Eindrücke aus Klinikum
Betriebsratschef Lotze zur Stimmung bei den Klinikum-Mitarbeitern
Der Betriebsrat des Klinikums äußert sich zur Situation der Mitarbeiter in der Corona-Krise. Dabei geht es auch um das Infektionsrisiko, das durch den Kontakt zu den Patienten steigt ............................................
Medizinisches Personal geht nicht sofort in Quarantäne nach Kontakt mit einem Infizierten. Dennoch hätten sich viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für die Corona-Station gemeldet, sagt der Betriebsratschef.
Wie ist die Stimmung unter den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Klinikum? Lotze: Schwer zu beschreiben. Die Palette reicht von Verunsicherung und Sorge bis hin zu ,wir schaffen das alles’.
Im Klinikum ist viel weniger los als sonst. Haben alle zu tun? Lotze: Ja. Es herrscht eine angespannt Atmosphäre, es ist wie die Ruhe vor dem Sturm. Keiner weiß, was auf uns zukommt. Für uns alle ist das Neuland, was gerade passiert. Die Bereitschaft ist flächendeckend vorhanden, sich dieser Situation zu stellen und alle Vorbereitungen für das, was da kommen wird, zu treffen.
Was meinen Sie damit? Lotze: Der überwiegende Teil der Mitarbeiter trägt die Situation, so wie sie ist, mit. Viele Kolleginen und Kollegen haben sich freiwillig gemeldet für die Corona-Stationen. Sie findet es nicht toll, dort zu arbeiten, aber sie spüren ein Verantwortungsgefühl. Deswegen haben die meisten von uns den Beruf gewählt. Wir nutzen die Zeit zum Beispiel für spezielle Schulungen oder gewöhnen uns an Abläufe, die sich zum Beispiel durch die Zusammenlegung von Abteilungen ergeben.
Fühlen sich alle gut vorbereitet und ausreichend geschützt? Lotze: Auch da gibt es innerhalb der Belegschaft das gleiche Bild wie in der Gesellschaft generell. Einige fragen, warum nicht alle mit einem Mundschutz herumlaufen. Oder warum nicht alle die Maximalschutzausrüstung mit Vollvisieren haben, so wie das in den Medien zu sehen ist. Andere beurteilen das Material als ausreichend. Das Klinikum tut jedenfalls alles erdenklich Mögliche, dass ausreichend Materialien der persönlichen Schutzausrüstung, Desinfektionsmittel und sonstige Verbrauchsmaterialien verfügbar ist.
Und wie sehen Sie das selbst? Lotze: Das Robert-Koch-Institut hat nicht nur eine Empfehlung zu diesem Thema ausgesprochen, sondern mehrere. Und alle werden von den Experten unterschiedlich ausgelegt. Es ist also Interpretationssache. Wenn die Lager voll wären und jeder einen allgemeinen Mundschutz haben könnte, wäre das vielleicht überlegenswert. Auch wenn der Schutz eher psychologisch-mental hilft und nicht, weil es zwingend medizinisch sinnvoll wäre. Aber die Lager sind nicht so voll wie wünschenswert.
Wie gehen die Mitarbeiter mit der Gefahr um, sich zu identifizieren?
Lotze: Als Gesundheitspersonal gelten für uns andere Regeln,
das heißt, wir werden nicht sofort in häuslicher Quarantäne isoliert, wenn wir Kontakt mit einem Infizierten hatten, sondern erst bei Auftreten von Symptomen oder bei einem positiven Testergebnis. Es ist klar, warum hier vom Standard abgewichen wird: Die medizinische Versorgung würde zusammenbrechen, wenn bei einem Corona-Fall auf einen Schlag Dutzende möglicherweise nichtinfizierte Beschäftigte ausfallen. Bei uns klärt der Betriebsärztliche Dienst, wie wir in den Fällen reagieren; zum Beispiel mit einem Test.
Fühlen sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von der Leitung mitgenommen? Lotze: Der Arbeitgeber informiert alle sehr ausführlich, es gibt ständig neue Rundmails. Aber die Ereignisse überholen sich ja permanent, so dass es für alle schwierig ist, auf dem Laufenden zu bleiben. Es ist einfach eine außergewöhnlich schwierige Zeit.