Eine ganze Seite voller guter Nachrichten
Geschichten und Beobachtungen vom Wochenende, die Mut machen
Zuhause mit den Liebsten Zeit verbringen, draußen allein die Sonne genießen oder gemeinsam für die gute Sache zusammenstehen. Auch in der Krise gibt es eine Menge positives.
■ Der Glaube: Die Telefone standen nicht mehr still bei der Oldenburger Vikarin Anne Menke. Auch ihr Mail-Postfach quoll über. Das schreibt sie uns schon am Samstag per SMS. Menke hatte für unsere Leser einen Gottesdienst in der Ohmsteder Kirche gehalten, den wir in der Zeitung und als Video auch im Internet veröffentlicht haben. Die Resonanz ist groß und durchweg positiv. Das zeige, so Menke, wie sehr ein solcher Gottesdienst derzeit gebraucht werde. Das hören wir gern und versprechen: Auch für kommenden Sonntag organisiert die Ð einen Zeitungsgottesdienst.
■ Die Vernunft: Auch wenn es bis gestern noch keine Ausgangssperre gab: Viele Oldenburger machten das einzig richtige und blieben einfach mal Zuhause. Das fiel auch den Gesetzeshütern auf. Vorbildlich sei das Verhalten der Menschen gewesen, teilt die Polizei deswegen mit. Oder um es im Behördensprech laut Mitteilung zu sagen: „Die durch die Stadt Oldenburg erlassenen Allgemeinverfügungen finden in der breiten Mehrheit der Bevölkerung scheinbar große Akzeptanz.“Straßen und Plätze seien beispielsweise Sonntagvormittag wie leer gefegt gewesen.
■ Der Frühling: Wenn es schon keinen echten Winter gab, dann doch bitte jetzt einen richtigen Frühling. Und das sah am Wochenende doch schon richtig gut aus. Auch wenn die Temperaturen nachts dieser Tage nochmal unter den Gefrierpunkt wandern, macht der Frühlingsanfang am Samstag so richtig Hoffnung. Die Sonne hellt das Gemüt auf, auch wenn man sie vielleicht besser durchs Fenster genießt. Aber auch ein kleiner Spaziergang ist ja noch erlaubt und tut einfach gut. Das merkt man auch bei einem kurzen Abstecher in den Schlossgarten, wo sich zwischen den gelb blühenden Narzissen vereinzelte Oldenburger herumtreiben. Aber auch im Garten oder auf dem Balkon lässt sich dieser Tage schon richtig gut mal wieder etwas Energie tanken.
■ Keine Konkurrenz: In der Not halten alle zusammen. Das ist keine leere Floskel, sondern Tatsache, wie wir schon seit Tagen beobachten. Konkurrenzdenken ade heute ziehen alle an einem Strang. Und das ist doch schön so, schließlich lässt sich so viel
Blühende Narzissen im Schlossgarten: Am Sonntag waren dort noch vereinzelt Spaziergänger unterwegs, die den Frühlingsbeginn genossen.
Predigt am Frühstückstisch: Die Oldenburger Vikarin Anna Menke im Zeitungsgottesdienst...
mehr bewegen. Die Oldenburger Gastronomen zum Beispiel buhlen derzeit nicht um Gäste, sondern überlegen gemeinsam, wie es weitergehen kann und schreiben einen offenen Brief an die Landesregierung. Und damit sind sie nicht die einzigen. Auch Kulturschaffende, Pflegepersonal und andere gebeutelte Branchen suchen den Schulterschluss. Gemeinsam stark – nicht nur das Motto unserer NWZ-Aktion.
■ Die Solidarität: Womit wir beim nächsten Thema wären. Wir wollten in der vergangenen Woche auf positive Beispiele aufmerksam machen, wie Menschen aus der Region sich in Zeiten von Corona unterstützen. Und die Resonanz auf „Gemeinsam stark“ist überwältigend. Dutzende toller Aktionen haben uns in der Redaktion erreicht. Vieles hatten engagierte Oldenburger schon organisiert, andere boten einfach ihre Hilfe
Auch mal an die Nachbarn denken: Ein Blumengruß in einem Oldenburger Treppenhaus.
an. Vor allem das Angebot, für besonders gefährdete Menschen einzukaufen, wurde aus zig Ecken an uns herangetragen. Studenten, politische Verbände, Biker-Gruppen – sie alle stellten sich in den Dienst der guten Sache. Neben praktischen Hilfen überwältigen aber auch die Aktionen, die einfach nut Mut und Gelassenheit vermitteln wollen.
