Spielt Superstar Karabatic doch gegen Deutschland?
Lange verletzter Franzose stößt überraschend zum Team – Gensheimer sieht Risiko
ERLIN – Nikola Karabatic betrat die Halle – und sofort waren alle Augen auf ihn gerichtet. Fans bestürmten den Handball-Superstar und bettelten fast schon um Selfies. Journalisten verfolgten jede Reaktion des Franzosen auf der Tribüne beim 32:21-Sieg des Titelverteidigers gegen Serbien. Karabatic hätte am liebsten selbst mitgespielt. Bald kann er das wohl auch.
Karabatic, der vor drei Monaten wegen eines Schiefstandes des großen Zehs am linken Fuß operiert worden war und seine WM-Teilnahme
eigentlich bereits abgesagt hatte, steht Turnierfavorit Frankreich plötzlich doch zur Verfügung. Ob seine Fitness schon für das Vorrundenspiel an iesem Dienstag (20.30 Uhr/ZDF) gegen die deutsche Mannschaft reicht, ist offen.
„Im Leben ist alles vorstellbar, aber wir haben noch keinen Plan“, sagte der frühere Kieler vor seinem ersten WMTraining am Sonntag: „Dem Fuß geht es gut, ich bin fit.“Für ihn sei es „schon ein Riesensieg, nur dabei zu sein“, ergänzte der Rückraumspieler: „Wenn ich jetzt auch noch spielen kann, wäre das der Himmel für mich.“Er fühle sich „wie ein kleiner Junge“, betonte Karabatic: „Ich habe alle meine Träume erfüllt, aber ich bin noch nicht satt. Ich will noch mehr.“Karabatic, der „Kannibale“, wollte seine achte Weltmeisterschaft nicht so einfach abschenken.
Für den gebürtigen Serben, der 2012 in eine Wettmanipulationsaffäre verstrickt war, wäre ein WM-Start in Deutschland das 21. große Turnier in Folge. Er holte mit der Equipe Tricolore zweimal Olympiagold (2008 und 2012), wurde zwischen 2006 und 2018 viermal Welt- und dreimal Europameister.
Uwe Gensheimer, Karabatics Teamkollege bei Paris Saint-Germain, musste „schmunzeln“, als er von der Nachricht hörte. Ganz überrascht war der DHB-Kapitän aber nicht, obwohl sein Club von einer vier- bis sechsmonatigen Pause ausgegangen war. „Er hat im Dezember schon erste Laufeinheiten gemacht und bei PSG in der zweiten Mannschaft mittrainiert“, sagte Gensheimer.
Während in Frankreich die Rückkehr des Kapitäns euphorisch aufgenommen wurde, sieht Gensheimer auch ein Problem. „Fakt ist, dass er extrem viel Erfahrung hat und mit seiner Präsenz in Abwehr und Angriff eine Stütze ist“, sagte Gensheimer, „auf der anderen Seite kann es sein, dass die anderen Spieler in kritischen Phasen die Verantwortung an ihn abgeben und man sich als Gegner besser darauf einstellen kann.“