßig Punk-Konzerte besuchte, entdeckte irgendwann die US-Gig-Poster-Szene. Der Musikfan begann limitierte Bandplakate zu sammeln. Als Student lernte der Autodidakt Siebdruck, bestellte bei Künstlern Motive und bedruckte damit in seiner Wohnung T-Shirts, die er verkaufte. Unter anderem in einem Ladengeschäft, das er 2004 mit Freunden in St. Pauli eröffnet hatte.
Etwa zur selben Zeit erweiterte Neumann das T-ShirtAngebot erstmalig mit blauweißen Fischgräten, Totenköpfen, Windrosen und anderen maritimen Symbolen, die befreundete Illustratoren und Designer gestalteten. „Ahoi Marie“war geboren.
Schnell kam die Idee mit hochwertigem, bedrucktem Schiffer-Porzellan. „Die übliBei chen Hamburg-Becher aus China sahen ganz schlimm aus. Wir wussten, das geht besser, schöner, schicker“, sagt Neumann, der sich als nächstes beibrachte, wie man mit einem speziellen Ofen Abbildungen auf Keramikbecher brennt. Das war 2005. Die Becher, insbesondere die „Moin“-Variante, sind inzwischen „Ahoi Marie“-Klassiker und machen über die Hälfte des Umsatzes aus. Im ersten Jahr, schätzt der Kaufmann, seien in der Hansestadt ungefähr
300 Stück wegmalige
In Bremen
gibt es zwei Läden, die „Ahoi Marie“-Produkte führen:
Büchlers Beste Bohne
@ www.bremer-kaffeegesellschaft.de
Glasbox,
Ostertorsteinweg @ www.glasbox-bremen.de
Mehr Infos unter www.ahoi-marie.com gegangen. 2017 waren es fast 10 000 deutschlandweit, unter anderem in Bremen. Neumann spürte das Potenzial, das in „Ahoi Marie“steckt und ebenso „die angezogene Handbremse“, mit der der noch aktive Projektmanager sein junges Unternehmen führte. 2010 traute er sich, löste die Handbremse und legte mit voller Kraft los.