Donald Trump auf gefährlichem Pfad
US-Präsident Donald Trump weiß, dass er mit dem Börsencrash an der Wall Street und der absehbaren Rezession sein wichtigstes Argument für eine Wiederwahl im November verloren hat. Hinzu kommen seine Auftritte vor der Presse, bei denen er mit oft konfusen und unwahren Aussagen zur Corona-Pandemie die Bürger nicht beruhigen konnte. Nun plant Trump, die Konjunktur demnächst per Dekret zu reanimieren: Mit einer Erklärung, dass die meisten AntivirusMaßnahmen wie Ausgeh- und Kontaktverbote nach nunmehr 14 Tagen nicht mehr nötig seien und die Bürger getrost wieder den Arbeitsplatz aufsuchen könnten.
Die Logik, die hinter dieser Überlegung des Präsidenten steht, ist für medizinische Experten und auch Laien nicht nachvollziehbar. Viele Indizien deuten darauf hin, dass in den USA und in Europa der Höhepunkt der Krankheitswelle erst noch bevorsteht. Bis gestern verzeichneten die US-Statistiker über 43 000 Erkrankungen mit 543 Todesfällen. Klingt das nach einer Situation, in der man in wenigen Tagen Entwarnung geben sollte? Auf keinen Fall.
Natürlich sind die ökonomischen Folgen für die Weltmacht und ihren Präsidenten, der in keiner Rede in der Vergangenheit die Wirtschaftslage und die bis vor Kurzem nach oben zeigenden Börsenkurse als seine persönlichen Verdienste gelobt hat, verheerend. Experten befürchten, die Arbeitslosenrate werde nun von derzeit unter vier Prozent auf 13 Prozent steigen. Die gesamte Wirtschaftsleistung der USA soll in diesem und im nächsten Quartal um mindestens 30 Prozent zusammenbrechen. Und ob ein unter Demokraten und Republikanern heftig umstrittenes Konjunktur-Förderpaket dies erfolgreich abmildern kann, steht noch in den Sternen.
Lockert Trump tatsächlich in Kürze die Beschränkungen, würde sich ein Tsunami an frisch Infizierten noch ohne Symptome in die Bevölkerung ergießen – mit verheerenden Folgen. Die Kliniken wären landesweit schnell überfordert, und die unausweichlichen neuen Krankenzahlen würden dann die einzelnen Bundesstaaten zu noch drastischeren Maßnahmen zwingen – was wieder die Wirtschaftskrise, die nun unvermeidbar scheint, noch vertiefen dürfte. Das haben die Fachleute im Weißen Haus ganz sicher auch dem Präsidenten eingeflüstert. Doch für den scheint es wichtiger, kurzfristig einen ökonomischen Schock abzumildern, als die Zahl der Toten im Land reduzieren zu wollen. Trump scheint immer noch nicht ein Grundprinzip des Corona-Virus verstanden zu haben: Dass das Ausbreiten der Pandemie nur durch Distanz der Menschen zueinander und die Isolierung von Kranken gestoppt werden kann. Er will aber dennoch offenbar bald einen hoch gefährlichen Pfad beschreiten, der nur seinen persönlichen Zwecken dienen und seine WiederwahlChancen erhöhen soll.
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