Regionale Taxi-Branche steht vor dem Kollaps
Unternehmen berichten von Rückgang bis zu 80 Prozent – Kreative Lösungen könnten helfen
OLDENBURG/JEVER/HUDE – Bis zu 80 Prozent weniger Fahrten melden einige Taxi-Firmen aus der Region. Die Berichte der Geschäftsführer zur aktuellen Lage sind offen, transparent: Alle sind spürbar in Alarmbereitschaft. Für viele Branchen geht es derzeit um die Existenz. Das ist bei den Fahrdiensten, die es sowieso schwer haben, im Zuge der Corona-Pandemie nicht anders.
Gerade in den größeren Städten im Nordwesten, wo es viele Konkurrenten gibt, klagen Geschäftsführer der TaxiUnternehmen über ausbleibende Aufträge. Das bestätigen sowohl Lothar Wilhelm von der Sterntaxi GmbH in Oldenburg als auch Andrea Grützner aus Jever. Ihr gehört Taxi Ahlers. „Wir haben schon Kurzarbeit beantragt“, erzählt sie. Das Nacht- und Wochenend-Geschäft tendierte schon in der vergangenen Woche gegen null, nun wird es auch wegen der ganz neu angeordneten
Taxifahrer warten auf Kunden: Die Lage für die Firmen ist derzeit alles andere als gut.
Kontaktverbote wohl noch schlimmer.
Beim Sterntaxi-Unternehmen in Oldenburg fuhren bereits vor den neuen Einschränkungen vom Sonntag am Tag statt zehn bis 15 Taxis nur drei bis fünf, nachts wurde von ehemals zwischen drei und fünf auf ein einzelnes reduziert. Inhaber Lothar Wilhelm hat deshalb ebenfalls
Kurzarbeit bei der Arbeitsagentur beantragt. „Wir hoffen auf den Staat, dass wir unterstützt werden“, sagt er. Er ärgert sich jedoch über die Bürokratie bei den Behörden. „Momentan mache ich nichts anderes. Ich bin mehrmals beim Arbeitsamt gewesen, muss nur organisieren.“Die allgemeine Stimmung: gedrückt.
Als Alternative setzen die beiden Geschäftsführer nun vor allem auf Paket-Lieferungen, Kooperationen mit Restaurants, die ihr Essen ausliefern wollen, und andere Dienstfahrten. „Das müssen die Kunden aber auch wissen“, sagt Grützner. „Wir würden auch Einkäufe vom Supermarkt an die Haustür bringen.“Das gelte natürlich besonders für die Senioren.
Jetzt hoffen die Unternehmen, dass die Menschen diesen Service nutzen, sonst sieht es düster aus. Eine Idee bringt Grützner noch ein. Vielleicht könnten Taxis nun mit beispielsweise ebenfalls geschlossenen Geschäften aus dem Einzelhandel eng zusammenarbeiten.
Falls diese noch online verkaufen, könnten die Taxifahrer die Ware an die Haustür bringen. „Die Region unterstützt sich damit gegenseitig“, sagt die Geschäftsführerin aus Jever.
Wilhelm aus Oldenburg spekuliert zudem darauf, dass der Busverkehr in naher Zeit runtergefahren oder eingestellt wird. Der Taxi-Branche würde das helfen, ist er sich sicher.
Andere Informationen kommen aus Hude. Gunda Wragge, Inhaberin des Unternehmens Siggi’s Taxi & Mietwagen, sagte noch in der vergangenen Woche zu der Anzahl der Fahrten: „Es geht.“Paketdienste stehen nach ihrer Meinung bislang nicht vorrangig in der Planung. Dass ihre Firma gegenüber anderen Taxi-Unternehmen besser dastehe, könnte an einem speziellen Aspekt liegen. Hude ist ein überschaubarer Ort, man kenne sich hier. „Wir sind ein kleines Unternehmen und haben unseren Kundenstamm“, zudem gebe es viele Krankenfahrten. „Wir haben uns in Hude Vertrauen erarbeitet.“
Und dennoch: Die meisten Menschen bleiben in der eigenen Wohnung. Natürlich spüre auch das Unternehmen in Hude den Rückgang der Nachfragen. Wie aber wohl alle Unternehmen der Region.