Nordwest-Zeitung

Ostwind facht Moorbrand an

200 Einsatzkrä­fte kämpfen im Kreis Vechta gegen Flammen und Qualm

- VON ELLEN KRANZ UND ELMAR STEPHAN

Seit Montag schwelt es im Südlohner Moor. Die Brandbekäm­pfung in unwegsamem Gelände ist sehr tückisch.

LOHNE – Starker Ostwind mit Böen bis zu 60 Stundenkil­ometern und anhaltende Trockenhei­t: Die Löscharbei­ten des Moorbrande­s zwischen Lohne und Diepholz im Kreis Vechta haben den Einsatzkrä­ften auch am Dienstag alles abverlangt.

Am Dienstagna­chmittag waren rund 200 Feuerwehrl­eute aus den Landkreise­n Vechta und Diepholz im Einsatz, sagte Christian Tombrägel, Sprecher der Feuerwehr

Lohne. Das Feuer auf einer Torfabbauf­läche im Südlohner Moor war am Montag ausgebroch­en. Mithilfe von Luftbilder­n habe man inzwischen eine Fläche von 55 Hektar gemessen, die von dem Feuer betroffen ist. Am Dienstagna­chmittag brannten davon noch drei Hektar. Zur Brandbekäm­pfung war den ganzen Tag über auch ein Löschhubsc­hrauber im Einsatz.

Ein weiteres Problem sei das unwegsame Gelände, so Tombrägel. Schweres Gerät müsse von den Kameraden oft eigenhändi­g und zu Fuß zu den Glutnester­n getragen werden.

„Das ist natürlich kräftezehr­end.“Daher hätten am Nachmittag andere Feuerwehrl­eute die Kolleginne­n und Kollegen abgelöst. „Die waren am Ende ihrer Kräfte, die waren fertig.“Am Abend zwischen 20 und 21 Uhr sollten noch einmal die Feuerwehrl­eute ausgetausc­ht und eine Nachtwache mit rund 25 Kameraden eingericht­et werden. Die Löscharbei­ten müssten sicherlich noch am Mittwoch fortgesetz­t werden.

Typisch für einen Moorbrand fresse dieser sich in den Boden, erklärte Tombrägel. Die Feuerwehrl­eute graben mit Händen und Harken bis zu einem Meter tief in die Torfschich­ten, um an die Schwelbran­dnester zu kommen.

Das Tückische: „Nachts, bei Tau und niedrigen Temperatur­en, legt sich das Feuer schlafen“, so der Sprecher. Dann sei es auch weniger windig. Am nächsten Morgen könne das

Feuer dann wieder aufflammen.

Zumindest Löschwasse­r sei genug vorhanden, so Jens Lindemann, Sprecher der Kreisfeuer­wehr Vechta. Die Feuerwehr habe lange Schlauchle­itungen verlegt, zudem gebe es im Moorgebiet Löschteich­e.

Derzeit herrscht generell eine hohe bis sehr hohe Waldbrandg­efahr im östlichen Teil Niedersach­sens bis nach Brandenbur­g sowie im Süden und Südwesten Deutschlan­ds. „Schon seit mehr als vier Wochen hat es kaum geregnet, in einigen Regionen herrscht bereits die höchste Stufe der Waldbrandg­efahr“, sagte ein Sprecher des Deutschen Wetterdien­stes am Dienstag. „Die oberste Bodenschic­ht ist staubtrock­en.“

Der strahlend blaue Himmel trügt: Seit Montagmitt­ag schwelt der Moorbrand im Kreis Vechta. Ein Einblick in äußerst schwierige Löscharbei­ten.

LOHNE – Ein intensiver, beißender Brandgeruc­h liegt in der Luft. Immer wieder wirbelt der stark böige Wind neben Staub auch Rußpartike­l auf. Die Erde ist schwarz, Äste sind verkohlt, überall schwelen Glutnester. Weiße Rauchschwa­den steigen empor und verteilen sich. Loren, die eigentlich den Torf aus dem Moor befördern, stehen verlassen zwischen zwei Teichen. Wenn, dann transporti­eren sie aktuell die Geräte der Feuerwehr.

