50 Jahre nach der Selbstverbrennung
Erinnerung an tschechoslowakischen Studenten Jan Palach
PRAG – Das Kreuz ist in den Bürgersteig auf dem Prager Wenzelsplatz eingelassen. Es wölbt sich wie eine leichte Welle. Die meisten Touristen gehen achtlos an ihm vorbei. Doch es ist der Ort einer Verzweiflungstat, die bis heute in der tschechischen Gesellschaft nachwirkt. Wenige Meter von hier übergoss sich vor 0 Jahren, am 16. Januar 1969, der 20 Jahre alte Student Jan Palach mit Benzin und zündete sich an. Drei Tage später starb er nach unvorstellbaren Schmerzen in einem Krankenhaus.
Mit seiner Tat protestierte Palach gegen die Niederschlagung der Demokratiebewegung Prager Frühling. Truppen des Warschauer Pakts hatten die Tschechoslowakei nur wenige Monate zuvor, im August 1968, besetzt. In einer Aktentasche hinterließ Palach einen Abschiedsbrief. Er wolle „die Menschen dieses Landes aufrütteln“, das sich am Rande der Hoffnungslosigkeit befinde. Und er forderte die sofortige Aufhebung der staatlichen Zensur.
Viele in der Tschechoslowakei sahen in Jan Palach einen neuzeitlichen Jan Hus. Der Kirchenreformer aus Böhmen war im Jahr 141 beim Konzil der katholischen Kirche in Konstanz als Ketzer zum Tode verurteilt worden.
Tatsächlich sagte Palach einer Psychologin kurz vor seinem Tod: „Ich habe Schmerzen, aber Hus ist auch auf dem Scheiterhaufen gestorben.“