Everster Geschichte
Werkstattfilm hält mit Hilfe der Everster die Erinnerungen an ihren Stadtteil wach
Werkstattfilm will in einem Projekt die Geschichte Everstens dokumentieren. . .
Im Stadtteil verlaufen unsichtbare Grenzen. Werkstattfilm möchte sie überschreiten.
EVERSTEN – In der Geschichte Everstens kennt sich Klaus Hemmie (80) aus – und mit den Geschichten, die sich in dem Stadtteil im Lauf der vergangenen Jahrzehnte abgespielt haben, auch. Es sprudelt beim ersten Treffen des Vereins Werkstattfilm nur so aus ihm heraus. Farschid Ali Zahedi vom Verein weiß mit der Informationsflut kaum umzugehen. Er hat sich nach Abschluss des Projekts „Fernes Land Osternburg“in der Reihe „Unterwegs in Oldenburg – von Analog zu Digital“mit seinem Team auf den Weg nach Eversten gemacht. Mehr als 50 Everster sind seiner Einladung in die Traditionsgaststätte Hellwege an der Hauptstraße gefolgt.
Viele haben alte Fotos mitgebracht. Das erste Treffen soll jedoch zunächst nur dazu dienen, Arbeitgruppen zu den Komplexen Fotos/Filme, Ausstellungen sowie Dokumentation zu bilden. Die weiteren Treffen finden dann monatlich statt. Ziel ist es, das Vergangene nachfolgenden Generationen zu erhalten. Nach sechs Monaten soll das Eversten-Projekt fertig sein.
Da liegt eine Menge Arbeit vor den Everstern. „Heißt das eigentlich Everster oder Everstener“, fragt einer. „Heißt ja auch Eversten Holz und nicht Everstener Holz“, gibt ein anderer die Antwort. Die Everster leben gern in ihrem Stadtteil. Doch selbst in ihm verlaufen unsichtbare Grenzen, worauf die Äußerung einer Frau schließen lässt, die sich nur für das Eversten rund um die Hauptstraße mit Teebkengang und Hoyersgang interessiert. Andere sind an der Tonkuhle, wieder andere in Thomasburg, an der Bodenburgallee oder am Marschweg groß geworden. Straßen wie die Hundsmühler bildeten Grenzen, weil die Kinder ohne Begleitung ihrer Eltern nicht die Seite wechseln durften.
Viel zu erzählen haben alle. Eine Besucherin weist auf die Bedeutung der Vereine (Turn und Sportfreunde, Gesangverein Teutonia 1893, der sich vor zwei Jahren aufgelöst hat, und Bürgerverein) hin, die das Leben im Stadtteil mitgeprägt haben. 1924 wurde Eversten eingemeindet und gehört seitdem zur Stadt. Das ehemalige Rathaus am Marktplatz an der Wienstraße legt Zeugnis von der Eigenständigkeit ab.
Der Marktplatz und sein Umfeld bildete viele Jahrzehnte das gesellschaftliche Zentrum. Tivoli, Woges Tierpark oder Odeon sind Namen, die bei vielen auch heute noch Klang haben und Erinnerungen auslösen. Viel zu erzählen hat Pastor em. Dieter Qualmann, der sich um die Kirchengeschichte kümmern möchte und die Ansgarikirche und das Gemeindehaus an der Zietenstraße als Ausstellungsräume anbietet.
Klaus Hemmie hat die Geschichten fast alle schon gehört. Die Familien Teebken, Ohlenbusch, Stamereilers oder die Husmänner (zu denen auch der Autor dieses Berichts gehört) kennt er. Zu den Bildern, die Farschid Ali Zahedi an die Leinwand wirft, weiß er auch viel beizusteuern. Zum Bau des bei vielen nicht sehr beliebten Hochhauses gegenüber des Eversten Holzes oder zu den Schützenfesten auf der Schützenwiese an der Feststraße (daher der Name). Die alten Handwerksbetriebe entlang der Hauptstraße und am Anfang der Hundsmühler Straße sind ihm ein Begriff. Eigentlich könnte der 80-Jährige für Werkstattfilm allein das Material beisteuern. Doch das ist nicht das Ziel. Zu Wort kommen, ihre Erinnerungen austauschen und ihre alten Fotos aus den Familienalben zeigen sollen vor allem jene, die ihre Schätze sonst nur zuhause aufbewahren. Wie Astrid Sanders beispielsweise, die ein Foto mitgebracht hat, auf dem ihr Opa, Schlossermeister Hermann Fischbeck, in den 30er-Jahren eine Karre über die Hauptstraße an der Ecke Hoyersgang, der damals wirklich nur ein Gang war, schiebt. In ihren Familienalben schlummern weitere Schätze, die gehoben werden wollen.
Rätselraten gibt die Aufnahme eines E-Trollibusses an der Endstation Eversten auf. Doch wo war die Endstation? Am Marktplatz oder vielleicht doch eher an der Ecke Hauptstraße/Eichenstraße?
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