Oldenburger Kiosken fehlt die Kundschaft
Verkürzte Öffnungszeiten und Ratlosigkeit – Noch geht der Betrieb verhältnismäßig normal weiter
Auch vor Kiosken macht die Corona-Krise nicht halt. Sie nehmen weniger ein und müssen sich anpassen.
OLDENBURG – Die Straßen sind in diesen Tagen leerer – die Menschen sollen in ihren eigenen vier Wänden bleiben, so lange es eben geht. Das macht sich bemerkbar. In Oldenburg herrscht ein „Sonntagsgefühl“und das wird auch in den nächsten Tagen und Wochen noch so bleiben.
Auch bei Vogel’s Kiosk an der Donnerschweer Straße ist es ruhig geworden. „Wie immer mit Milch“, sagt ein Stammkunde, ein Mitarbeiter eines Zulieferunternehmens, und meint damit den Kaffee, den er hier üblicherweise trinkt. Dieser Tage ist Kiosk-Inhaberin Veronica Hein dankbar über jeden Kunden. Denn Laufkundschaft hat sie kaum noch. Das Bildungszentrum für Technik und Gestalten, das sich an der Straßburger Straße befindet, hat geschlossen und auch die Weser-Ems-Hallen sind verwaist. „Die Kundschaft bleibt einfach weg. Das ist schlimm“, sagt die 63-Jährige, die den Kiosk seit 25 Jahren führt. Zwar blieben ihr die Stammkunden erhalten, doch reiche das auf Dauer nicht aus.
Abends kommt niemand
Seit Anfang der Woche ist ihr Kiosk nur noch bis 18 Uhr geöffnet. Normalerweise schließt sie erst um 21 Uhr.
Kiosk am Damm: Beim Arbeiten trägt Kiosk-Besitzer Sergej Ferderer Einweghandschuhe.
das hat keinen Sinn. Es schlurrt sich über den Tag so hin. Und gegen Abend kommt so gut wie niemand mehr“, beschreibt Hein die Situation. Sie spricht von einem krassen Einschnitt. Auch habe sie für einen ihrer Angestellten Kurzarbeit angemeldet. Wie lange
sie ihre 450-Euro-Kraft noch beschäftigen kann, wisse sie nicht. „Das ist schwer durchzuhalten. Die laufenden Kosten müssen ja trotzdem bezahlt werden“, erklärt die Kiosk-Inhaberin. Ihren Kiosk zu schließen, das sei für sie keine Option. „Sonst ist im„Aber
Betreibt seinen City-Kiosk an der 91er-Straße seit sechs Jahren: Hazim Hassan Khalaf.
alles so mitgelaufen. Jetzt bin ich überfordert mit der ganzen Sache. Es herrscht Ratlosigkeit“, sagt Hein.
Seit rund sechs Jahren betreibt Hazim Hassan Khalaf seinen City-Kiosk an der 91erStraße. Zurzeit steht er eher selten hinter der Kasse. Immer
öfter springt Sohn Zirak für ihn ein. „Er soll sich nicht anstecken“, erklärt der 27-Jährige die Beweggründe. Auch hier wurden die Öffnungszeiten verkürzt, weil abends weniger Kunden kommen. „Die Leute sind verunsichert, das merken wir“, erklärt er. So würden vermer mehrt Kunden anrufen und fragen, ob noch Pakete angenommen würden. „Mit der Annahme und Ausgabe von Paketen läuft alles wie immer, aber es wird weniger“, sagt der Oldenburger. Ihre Umsätze seien gesunken. Wie stark sich die Corona-Krise auf den Kiosk-Betrieb auswirke, könne man aber erst in ein oder zwei Monaten absehen.
Zigaretten auf Vorrat
Außerdem, das sei dem 27Jährigen aufgefallen, würden die Kiosk-Kunden vermehrt Zigaretten auf Vorrat kaufen: „Das ist sonst eher unüblich.“Das veränderte Kaufverhalten seiner Kunden hat auch Sergej Ferderer bemerkt. Seit einem Jahr gehört dem 35-Jährigen der Kiosk am Damm. „Ja, auch ich habe weniger Kundschaft“, bestätigt der Kiosk-Besitzer. Er trägt Einweghandschuhe und benutzt beim Arbeiten vermehrt Desinfektionsmittel. Eigentlich, so erklärt Ferderer, wollte er jetzt schon mit dem Verkauf von Softeis, Hotdogs und Bockwürstchen begonnen haben. „Ich wollte draußen Stehtische aufstellen. Das kann ich jetzt erstmal nicht machen. Corona ist mir in den Weg gekommen“, sagt Ferderer. Zumindest seine Lotto-Verkaufsstelle soll Ende des Monats anlaufen.
Für die meisten Kiosk-Betreiber geht es also erst einmal weiter. Wenn auch mit geänderten Öffnungszeiten, weniger Kundschaft und vielen Ungewissheiten. Zumindest Tabak und Zeitungen werden hier noch verkauft.