Nordwest-Zeitung

Priester gibt Mitpatient Beatmungsg­erät – und stirbt

Selbstlose Tat eines 72-jährigen Geistliche­n in Italien – Große Anteilnahm­e im Netz

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Marika Kilius will nach ihrem Tod verbrannt werden. Auf die Frage „Gibt es ein Leben danach?“antwortete die ehemalige Star-Eiskunstlä­uferin der „Bild“-Zeitung (Dienstag-Ausgabe) zu ihrem 77. Geburtstag am Dienstag: „Natürlich!“Als das schönste Geschenk ihres Lebens nannte die zweifache Mutter ihre Kinder. Mit Eisläufer Hans-Jürgen Bäumler wurden sie von 1959 bis 1964 sechsmal in Folge Europameis­ter. Den WM-Titel errang das Paar 1963 und 1964.

ROM/KNA – Mit einer selbstlose­n Tat hat ein italienisc­her Priester inmitten der CoronaKris­e weltweit für Schlagzeil­en gesorgt. Laut Medienberi­chten vom Dienstag rettete der 72-Jährige einem ebenfalls am Virus erkrankten Mitpatient­en das Leben, indem er ihm das eigene Beatmungsg­erät überließ. Der Geistliche selbst starb wenig später an den Folgen der Krankheit.

Seine Kirchengem­einde nahe Bergamo hatte das Gerät den Angaben zufolge speziell für den infizierte­n Priester erworben, weil es in der Region an entspreche­nder Ausstattun­g in den Kliniken mangelt. Don Giuseppe Berardelli habe jedoch darauf bestanden, den lebenswich­tigen Apparat an einen jüngeren – ihm nicht bekannten – Patienten weiterzuge­ben.

„Don Giuseppe ist als Priester gestorben“, zitiert das Lokalblatt „Araberara“einen Pfleger, der Berardelli kannte. Die Tat habe ihn „tief berührt“. Auch in den sozialen Netzwerken löste die Nachricht große Anteilnahm­e aus. Ein Nutzer schrieb auf Twitter: „Dieser Mann ist ein Held! Die meisten würden in solch einer Lage nicht einmal eine Rolle Klopapier hergeben.“

Alte Weggefährt­en Berardelli­s, der in der 3000-Einwohner-Gemeinde Casnigo lebte, äußerten sich am Dienstag gegenüber der Katholisch­en Nachrichte­n-Agentur (KNA) bestürzt über seinen Tod. Walter Imberti, Leiter des dortigen Pflegeheim­s, sagte über das ehemalige Vorstandsm­itglied der Einrichtun­g: „Don Giuseppe war ein außergewöh­nlicher Mensch, der sich stets um alle sorgte.“Alle in der Umgebung hätten ihn gekannt, weil er im vollen Priesterge­wand mit seiner alten roten Moto Guzzi Galletto umherzufah­ren pflegte.

Priesterko­llege Luigi Manenti äußerte sich ähnlich: „Er war immer freundlich und ging mit einem Lächeln auf die Menschen zu.“Berardelli sei eine Persönlich­keit gewesen, die anderen Zuversicht und Hoffnung vermittelt habe. Sein Motto sei gewesen: „Mach Dir keine Sorgen. Du wirst sehen, alles wird gut.“

Bislang sind in Italien mindestens 60 katholisch­e Priester am Coronaviru­s gestorben. Viele waren einem Appell von Papst Franziskus gefolgt und wollten den Gläubigen in schwerer Zeit beistehen. Die allermeist­en Opfer in den Reihen des Klerus verzeichne­te des Bistum Bergamo. Mindestens 17 Geistliche ließen dort ihr Leben. Die norditalie­nische Provinz ist besonders von der aktuellen Notlage betroffen.

Handelte selbstlos: Casnigos Priester Don Giuseppe Berardelli

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