1eltlager-Häuptling übergibt an Jüngere
Reinhard Haß hört auf – Von NWZ-Lesern als „Oldenburger des Jahres“ausgezeichnet
D–e Zedtlager gibt es seit über 30 Jahren – sie gehören fest zu Oldenburg. Jetzt hat sich der Gründer nicht mehr zur Wahl gestellt. Neue Vorsitzende ist Nina Glanz.
OLDENBURG – Muss man erwähnen, dass das Zeltlager 2019 längst ausgebucht ist – mit 80 Mädchen, 111 Jungen und 40 (!) ehrenamtlichen Betreuerinnen und Betreuern, die vom 2. bis 13. August ans Selker Noor fahren?
Weit über 6000 Oldenburger Kinder und Jugendliche verbinden mit Reinhard Haß (73) und „seinen“Zeltlagern allerschönste Ferien-Erinnerungen aus ihrer Zeit als 6- bis 17-Jährige. Bei den jüngsten Vorstandswahlen hat Haß nun den Stab endgültig an Nina Glanz (41) als neue Vorsitzende des Trägervereins „Oldenburger Zeltlager“weitergegeben, an ihren Stellvertreter Robert Gröning, Finanzwart Stefan Promnik und das Leitungsteam, das in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten rund um Reinhard und Waltraud Haß entstanden ist.
Haß war schon als Kind, damals noch Nicht-Oldenburger, sondern als Mitglied der Freien Turnerschaft Vorwärts Kiel dreimal im Zeltlager am Selker Noor gewesen in dieser besonderen Waldund Seelage – das erste Mal 1958, als Zwölfjähriger, später auch neun Jahre als Betreuer und Lagerleiter. Als Neu-Oldenburger brachte Haß die Zeltlager-Idee hierher und machte sie mit seinem Team zu einem der Aushängeschilder des Oldenburger Turnerbunds (OTB) – für 30 Jahre. Als er sich trotz der unglaublichen Erfolgsgeschichte bei den damaligen Verantwortlichen beim OTB aber nicht mehr unterstützt fühlte, gründete er 2015 den Verein „Oldenburger Zeltlager“– und setzte die schöne Geschichte dort unverändert fort. Die NWZ-Leser machten ihn in der Ehrenamtlichen-Aktion von NWZ und Volksbank für sein Engagement zum „Oldenburger des Jahres“, sicher auch stellvertretend für das große und ebenfalls komplett ehrenamtlich arbeitende Betreuerteam, das dafür jedes Jahr seinen eigenen Urlaub spendiert und wie das Leitungsteam auch sonst keine Aufwandsentschädigung erhält. Denn das Zeltlager ist eine reine Selbstkosten-Veranstaltung.
Praktisch alle Betreuer sind früher selbst als Kinder und Jugendliche am Selker Noor gewesen. Denn das gemeinsame, einfache Zeltleben unter freiem Himmel übt auf Kinder einen unwiderstehlichen Reiz aus. Dazu gibt es ein Angebot, das seinesgleichen sucht: mit Kanu fahren, Optimisten-Segeln und Stand-up-Paddling auf dem Noor (Begriff für einen See mit Verbindung zum offenen Meer), einem Segelkutter mit Skipper auf der Schlei, für die Älteren auch Wasserskifahren, ein riesiges Klettergerüst, Trampolin und Felder und Plätze für Handball, Fußball, Volleyball, Basketball und Tischtennis, dazu Basteln, Disco, Brunch, Bergfest und vieles mehr. Und das Wunder aller Wunder: alle Kinder sind ohne Handy und Konsole unterwegs. Sie müssen sie zuhause lassen, und wer das nicht geglaubt hat, lässt sie für die Zeltlagerzeit dort einschließen.
Die neue Vorsitzende Nina Glanz, die jahrelang Teilnehmerin war, bevor sie Betreuerin und dann Leiterin vor Ort wurde, sagt: „Die Kinder sind den ganzen Tag in der Gruppe an der frischen Luft, sie werden quasi wieder ohne Handy sozialisiert, und die Lagerleitung ist ja für die Eltern immer erreichbar, wenn sie sich Sorgen machen oder mal was geklärt werden muss. Das funktioniert so toll und die Kinder sind so glücklich und entspannt. So etwas wie Instagram stresst ja auch.“
Was war und ist nötig, um so lange und so erfolgreich ein Zeltlager für die Oldenburger Kinder zu organisieren? Reinhard Haß, der selbst drei Kinder hat, sagt: „Wir haben in der Kernmannschaft lauter Leute, die das als Kind selbst erlebt haben, die wissen, wie schön und wichtig das für Kinder ist, die Mitgefühl haben und die Herzblut für diese Sache haben – und man muss Kinder mögen.“
Dass er beim Lager nochmal um die Ecke schaut, ist zwar nicht ausgeschlossen, dafür findet er es selbst zu toll – „aber keinesfalls, um zu kontrollieren, das ist gar nicht nötig, aber vielleicht mal als Enkelbetreuer, die sind gerade zwei und vier Jahre alt, und die beiden kommen bestimmt früh auf den Geschmack“.
Mehr Infos unter www.oldenburger-zeltlager.de