Deutschland droht Abi-Chaos
Schleswig-Holstein will Prüfungen absagen – So reagiert Hannover
Opfer eines Diebstahls war, hat sich ein Serientäter in Hildesheim hilfesuchend an die Polizei gewandt. Der 28-Jährige sei auf der Wache erschienen und habe angezeigt, dass ihm eine Einkaufstüte mit Tabakwaren im Wert von 22 Euro abhandengekommen sei. Bei der Überprüfung der Personalien stießen die Beamten auf ein großes amtliches Register: Diebstahl, Widerstand, Körperverletzung und Sachbeschädigung seien nur ein kleiner Auszug. Zudem wurde der 28-Jährige mit einem Vollstreckungshaftbefehl gesucht.
Die Kieler Bildungsministerin setzt sich sogar dafür ein, alle Schulabschluss-Prüfungen auszusetzen. Niedersachsen hält sich noch mehrere Möglichkeiten offen.
HANNOVER/KIEL – Das nördlichste Bundesland prescht vor: Schleswig-Holstein plant als erstes Land eine Absage aller Schulabschluss-Prüfungen einschließlich des Abiturs in diesem Schuljahr. Sie halte diese Entscheidung in der derzeitigen Situation für geboten, sagte Bildungsministerin Karin Prien (CDU) am Dienstag. Die Schüler sollten nach ihren
Plänen zum Ende des Schuljahrs stattdessen Abschlusszeugnisse auf Basis bisheriger Noten erhalten.
Das niedersächsische Kultusministerium denkt zumindest über eine Verschiebung der Klausuren nach – Stand jetzt wird aber an den derzeitigen Klausur-Terminen nicht gerüttelt. Pressesprecherin Jasmin Schönberger sagte am Dienstag auf Ð-Nachfrage: „Zurzeit ist keine Veränderung dieser Termine geplant.“
Dennoch bereite das Kultusministerium in Hannover „Alternativszenarien“vor, entsprechende Planungen lägen vor. Schönberger erklärte: „Ein Verschieben der Prüfungen um bis zu drei Wochen würde den Gesamtterminplan einhalten.“Die schriftlichen Abiturprüfungen
im Land starten planmäßig am 20. April mit dem Fach Geschichte – und enden voraussichtlich am 13. Mai. Ob und wann nun die Schüler in Niedersachsen Prüfungen ablegen müssen, sei noch nicht beschlossen. Fest steht nur: Etwaige Terminänderungen werden „in den nächsten Tagen“veröffentlicht, so die Landesbehörde. Die Entscheidung aus Kiel habe auf die Überlegungen jedoch keinen Einfluss.
Im krassen Gegensatz zu dem Manöver aus Kiel stehen Hessen und Rheinland-Pfalz, wo am Dienstag wie geplant Abiturprüfungen stattfanden. Allein in Rheinland-Pfalz haben rund 15 000 Schüler in dieser und der vergangenen Woche ihre mündlichen Abi
Prüfungen absolviert, die schriftlichen fanden im Januar statt. Der Grund für das unterschiedliche Vorgehen liegt im Föderalismus: Für Bildung und Schulen ist jedes Bundesland selbst zuständig.
Der Präsident des Deutschen Lehrerverbands, HeinzPeter Meidinger, sagte der Ð: „Es ist ärgerlich, dass es bislang kaum Absprachen zwischen den Ländern gibt. Die Abiturienten wollen vor allem Verlässlichkeit.“