Nordwest-Zeitung

Regionale Taxi-Branche steht vor dem Kollaps

Unternehme­n berichten von Rückgang bis zu 80 Prozent – Kreative Lösungen könnten helfen

- VON CHRISTOPH TAPKE-JOST

OLDENBURG/JEVER/HUDE – Bis zu 80 Prozent weniger Fahrten melden einige Taxi-Firmen aus der Region. Die Berichte der Geschäftsf­ührer zur aktuellen Lage sind offen, transparen­t: Alle sind spürbar in Alarmberei­tschaft. Für viele Branchen geht es derzeit um die Existenz. Das ist bei den Fahrdienst­en, die es sowieso schwer haben, im Zuge der Corona-Pandemie nicht anders.

Gerade in den größeren Städten im Nordwesten, wo es viele Konkurrent­en gibt, klagen Geschäftsf­ührer der TaxiUntern­ehmen über ausbleiben­de Aufträge. Das bestätigen sowohl Lothar Wilhelm von der Sterntaxi GmbH in Oldenburg als auch Andrea Grützner aus Jever. Ihr gehört Taxi Ahlers. „Wir haben schon Kurzarbeit beantragt“, erzählt sie. Das Nacht- und Wochenend-Geschäft tendierte schon in der vergangene­n Woche gegen null, nun wird es auch wegen der ganz neu angeordnet­en

Taxifahrer warten auf Kunden: Die Lage für die Firmen ist derzeit alles andere als gut.

Kontaktver­bote wohl noch schlimmer.

Beim Sterntaxi-Unternehme­n in Oldenburg fuhren bereits vor den neuen Einschränk­ungen vom Sonntag am Tag statt zehn bis 15 Taxis nur drei bis fünf, nachts wurde von ehemals zwischen drei und fünf auf ein einzelnes reduziert. Inhaber Lothar Wilhelm hat deshalb ebenfalls

Kurzarbeit bei der Arbeitsage­ntur beantragt. „Wir hoffen auf den Staat, dass wir unterstütz­t werden“, sagt er. Er ärgert sich jedoch über die Bürokratie bei den Behörden. „Momentan mache ich nichts anderes. Ich bin mehrmals beim Arbeitsamt gewesen, muss nur organisier­en.“Die allgemeine Stimmung: gedrückt.

Als Alternativ­e setzen die beiden Geschäftsf­ührer nun vor allem auf Paket-Lieferunge­n, Kooperatio­nen mit Restaurant­s, die ihr Essen ausliefern wollen, und andere Dienstfahr­ten. „Das müssen die Kunden aber auch wissen“, sagt Grützner. „Wir würden auch Einkäufe vom Supermarkt an die Haustür bringen.“Das gelte natürlich besonders für die Senioren.

Jetzt hoffen die Unternehme­n, dass die Menschen diesen Service nutzen, sonst sieht es düster aus. Eine Idee bringt Grützner noch ein. Vielleicht könnten Taxis nun mit beispielsw­eise ebenfalls geschlosse­nen Geschäften aus dem Einzelhand­el eng zusammenar­beiten.

Falls diese noch online verkaufen, könnten die Taxifahrer die Ware an die Haustür bringen. „Die Region unterstütz­t sich damit gegenseiti­g“, sagt die Geschäftsf­ührerin aus Jever.

Wilhelm aus Oldenburg spekuliert zudem darauf, dass der Busverkehr in naher Zeit runtergefa­hren oder eingestell­t wird. Der Taxi-Branche würde das helfen, ist er sich sicher.

Andere Informatio­nen kommen aus Hude. Gunda Wragge, Inhaberin des Unternehme­ns Siggi’s Taxi & Mietwagen, sagte noch in der vergangene­n Woche zu der Anzahl der Fahrten: „Es geht.“Paketdiens­te stehen nach ihrer Meinung bislang nicht vorrangig in der Planung. Dass ihre Firma gegenüber anderen Taxi-Unternehme­n besser dastehe, könnte an einem speziellen Aspekt liegen. Hude ist ein überschaub­arer Ort, man kenne sich hier. „Wir sind ein kleines Unternehme­n und haben unseren Kundenstam­m“, zudem gebe es viele Krankenfah­rten. „Wir haben uns in Hude Vertrauen erarbeitet.“

Und dennoch: Die meisten Menschen bleiben in der eigenen Wohnung. Natürlich spüre auch das Unternehme­n in Hude den Rückgang der Nachfragen. Wie aber wohl alle Unternehme­n der Region.

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BILD: MARTIN REMMERS

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