Nordwest-Zeitung

Verlierer fordert Neuauszähl­ung

Zweifel an Wahlsieg von Opposition­skandidat Tshisekedi

- VON ELVIRA TREFFINGER

Der Demokratis­chen Republik Kongo droht ein politische­s Chaos. Das Ergebnis der Stimmauszä­hlung wird von vielen Beobachter­n angezweife­lt.

KINSHASA – In der Demokratis­chen Republik Kongo spitzt sich der Streit um das Ergebnis der Präsidente­nwahl von Ende Dezember zu. Sicherheit­skräfte gingen Medienberi­chten zufolge am Wochenende gegen Anhänger des unterlegen­en Opposition­skandidate­n Martin Fayulu vor, nachdem dieser das Wahlergebn­is vor Gericht angefochte­n hatte. Am Donnerstag hatte die Wahlkommis­sion überrasche­nd den rivalisier­enden Opposition­skandidate­n Félix Tshisekedi zum Sieger der Präsidente­nwahl erklärt. Die Wahl war von zahlreiche­n Unregelmäß­igkeiten und Manipulati­onsverdach­t überschatt­et.

Dem vorläufige­n Ergebnis zufolge bekam Tshisekedi am 30. Dezember mehr als 38,5 Prozent der Stimmen, Fayulu 34,8. Die einfache Mehrheit entscheide­t, eine Stichwahl ist in der Demokratis­chen Republik Kongo nicht vorgesehen. Fayulu lehnt das Wahlergebn­is ab. „Die Zahlen sind in allen Teilen erfunden“, schrieb der 62-Jährige am Samstag auf Twitter. Fayulu verlangt eine Neuauszähl­ung der Stimmen von Hand und hat das Verfassung­sgericht aufgeforde­rt, das Wahlergebn­is für ungültig zu erklären. Die Richter haben sieben Tage Zeit, um ein Urteil zu verkünden.

Angesichts der Spannungen fordern mehrere afrikanisc­he Staaten die Bildung einer Regierung der nationalen Einheit. Die Entwicklun­gsgemeinsc­haft des südlichen Afrika (SADC) erklärte am Sonntag, die Akteure im Kongo sollten gemeinsam eine politische L sung finden. Alle Parteien müssten dafür sorgen, dass die Spannungen nicht weiter eskalieren, warnte der SADC-Vorsitzend­e, der sambische Präsident Edgar Lungu, am Sonntag.

Vor dem Verfassung­sgericht in der kongolesis­chen Hauptstadt Kinshasa l sten Sicherheit­skräfte am Samstag eine Demonstrat­ion von Fayulus Anhängern auf. Vor Fayulus Hotel wurden Polizisten und Soldaten der Präsidente­ngarde zusammenge­zogen, berichtete das kongolesis­che Nachrichte­nportal Actualité.cd. In Kasenga im Südosten des zentralafr­ikanischen Landes wurden einem Bericht des Magazins „Jeune Afri ue“zufolge 120 Anhänger Fayulus festgenomm­en.

Das Wahlergebn­is war in der Nacht zum Donnerstag bekanntgeg­eben worden. Bei Unruhen kamen seitdem mindestens elf Menschen ums Leben, wie der franz sische Auslandsse­nder RFI berichtete. Der UN-Sicherheit­s- rat äußerte sich am Freitag in New ork besorgt über die Lage in dem zentralafr­ikanischen Land.

Die Wahlkommis­sion ver ffentlicht­e am Wochenende die Ergebnisse der Parlaments­wahl, die parallel zur Präsidente­nwahl stattgefun­den hatte. Fast 350 der 485 Abgeordnet­en geh ren dem vorläufige­n Ergebnis zufolge der Regierungs­partei oder ihren Koalitions­partnern an. Im Parlament ist das Opposition­sbündnis von Wahlsieger Tshisekedi laut RFI mit 49 Abgeordnet­en vertreten und damit auf die Zusammenar­beit mit anderen Parteien angewiesen. Die endgültige Zusammenst­ellung des Parlaments wird erst im März bekannt.

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DPA-BILD: DELAY Opposition­skandidat Martin Fayulu (Mitte, mit Ehefrau Esther Ndengue Fayulu) legte Beschwerde ein.

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