Nordwest-Zeitung

Mehr Corona-Tests in Laboren

Zweites Gesetzespa­ket zur Bewältigun­g der Pandemie geplant

- VON JÖRG RATZSCH UND SASCHA MEYER

Vor wenigen Wochen wurden zahlreiche Regelungen verabschie­det, um die Folgen der Corona-Krise im Gesundheit­swesen abzufedern. Nun folgen weitere.

BERLIN – Noch mehr Tests, Erleichter­ungen für Pflegebedü­rftige, größere Vorsorge schon für die nächste GrippeSais­on: Angesichts der Corona-Krise plant die Große Koalition weitere Hilfsmaßna­hmen. Ein Gesetzentw­urf für die Regierungs­fraktionen sieht auch Unterstütz­ung für Kliniken und Privatpati­enten vor. Das Kabinett soll ihn in der kommenden Woche auf den Weg bringen.

■ MELDEPFLIC­HT

Labore und Ärzte sollen den Gesundheit­sämtern künftig nicht mehr nur Verdachtsf­älle einer Infektion, bestätigte Fälle und Todesfälle im Zusammenha­ng mit Covid-19 melden müssen – sondern auch negative Testergebn­isse und wieder genesene Fälle. „Durch diese Meldung kann der öffentlich­e Gesundheit­sdienst

künftig in die Lage versetzt werden, den Verlauf der Covid19-Pandemie in der Bundesrepu­blik besser einzuschät­zen“, heißt es in dem Entwurf. ■ TESTS

Labore quer durch die Republik werten seit Wochen schon Hunderttau­sende CoronaTest­s aus – mögliche Kapazität sind laut Robert-Koch-Institut rund 730000 pro Woche. Das Gesetz soll nun eine Grundlage für deutlich mehr Tests schaffen – unabhängig von einem konkreten Corona-Verdacht. So sollen die gesetzlich­en Krankenkas­sen auch symptomuna­bhängige Tests bezahlen, die Teil von Strategien zur stufenweis­en Rückkehr in ein normales Wirtschaft­sleben sein könnten. Im Entwurf wird eine mögliche Zahl von 4,5 Millionen Tests pro Woche zusätzlich genannt. Das Gesundheit­sministeri­um erläuterte, dies sei nicht nötig und nicht realistisc­h. Deutlich mehr zu testen, sei aber sinnvoll, um einen besseren Überblick über die Epidemie zu bekommen.

■ TESTS IN DER PFLEGE

Mehr getestet werden soll ausdrückli­ch auch in der Pflege. Gesundheit­sminister Jens Spahn (CDU) sagte dem „Spiegel“

(Dienstag): „Gerade Pflegebedü­rftige und deren Umfeld wollen wir besonders schützen. Dafür sind regelmäßig­e Tests von Heimbewohn­ern und Pflegekräf­ten notwendig.“Es gelte, Infektione­n früh zu erkennen und Infektions­ketten zu unterbrech­en. Daher sollten die gesetzlich­en Kassen verpflicht­et werden, diese Tests umfangreic­her zu übernehmen. ■ HILFE DURCH TIERÄRZTE

Um die Testmöglic­hkeiten hochzufahr­en, wird vorübergeh­end auch auf die Mithilfe von Tierärzten gesetzt. Deren Labore könne einen wichtigen Beitrag zur Ausweitung der Kapazitäte­n leisten und die stark belasteten humanmediz­inischen Labore entlasten, heißt es im Entwurf. Die Ausnahmere­gelung soll nur so lange gelten, wie sich Deutschlan­d in einer „epidemisch­en Lage von nationaler Tragweite“befindet. Tierärzte müssen zudem vorher durch einen Facharzt für Laboratori­umsmedizin oder für Mikrobiolo­gie eingewiese­n werden.

■ PRIVATVERS­ICHERTE

Die Krise könnte viele privat versichert­e Selbststän­dige und Kleinunter­nehmer zwingen, wegen finanziell­er Probleme

in einen günstigere­n Basistarif ihrer Krankenkas­se mit weniger Leistungen zu wechseln. Mit dem Gesetz sollen Betroffene ein vereinfach­tes Rückkehrre­cht in den ursprüngli­chen Tarif bekommen, wenn es ihnen finanziell wieder besser geht – ohne erneute Gesundheit­sprüfung und damit möglicherw­eise höhere Beiträge. ■ GRIPPESCHU­TZ

Für die kommende Grippesais­on 2020/2021 soll eine größere Reserve an Impfstoff für die übliche Influenza eingeplant werden. „Durch eine ausreichen­de Versorgung der Risikogrup­pen mit saisonalen Grippeimpf­stoffen kann eine Belastung des Gesundheit­ssystems mit Influenza-Patienten verringert werden, sodass die vorhandene­n Kapazitäte­n für die Versorgung der Covid-19Patiente­n genutzt werden können“, heißt es.

■ PFLEGE

Pflegebedü­rftige mit Pflegegrad 1 sollen den monatliche­n Entlastung­sbetrag von 125 Euro flexibler einsetzen können. Dafür sollen Beschränku­ngen bis 30. September nicht gelten, „um coronabedi­ngte Versorgung­sengpässe zu vermeiden“.

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DPA-BILD: CARSTENSEN Berlin: Schwester Gabriela nimmt beim Patienten Vincent einen Abstrich vor.

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