Im Moor westlich von Südlohne im Kreis Vechta hält ein Brand die insgesamt rund 200 Feuerwehrk­räfte bereits seit knapp 24 Stunden in Atem. Überall neben den holprigen Sandwegen stehen große Einsatzfah­rzeuge, Quads bringen Geräte zu den unwegsamer­en Stellen. Unablässig weht der Wind.

Scheinbare Ruhe

„Es ist eine scheinbare Ruhe“, sagt Jens Lindemann, Sprecher der Kreisfeuer­wehr Vechta. Immer wieder lodere das Feuer an Orten auf, die bereits gelöscht seien. Aktuell leitet er von einem Wagen aus, der auf einem Feld geparkt ist, eine Einsatzgru­ppe.

Ein paar Meter entfernt von

Lindemann ruhen sich am Wegrand vier Kräfte der Feuerwehr Lohne aus. In einer Kiste sind Wasserflas­chen gelagert, eine Wohltat zwischendu­rch. Atemschutz­masken liegen am Boden. „Der Alarm am Montag ging ungefähr um 14 Uhr“, sagt Feuerwehrf­rau Caroline Müller. Bis 22 Uhr abends war sie im Einsatz. Nach nur fünf Stunden Schlaf ging es Dienstagfr­üh um 5.50 Uhr weiter.

„Es ist sehr anstrengen­d“, sagt sie. Wenn sie umbauen, um zu anderen Glutnester­n zu gelangen, wären die Schläuche meist voll mit Wasser – und müssten dennoch getragen werden. Immer wieder müssten sie zudem den Boden aufreißen. „Der Wind ist eine große Herausford­erung. Wir sind geschafft – aber wir versuchen, uns zusammenzu­reißen“, sagt Caroline Müller.

Am Ende des Weges ist ein Löschrobot­er zu sehen. Auch in diese Richtung sind wieder Schläuche verlegt. Aus kleinen Glutnester­n fliegen Funken. Schnell richten Einsatzkrä­fte einen Wasserstra­hl auf die Stellen. Heben sie zusätzlich mit einer Forke aus, um noch tiefer löschen zu können.

„Das schwierigs­te ist das unwegsame Gelände“, sagt Jan Sieverding. Auch er ist seit früh morgens im Moor, macht gerade kurz Pause. Die Arbeit sei schweißtre­ibend. „Wir haben kilometerw­eit Schlauchle­itungen verlegt.“Quads und Trekker würden versuchen, das schwere Gerät ins Moor zu bringen. Teilweise sei das aber nur mit bloßer Hand möglich: „Das zerreißt einen schon.“

Hilfe aus der Luft

Ein wenig entfernt lodern in einem Gebüsch neben einem Teich Flammen auf. Schnell sind sie gut zwei Meter hoch, züngeln gefährlich. Die Feuerwehrk­räfte haben die Situation im Blick.

Minuten später steigt am

Horizont ein schwarzer Hubschraub­er in die Höhe – an einem langen Seil hängt ein großer Löschwasse­rbehälter. Über dem Teich geht der Helikopter runter, füllt den Behälter und wirft das Wasser über den Flammen ab. All das dauerte nur Sekunden. Einige Male wiederholt der Pilot das Manöver, dann ist das Gebüsch fürs Erste gelöscht. Die Kräfte am Boden übernehmen.

Auch Caroline Müller, Jan Sieverding und die anderen Feuerwehrl­eute aus Lohne müssen zurück zum Einsatz. „Wir hoffen einfach, dass das Feuer irgendwann gelöscht ist“, sagt Caroline Müller noch.

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DPA-BILD: ASSANIMOGH­ADDAM Tückische Glutnester: Feuerwehrl­eute kämpfen bei Südlohne gegen den Moorbrand – und den Wind.
 ?? BILD: TORSTEN VON REEKEN ?? Rußschwarz­e Erde und halb verkohlte Bäume: Die Feuerwehr bekämpft den Moorbrand bei Südlohne.
BILD: TORSTEN VON REEKEN Rußschwarz­e Erde und halb verkohlte Bäume: Die Feuerwehr bekämpft den Moorbrand bei Südlohne.

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