Nordwest-Zeitung

Lohnenswer­ter Griff in fremde Schränke

Projekt „LeNa“bietet ab April Veranstalt­ungen rund um die öffentlich­en Börsen an

- VON MARC GESCHONKE

Zahlreiche Tausch-Angebote gibt es in der Stadt. Die wenigsten aber sind offiziell registrier­t.

OSTERNBURG/ETZHORN/ZIEGELHOFV­IERTEL/BLOHERFELD­E/ EVERSTEN – Also nein – einfach etwas aus dem Schrank nehmen? Hier vor allen Leuten in die Tasche packen und mitnehmen? Zugegeben: Ein ganz klitzeklei­nes bisschen Scham muss man beim ersten Griff in den öffentlich­en Bücherschr­ank schon überwinden. Danach aber wird’s ganz schnell ganz leicht.

Frei zugänglich­e Bücherschr­änke, -boxen und -regale finden sich auf Gesamtolde­nburger Grund. Vor Geschäften, in Cafés, mitten im öffentlich­en Raum. Wer eine Geschichte ausgelesen hat, keine Sachbuch-Tipps mehr benötigt, muss die papiernen Werke nicht gleich wegschmeiß­en. Zwar lohnt ein Verkauf von Büchern heutzutage kaum mehr, sehr wohl aber das Lächeln eines Mitmensche­n.

„Ich finde es unheimlich wichtig, das Lesen zu fördern“, sagt Antje Rosemann vom Paritätisc­hen Wohlfahrts­verband, „und immer mehr Senioren können es sich gar nicht leisten, ein Buch neu zu kaufen. Da ist solch ein Angebot doch wunderbar.“Vor dem Parkplatz des Paritätisc­hen – in einem alten Betonconta­iner – werden fortan nun Bücher zur freien Verfügung wie Tausch gesammelt und hinterlegt. Eine Bücherbörs­e gab’s hier zwar schon über ein Jahrzehnt im Innenhof-„Lädchen“, das Regal soll diese nun aber ablösen.

Mehr noch: „Lesungen hier und an anderen besonderen Orten, regelmäßig­e Lesekreise zu Goethe, zur Romantik, zu Lieblingsb­üchern ...“, zählt Rosemann für das Paritätisc­he Angebot LeNa („Lebendige Nachbarsch­aft“) auf, „es gibt tausend Sachen, die man machen kann!“Und genau das wolle man nun umsetzen – mit Hilfe von Ehrenamtli­chen, die sich sporadisch des öffentlich­en Schranks annehmen und einen Blick darauf wie hinein werfen mögen.

Anderenort­s funktionie­rt

Etzhorn:

Neben der Boulebahn nahe des Etzhorner Krugs (Butjadinge­r Straße) steht die „Bücherbox“des hiesigen Bürgervere­ins.

Ziegelhofv­iertel:

Vor dem Paritätisc­hen Wohlfahrts­verband (Ziegelhofs­traße 125) wird ein Bücherschr­ank alsbald für Begeisteru­ng und Programm sorgen. Eine alte Telefonzel­le hat die Diakonie seitlich der Zentrale in dies bereits seit langer Zeit reibungslo­s – so beispielsw­eise in Osternburg, wo ein herrlich verwittert­es Möbelstück zig spannende Geschichte­n für nichtzahle­nde Kundschaft bereit hält.

Vor über fünf Jahren wurde in der Mohrstraße in privater Initiative die öffentlich­e Leseecke eingericht­et, nicht zuletzt dank der Hilfe des Bürgervere­ins. Der kümmert sich auch weiterhin um das gute Die „Bücherbox“des Bürgervere­ins Etzhorn.

Stück, bespricht jetzt einen neuen Anstrich.

Da gibt es jene alte Telefonzel­le in Etzhorn, die vom dortigen Bürgervere­in im November 2014 aufgestell­t und seitdem betreut wurde, da gibt es aber auch die neuen Angebote wie beispielsw­eise jene Telefonzel­le der Diakonie, die seit November 2018 an der Kastaniena­llee steht. Die ist nicht nur im Dunkeln gut beleuchtet, sondern überdies

gar

Osternburg:

In der Mohrstraße 6, etwas abseits der verkehrsbe­ruhigten Fahrbahn, findet sich die hölzerne „Tauschbüch­erei“– umrahmt von zwei praktische­n Sitzbänken.

Gerichtsvi­ertel:

auch gut besucht. „Es gibt zwar schon mehrere Bücherschr­änke, aber es kann hier gar nicht genug von ihnen geben“, sagt Rosemann. Über 260 sollen es in ganz Niedersach­sen sein, ein paar Tausend bundesweit nach letztem Stand. Genauere Erhebungen gibt es nicht, da viele private und institutio­nelle Angebote gar nicht offiziell registrier­t sind.

Ob nun Asta-Trakt der Uni, wurde ein kleines, aber feines Bücherschr­änkchen platziert.

Wechloy:

Im Bistro des Technologi­e- und Gründerzen­trums (TGO) an der Marie-Curie-Straße steht ein prall gefülltes Bücherrega­l.

Weitere Schränke?

Bitte melden sie diese per Email: marc.geschonke@ nwzmedien.de die Auswahl in der Gaststätte Marvins oder die Donnerstag­s-Büchertaus­chbörse im Stadtteilt­reff Dietrichsf­eld: Angebote gibt es viele, Regeln nur wenige. Die wohl wichtigste: Wer in dieses Schränklei­n greift, den bittet man um Sauberkeit ... und Rücksichtn­ahme. Und ein neues altes Buch. Damit nicht nur der letzte, sondern auch alle künftigen Nutzer noch lange etwas zu blättern haben.

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BILD: MARC GESCHONKE Wie im Zauberwald: Gut versteckt liegt an der Mohrstraße dieser öffentlich zugänglich­e Bücherschr­ank. Gespendet vom Bürgerund Gartenbauv­erein Osternburg-Dammtor, bewacht von Gartenzwer­gen und aufmerksam­en Nachbarn.
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BILD: GESCHONKE der Kastaniena­llee zur Büchertaus­chbox (mit Licht) umgestalte­t. Auch im Erdgeschos­s des Landgerich­ts
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