Ihr Revier ist mehr als nur die Autobahn
Unterwegs mit Zollbeamten – Beratung von Unternehmen – Steuern und Schmuggelware
Die Aufgaben des Zolls sind vielfältig. Mit dazu gehören Streifen auf der Autobahn – und etwas Glück.
OLDENBURG – Seit es die DokuSoap „Achtung Kontrolle!“gibt, wissen viele Zuschauer, was der Zoll den ganzen Tag über macht. Oder? „Das ist tatsächlich nur ein kleiner Teil unserer Aufgaben“, weiß Frank Mauritz, Pressesprecher des Hauptzollamts Oldenburg. Aber auch die Arbeit der Kontrolleinheiten ist nicht immer so, wie die Doku-Soap es vermittelt. Unsere Zeitung hat Zöllner ein paar Stunden bei ihrer Arbeit begleitet.
Es ist ein sonniger, spätwinterlicher Tag. Die Corona-Krise ist noch im Entstehen begriffen. Zollamtmann B. (54) und sein Kollege Zollinspektor R. (52) sitzen im Büro der Kontrolleinheit in Oldenburg. Der 54-jährige B. ist der Leiter der Einheit. An diesem Tag wird sie, zusammen mit der Autobahnpolizei Oldenburg sowie den Zollämtern aus Brake, Wilhelmshaven und Oldenburg, eine große Kontrolle auf der Autobahn 28 stemmen.
Auf Autobahn unterwegs
Sowohl in Richtung Leer als auch in Richtung Oldenburg sind die Beamten unterwegs, einige davon in Zivilfahrzeugen. Schwerpunktmäßig soll nach Drogen gefahndet werden, Reisebusse sollen vermehrt kontrolliert werden. „Bei Großkontrollen haben wir einfach andere Möglichkeiten“, erklärt Frank Mauritz, Pressesprecher des Hauptzollamts Oldenburg, der an diesem Tag mit dabei ist.
Doch selbst wenn der Schwerpunkt gesetzt ist, auch andere Auffälligkeiten werden kontrolliert. Hier ein Lkw, der den Zöllnern ins Auge fällt, dort ein Autofahrer. „Ziel ist es aber nie, zum Beispiel jeden vorbeikommenden Lastwagen zu kontrollieren“, erklärt B.. Der Zoll arbeite nach regelmäßig aktualisierten Risikoanalysen. Das bedeute nichts anderes, als dass Erkenntnisse aus Einsätzen über Schmuggelrouten und so weiter in die Arbeit einfließen. „Aber nach Schema F handeln wir trotzdem nicht“, betont B..
Vielfältige Arbeit
Allerdings ist die Arbeit auf der Straße nicht alles, was den Zoll ausmacht. Tatsächlich sei die Arbeit im Zoll deutlich vielfältiger, als die meisten Menschen annehmen, betont Mauritz. Das liege vor allem daran, dass „weite Teile unserer Arbeit den normalen Bürger im Alltag gar nicht berühren“, so Mauritz weiter. Abfertigung des internationalen Warenverkehrs, Schutz vor Schmuggel, Bekämpfung von Schwarzarbeit – Schlagworte, die regelmäßig fallen, wenn Mauritz über die Arbeit der mehr als 600 Zollbeamten im Zuständigkeitsbereich spricht.
„Oft sind wir aktiv, ohne dass es kriminelle Hintergründe gibt“, sagt er. Verdachtslose Kontrollen zählten dazu, aber auch Beratung. „Wir haben oft mehr Wissen als Menschen in Dienstleistungs- und Wirtschaftsbetrieben, weil wir auch rechtlich immer auf dem aktuellen Stand sein müssen“, so Mauritz. Deswegen nehme die Beratung, um Unternehmen vor Fehlern zu bewahren, einen wichtigen Teil der Arbeit ein.
Egal, welcher Einsatzbereich: Jeder Zöllner und jede Zöllnerin wird zum Experten auf seinem oder ihrem Gebiet. „Die Kolleginnen und Kollegen entwickeln schnell eine Art 7. Sinn“, so Mauritz.
Diesen 7. Sinn brauchen die Beamten auch, wie ein Blick in einen Schrank in der Wache der Kontrolleinheit zeigt. Hier haben die Zöllner besondere Verstecke gesammelt: das ausgehöhlte Buch, die Tarnbatterie oder Boxen mit doppeltem Boden. „Das zeigen wir auch immer in der Ausbildung“, erklärt R.. Diese und noch viel mehr Arten von Verstecken haben die Beamten vor allem durch Aufmerksamkeit ausfindig gemacht. „Was passt nicht ins Bild? Das müssen wir uns bei jeder Kontrolle fragen“, sagt B..
Nur manchmal bleibt das Quentchen Glück, das auch dazu gehört, einfach aus. Trotz mehrerer Kilometer hoch und runter auf der A28 gehen B. und R. an diesem Tag keine besonderen Fische ins Netz. „Das ist der Vorführeffekt“, scherzen sie. Die Kolleginnen und Kollegen der anderen Streifen
sind da teilweise erfolgreicher. Auf einem Rastplatz am Rande des Einsatzgebietes kontrollieren sie einen grenzüberschreitend fahrenden Lastwagen. Hier werden nachträgliche Gebühren fällig – auch für KfzSteuern ist der Zoll nämlich zuständig.
Riesige Finanzbehörde
„Der Zoll ist eigentlich eine riesige Finanzbehörde“, sagt Mauritz. Mehr als 1,2 Milliarden Euro Einnahmen aus Zöllen, Verbrauchssteuern auf Güter wie Zigaretten oder Alkohol und Kraftfahrzeugsteuern hat der Zoll im Jahr 2018 in den Bundeshaushalt gespült. Aber die Kolleginnen und Kollegen, die gerade im Bereich Verbrauchsgüter unterwegs sind, würden in der Regel auch sehr engen Kontakt mit den Herstellerbetrieben halten und regelmäßig vor Ort sein. „Zöllner sind seit jeher immer sehr nah an diesen Produkten“, und das „von der Buchprüfung bis zur Maschinenkontrolle“.
Der Zuständigkeitsbereich des Hauptzollamtes Oldenburg
erstreckt sich von Ostfriesland bis kurz vor Cloppenburg. Zum Hauptzollamt gehören die sieben Zollämter in Brake, Cuxhaven, Emden, Kreyenbrück (Oldenburg), Papenburg, Stade und Wilhelmshaven. In den Zollämtern, den „Schnittstellen für den internationalen Warenverkehr“, haben die Menschen in der Region noch am ehesten Kontakt zum Zoll. Denn: Bei der Frage „Welche Waren dürfen ins Land?“sind die Zöllner auch wahre Experten. „Da geht es vor allem um Waren oder Medikamente, die nicht oder nur unter Beschränkungen eingeführt werden dürfen“, sagt Mauritz. Drogen, aber auch Medikamente wie „bestimmte blaue Pillen“seien Klassiker, aber auch alles, was gegen das Washingtoner Artenschutzabkommen verstößt.
Gerade bei der Kontrolle des Warenverkehrs holen sich die Zöllner gern Unterstützung bei ihren vierbeinigen Kollegen: den Zollhunden. Es sei vor allem der Spieltrieb, der genutzt werde, um die Hunde auf das Aufspüren von Drogen abzurichten.