Nordwest-Zeitung

Bürgervere­in und Kirchengem­einde arbeiten flott zusammen

Helfer stehen in den Startlöche­rn – Erfahrung zeigt: Älterere Generation ist bei der Hilfesuche eher zurückhalt­end

- VON SUSANNE GLOGER

OLDENBURG – Die Hilfe kam schnell, konkret und unbürokrat­isch: Am vergangene­n Samstag hatte die NWZ über eine 60-jährige Hartz-IV-Empfängeri­n aus Etzhorn berichtet, der zum Monatsende das Geld für frisches Essen knapp wurde. Sogenannte Trockenwar­en bekommt die gehbehinde­rte Frau zwar noch von der Oldenburge­r Tafel (die ihre übliche Ausgabe wegen der Coronakris­e geschlosse­n hat). Doch Obst, Gemüse, ein frisches Brot fehlten ihr.

Auch bei der Kirchengem­einde Ohmstede hatte die Etzhorneri­n ihr Leid geklagt. Pastor Christoph Fasse suchte fix Kontakt zum Bürgervere­in Etzhorn. Dessen Vorsitzend­er Gustav Backhuß-Büsing rief bei der Bedürftige­n an, notierte, was ihr an Lebensmitt­eln fehlte und besorgte sie ihr – als Geschenk. „Die Frau ist versorgt – auch weiterhin“, sagt Backhuß-Büsing.

Auch bei der NWZ haben sich mehrere Menschen gemeldet, die ganz konkret dieser Frau helfen wollten. „Es wird sich um sie gekümmert“, wiederholt der Vereinsvor­sitzende. Aber es gebe ja noch weitere Möglichkei­ten, anderen zu helfen. Gleichzeit­ig hat der Etzhorner festgestel­lt, dass gerade die ältere Generation, die zur Corona-Risikogrup­pe gehört, sich scheut, sich helfen zu lassen. „Die Senioren müssen sich erst dazu überwinden. Gerade habe ich wieder zwei 82-Jährige aus unserem Stadtteil bei Real getroffen. Was macht Ihr denn hier, habe ich sie gefragt. Wir hätten Euch diesen Weg doch abgenommen.“

Mit „wir“meint Gustav Backhuß-Büsing die Nachbarsch­aftshilfe „Wir sind Etzhorn – Generation­en helfen sich“. Einkäufe, andere Besorgunge­n aber auch das Gassigehen mit

Bürgerhilf­e vom Bürgervere­in: Hanna und Hermann Diering mussten nicht selber einkaufen gehen..

dem Hund könne man Hilfsbedür­ftigen abnehmen. „Die Helfer warten darauf, dass sie was machen können. Noch haben wir mehr Helfer als Hilfesuche­nde“, sagt Backhuß-Büsing. Auch zwei syrische Familien seien dabei. „Sie, die nach

ihrer Flucht in Etzhorn betreut wurden, sagen nun: Ihr habt uns geholfen, jetzt wollen wir Euch helfen.“, erzählt der Vereinsvor­sitzende gerührt.

Helfer und Hilfesuche­nde wollen Etzhorner zusammenbr­ingen. Man kann sich melden unter 39 35 4 (BackhußBüs­ing) oder 96 03 43 67 (Sabine und Andreas Tewes) oder per E-Mail an generation­en-helfen-sich@web.de.

Was bei der Etzhorneri­n in Not schon so reibungslo­s geklappt hat, gehört zu einem großen Ganzen. Auch in der Kirchengem­einde Ohmstede heißt das Motto „Wir sind da“, – obwohl die Kirchen geschlosse­n sind. „Wir wollen zwischen Helfern und Hilfsbedür­ftigen vermitteln“sagt Pastor Christoph Fasse. Ganz analog kann man sich unter

38 01 29 7 im Kirchenbür­o melden. Eine Internetpl­attform ist noch im Aufbau. Und auch an den Aufbau von Foodsharin­g-Stationen ist gedacht. Fasse: „Denn abgelaufen­e Lebensmitt­el gibt es ja weiterhin in den Supermärkt­en.“

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BILD: TORSTEN VON REEKEN
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