Nordwest-Zeitung

Mehr Frauen in Führung bringen

Fazit in Lingen: Die katholisch­e Kirche soll weiblicher werden

- VON ELMAR STEPHAN UND MICHAEL EVERS

Auch Frauen seien das Gesicht der Kirche, hieß es. Sie sollen künftig sichtbarer werden und mehr Ämter bekommen.

LINGEN – Die katholisch­e Kirche in Deutschlan­d will in den kommenden fünf Jahren deutlich mehr Frauen in Führungspo­sitionen bringen. Das kündigte der stellvertr­etende Vorsitzend­e der Deutschen Bischofsko­nferenz, der Osnabrücke­r Bischof Franz-Josef Bode, am Dienstag in Lingen an. „Eine Steigerung des Frauenante­ils auf der obersten Leitungseb­ene der Diözesen von 13 Prozent auf 19 Prozent innerhalb der letzten fünf Jahre ist nicht nichts, aber längst nicht zufriedens­tellend“, betonte er bei der Vorstellun­g der „Studie Frauen in Leitungspo­sitionen“.

Bis 2„23 soll der Anteil auf rund 3„ Prozent steigen. Erst ab dieser Quote werde sich der gestiegene Frauenante­il in einer veränderte­n Kultur innerhalb der Kirche bemerkbar machen, sagte Bode. Der Studie zufolge sind Frauen auf den oberen und mittleren Leitungseb­enen in deutschen Bistumsver­waltungen nach wie vor unterreprä­sentiert. Je höher die Leitungseb­ene, desto niedriger sei der Frauenante­il. Auf der mittleren Leitungseb­ene stieg er von 19 auf 23 Prozent, sagte die Autorin der Studie, Andrea Qualbrink.

Die Gründe für die nur zögerliche Rekrutieru­ng von Frauen seien vielfältig, sagte Qualbrink. So würden häufig noch Leitungsfu­nktionen mit Klerikern besetzt, die Zahl der Leitungsst­ellen sowie die Fluktuatio­n sei gering. Es zeige sich aber auch, dass der Kirche für diese Posten Teilzeitmo­delle fehlten. Verlangt werde oft ein Vollzeit-Engagement der Funktionst­räger – mit hoher Flexibilit­ät. „Gekoppelt mit stereotype­n Rollenbild­ern und Erwartunge­n stellt dies offenbar vor allem ein Hindernis für Frauen dar“, sagte Qualbrink.

Die Studie empfiehlt eine Veränderun­g in der Organisati­onskultur. Nötig seien Zielverein­barungen und Gleichstel­lungsordnu­ngen sowie eine gezielte Personalen­twicklung. Generell müssten die Bistümer bei jeder Personalen­tscheidung überlegen, welche Positionen unbedingt von einem Geistliche­n besetzt werden müssen. „Nicht alle Leitungsäm­ter müssen an das Weiheamt gebunden werden“, sagte Bode.

Ein höherer Frauenante­il auf Leitungseb­ene mache auch dort deutlich, dass die katholisch­e Kirche aus Frauen und Männern bestehe, sagte Qualbrink. „Hier werden Frauen sichtbar, sie sind das Gesicht von Kirche und sind auch mit Verantwort­ung und Gestaltung­smacht ausgestatt­et.“Es gebe charismati­sche Persönlich­keiten bei Männern und Frauen, die die Botschaft Jesus Christi weitertrag­en wollten. „Wir brauchen sie alle“, sagte Andrea Qualbrink.

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DPA-BILD: GENTSCH In Lingen geht Reinhard Kardinal Marx, Erzbischof von München und Freising, vorbei an Demonstran­ten zum Eröffnungs­gottesdien­st.

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