Abgründe einer ewig wachen Stadt
Colin Harrison beleuchtet in seinem New-York-Roman „Die Zügellosen“
MÜNCHEN – Krimis sind Bücher, die durch Tote belebt werden. Das gilt auch für den Roman „Die Zügellosen“von Colin Harrison (Droemer, 416 Seiten, 14,99 Euro). Doch wie so viele Kriminalromane, so ist auch dieses Buch mehr als ein Kriminalroman: Gespiegelt wird auch Zeitgeschichte, angedeutet wird Geselllich schaftskritik, dargestellt wird der Alltag in einem Moloch namens New ork.
Weichlicher Held des Buches ist Paul Reeves. Der sammelt alte, teure Karten von New ork, als da noch Wiesen und Felsen waren, und er hat eine Nachbarin, die ihren Ehemann betrügt. Das wäre alles noch kein großes Thema, wenn nicht Jennifers Gatte, ein neureicher Exil-Iraner, hinter die Affäre käme. Der aufbrausende Mann heuert eher ungelenk über seine verzweigte Familie einige Killer an, und plötzlich läuft alles aus dem Ruder.
Colin Harrison (58) gelingt es, eine Atmosphäre so ähn- wie im Film „Pulp Fiction“zu schaffen. Die Handlung besteht aus Episoden, die sich kunstvoll miteinander verknüpfen, und man kann nie sicher sein, dass die Guten am Ende auch als Sieger oder Überlebende dastehen werden. Die Kette der Ereignisse wirkt zufällig, dann aber folgerichtig – ein Lesevergnügen durch einen großen Spannungsroman.