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Der
Ideenreichtum:
Schnelle Lieferdienste ein, die anderen verlegen die Partys aus den Clubs ins Internet. Disco to go, einmal Feiern zum Mitnehmen, bitte! Klar, oft aus der Not geboren, aber vermutlich entstehen gerade viele Ideen, die bleiben werden. Der Erfindergeist wacht gerade in vielen Unternehmen wieder auf. Und das ist doch ein tolles Zeichen. Keiner lässt sich hängen und ergibt sich einem möglichen Schicksal, sondern
Erfahren volle Unterstützung für ihren Appell: Pflegerinnen des Klinikums Oldenburg posteten dieses Foto bei Facebook. Es wurde über 600-mal geteilt. stemmt kreativ neue Ideen, von denen am Ende sogar alle noch profitieren können.
■ Kein Hass: Waren Sie in den vergangenen Tagen mal in den sozialen Netzwerken unterwegs? Wer internetaffin ist und gerade sowieso etwas mehr Zeit hat als sonst wird gemerkt haben: Irgendwie geht es dort gerade gesitteter zu als sonst. Wo sonst schnell Hass und Hetze, Pöbelei und Beleidigung an der Tagesordnung sind, ist eine Art geheimer digitaler Konsens entstanden. Das könnte daran liegen, dass von den gegenwärtigen Einschränkungen und Sorgen niemand ausgenommen ist, sondern sich alle nach ein bisschen Einheit und Fröhlichkeit sehnen. Und so entsteht derzeit ein Trend nach dem nächsten. Mal geht es um den Aufruf, alte Kinderfotos von sich zu zeigen, mal darum, die neuesten Kochideen zu posten. gerne versehen mit dem Hashtag #StayAtHome (deutsch: Bleib Zuhause). Auch beliebt: Büchertipps, Lesungen und sogar eine ganze Reihe Konzerte, die selbst Topstars mitunter aus dem eigenen Wohnzimmer streamen. Wenn die Krise dann irgendwann vorbei ist, könnte das gern so bleiben.
■ Volle Unterstützung: Auf manche Berufsgruppen kommt es derzeit besonders an. Umso besser, wenn die dann auch die richtige Wertschätzung erfahren. Ein Beispiel: Mitarbeiterinnen des Klinikums Oldenburg veröffentlichten bereits am Donnerstag im Internet den Appell, zuhause zu bleiben. „Wir können kein Homeoffice machen. Warum bleibt ihr nicht zuhause?“, hieß es dort auf Schildern, die, mit Mundschutz ausgerüstetes Krankenhauspersonal hochhielt. Über 600 mal leiteten Internetnutzer den Aufruf weiter. Lobenswert.
■ Die (für den Moment) gute Luft: Es ist spürbar weniger los auf den Straßen im Nordwesten. Die Polizeidirektionen im Land vermelden weniger Unfälle und weniger Staus, der Berufsverkehr in den Städten fällt größtenteils aus. Ob dadurch Luft- und Lärmbelastung mittelfristig zurückgehen, kann derzeit aber noch nicht verlässlich bestimmt werden, wie das Umweltministerium mitteilt.
■ Schnelles Netz: Wer im Homeoffice ist, braucht schnelles Internet. Wer ohne Arbeit zuhause ist, streamt Serien und Filme oder vernetzt sich mit Freunden. Gerade in ländlichen Gebieten ist das nicht selbstverständlich, die Versorgung ist eben noch nicht überall optimal. In Niedersachsen steht dem schnellen Internet kein Virus im Weg: „Der Breitbandausbau wird weiter fortgeführt“, sagt eine Sprecherin des Wirtschaftsministeriums am Wochenende.