Gewerkschaft EVG plädiert für zweite Bahnreform
Bahnchef Lutz muss samt Vorstandskollegen zum Rapport bei der Bundesregierung
BERLIN – Vor dem mit Spannung erwarteten Krisentreffen der Bahn-Spitze mit Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) an diesem Dienstag werden die Forderungen nach tiefgreifenden Veränderungen bei dem Logistikkonzern immer lauter. Die Gewerkschaft EVG sprach sich für einen radikalen Umbau aus. Auch aus der Politik kamen Rufe nach Veränderungen.
Der „Bild am Sonntag“zufolge soll Infrastruktur-Vorstand Ronald Pofalla als konzernübergreifender Krisenmanager bis zum Sommer die Probleme bei der Bahn in den Griff bekommen. Darauf hätten sich Lutz und der ehemalige Kanzleramtschef Pofalla geeinigt. Nach „Handelsblatt“-Informationen aus Konzernkreisen plant Lutz zudem eine Reform des Vorstands und den Komplettverkauf der Auslandstochter Arriva. Über die Arriva-Pläne hatte auch die „Süddeutsche Zeitung“berichtet. Die Bahn lehnte auf Anfrage der Deutschen Presseagentur am Sonntag eine Stellungnahme zu den Berichten ab.
An diesem Dienstag müssen Bahnchef Richard Lutz und seine Vorstandskollegen der Bundesregierung Pläne für Wege aus der Krise präsentieren. Unter anderem geht es darum, die Pünktlichkeit zu erhöhen und mehr Verkehr auf die Schiene zu holen. Probleme bereiten nicht nur viele Verspätungen, sondern auch das kriselnde Gütergeschäft. Andererseits fährt das Unternehmen seit Jahren Rekorde bei den Fahrgastzahlen ein.
Als Weg aus dem Dilemma sieht der Vorsitzende der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) sowie stellvertretende Bahn-Aufsichtsratschef Alexander Kirchner nur einen weitreichenden Umbau des Unternehmens: „Die DB AG wird in der heutigen Form nicht überlebensfähig sein“, sagte Kirchner. „Nach meiner Einschätzung brauchen wir eine Bahnreform 2.“Dazu gehöre, dass Fehlentwicklungen im Gesamtsystem endlich angegangen werden. „Nur Vorstände auszutauschen, reicht nicht“, sagte er der Deutschen Presseagentur. Es sei auch mehr Geld vom Bund als BahnEigentümer nötig.