PIZARRO WIRD MARKENBOTSCHAFTER – ABER NICHT BEI WERDER BREMEN
Pizarro wird ab Sommer Botschafter des FC Bayern – Geht er mit Werder-Abstieg ohne Fans?
Von den Fans wird er geliebt, Werders Talfahrt in dieser Saison konnte aber auch Pizarro nicht verhindern. Nun droht im Sommer ein deprimierendes Karriereende.
BREMEN – Erst am Montag dieser Woche ging mal wieder ein Video von Claudio Pizarro im Internet durch die Decke. Auf den Tag genau sieben Jahre war es her, dass der Peruaner einen Viererpack in der Fußball-Bundesliga geschnürt hatte – und das ausgerechnet gegen den Hamburger SV. Der Zusammenschnitt der Treffer beim 9:2-Kantersieg des FC Bayern und der „schlimmsten Niederlage der HSV-Geschichte“(Zitat Heiko Westermann, damals HSV-Verteidiger) erfreute nicht nur seine Fans aus dem Süden der Republik in der aufgrund der Corona-Krise fußballlosen Zeit, sondern
auch die aus dem Norden von Werder Bremen – auf PizarroTore warten sie in dieser Spielzeit ja bisher vergeblich.
153 Tore für Werder
Ob die Vereinslegende des SV Werder (317 Pflichtspiele mit 153 Toren) überhaupt noch einmal in Grün-Weiß jubeln wird, erscheint unsicherer denn je. Im Gegenteil: Pizarro, inzwischen 41 Jahre alt, droht der traurigst mögliche Abschied aus Bremen, den man sich nur vorstellen kann. Denn sollte die Saison wie von der Deutschen Fußball Liga (DFL) und den Profi-Vereinen erhofft ab Anfang Mai tatsächlich zu Ende gebracht werden, finden Pizarros letzte Spiele als Profi ohne Fans statt – nur mit Geisterspielen kann die Spielzeit voraussichtlich fortgesetzt werden. Seine außergewöhnliche Karriere könnte dann damit enden, dass er ein Teil jenes Teams ist, das für
den zweiten Abstieg der Bremer Vereinsgeschichte nach 1980/81 steht.
Das wiederum ist natürlich noch fraglich – zehn Partien hätte der Tabellenvorletzte aus Bremen (17 Punkte) noch, um dieses Szenario zu vermeiden. Sicher ist aber schon jetzt: Pizarro wird nicht nur nach dieser Spielzeit seine aktive Laufbahn beenden, er wird Werder auch in diesem Sommer verlassen. Denn trotz allen Werbens der Bremer Verantwortlichen, die Pizarro gern für eine Funktion bei den Grün-Weißen begeistert hätten, hat sich der Angreifer dafür entschieden, für seinen zweiten Herzensverein in Deutschland – dem FC Bayern – künftig als Markenbotschafter zu arbeiten und demzufolge auch in München zu leben. Das berichteten die „Sport Bild“und mehrere Medien am Mittwoch. Ehemalige Mitspieler wie Giovane Elber (47) oder Bixente Lizarazu (50) fungieren in München be
reits in dieser Position und repräsentieren den Verein.
Es wäre ein unwürdiges Ende einer eindrucksvollen Karriere. 1999 zog es den in Lima geborenen Spaßvogel erstmals an die Weser. 2001 ging er nach München, kehrte über die Zwischenstation FC Chelsea (ab 2007) im Jahr 2008 nach Bremen zurück. Bis 2012 blieb er bei Werder (exklusive einer einjährigen Leihe erneut zum FC Chelsea), dann zog es ihn wieder nach München. 2015 kam der Publikumsliebling zum dritten Mal an die Weser, machte 2017 einen einjährigen Abstecher zum 1. FC Köln und kehrte 2018 ein viertes und letztes Mal nach Bremen zurück.
Enttäuschende Saison
Gerade die vergangene Saison, die eigentlich schon seine letzte hätte sein sollen, verlief mit 26 Liga-Einsätzen, fünf Toren, zwei Vorlagen und zusätzlich zwei Pokal-Treffern so gut, dass Werder am 34. Spieltag
vor dem Heimspiel gegen RB Leipzig unter dem großen Jubel der Fans verkündete, dass Pizarro noch ein Jahr dranhängt. Diese Bundesliga-Spielzeit aber läuft für den lange Zeit treffsichersten ausländischen Bundesliga-Torschützen (197 Tore; inzwischen hat ihn Robert Lewandowski mit 227 Treffern abgehängt) genau wie für Werder enttäuschend. Pizarro kommt gerade mal auf 202 Einsatzminuten, hat noch kein Tor geschossen, keine Vorlage gegeben, nicht einmal eine Großchance gehabt.
Und dennoch bleibt das Schlitzohr aus Peru auch in dieser Zeit so positiv, wie ihn Werders Fans stets kennengelernt haben. Wenn die CoronaKrise vorbei sei, sagte der 41Jährige unlängst in einem Video in den sozialen Netzwerken, „mache ich sicher noch ein paar Bundesligaspiele.“Man kann ihm nur wünschen, dass er dabei auch noch ein Tor bejubeln darf – und nicht als Absteiger seine Zeit in Bremen beenden wird.