„Die Pflanzen schreien nach Wasser“
Wochenlange Trockenheit bringt Landwirte und Waldbesitzer in Bedrängnis – Hohe Brandgefahr
HANNOVER/IM NORDWESTEN – Die Landwirte und Waldbesitzer sehen in diesen Tagen mit Sorge auf die täglichen Wetterberichte: Es ist deutlich zu trocken. Zwar hat es noch im Januar und Februar kräftig geregnet, aber seit mehr als einem Monat eben nicht mehr. Ein weiteres trockenes Jahr nach 2018 und 2019 hätte wieder erhebliche Folgen für die Ernte und für die Wälder in Niedersachsen bzw. im Nordwesten. Auch die Brandgefahr ist aktuell sehr hoch. In den Kreisen Emsland und Vechta brannten und brennen große Moorflächen.
Wie schlimm ist die Trockenheit
Der Februar war noch sehr nass, mit der Folge, dass Landwirte die feuchten Felder und Äcker nicht befahren konnten. Inzwischen hat sich das Blatt gewendet: Schon seit dem 11. März gab es keinen nennenswerten Niederschlag mehr. In Verbindung mit den relativ warmen Temperaturen und dem starken Wind führe das zu trockenen Böden, sagte der Vorsitzende des PflanzenbauAusschusses
Landwirt Erhard Dirksen zeigt die trockene Erde seiner Weidefläche in Rastede.
beim Landvolk Niedersachsen, Karl-Friedrich Meyer aus Tündern bei Hameln. Der Oberboden sei in vielen Regionen sehr ausgetrocknet. Durch die Bodenbearbeitung im Frühjahr verdunste zudem Feuchtigkeit. Gibt es regionale Unterschiede
Ja, die gibt es. Die schweren, lehmhaltigen Böden können das Wasser besser speichern als die leichten, sandigen Böden. Die leichten Böden befinden sich grob gesprochen nördlich der Autobahn 2 in Richtung Lüneburger Heide.
An der Küste wiederum herrscht wieder ein anderes Klima. Im Osten sollten Wintergetreide-Bestände nach Ansicht der Landwirtschaftskammer dringend beregnet werden. „Das Wetter der nächsten vier Wochen wird in hohem Maße darüber entscheiden, ob sich die Kulturen normal entwickeln können“, hieß es von der Kammer.
Was sagen die Meteorologen
In den nächsten Tagen sei kein wirklich starker Regen in Sicht, allenfalls mal ein paar Tropfen, heißt es beim Deutschen Wetterdienst (DWD) in Hamburg. Am Wochenende könnte es zwar Schauer geben, aber eher kleinere Schauer – „drei Tropfen, und danach ist der Boden wieder trocken“, sagte ein Sprecher. In der kommenden Woche könne es den einen oder anderen Schauer geben, aber keinen, der wirklich viel Feuchtigkeit in den Boden bringt. Bis zum 19.April sei in den vergangenen Wochen in Niedersachsen zwischen zwei und fünf Prozent des normalen monatlichen Niederschlags für April gefallen, bezogen auf den Vergleichszeitraum 1961 bis 1990.
Was passiert, wenn es wieder so trocken wird wie 2018 und 2019
Das wäre schlecht, sagte Landvolk-Experte Meyer. 2018 war demnach ganz schlimm, 2019 gab es ein wenig Regen, der etwas besser übers Jahr verteilt war. Wenn es wieder ein trockenes Jahr werde, würden vor allem die Milchviehbetriebe leiden. Diese nutzen ihr Grünland fürs Futter. Ist es zu trocken, reicht das eigene Futter nicht, und sie müssen zukaufen. „Der erste Frühjahrsschnitt ist um die Monatswende April/Mai, und da steht schon jetzt im Grunde nicht ausreichend Futter auf den Feldern“, sagte Meyer.
Wie geht es dem Wald
Die für diese Jahreszeit ungewöhnliche Trockenheit kann nach Einschätzung der Niedersächsischen Landesforsten auch für den Wald zu einem großen Problem werden. „Es sieht nicht gut aus“, sagte Sprecher Michael Rudolph. „Die Pflanzen schreien nach Wasser.“Dies gelte vor allem für die jungen Bäume. „Denn derzeit ist Haupt-Pflanzsaison“, sagte Rudolph. Auch im
Harz habe es seit Mitte März kaum noch geregnet. „Wir brauchen lang anhaltende Niederschläge, damit auch die flach wurzelnden jungen Pflanzen nasse Füße bekommen.“Mit Sorge beobachteten die Forstleute zudem, dass wegen der teilweise hohen Temperaturen bereits die erste Generation von Borkenkäfern in diesem Jahr auszufliegen beginne, sagte Rudolph. Derzeit deute nichts auf einen Wetterwechsel hin.
Wie hoch ist die Waldbrandgefahr
Die Waldbrandgefahr ist derzeit nach Einschätzung des Deutschen Wetterdienstes und der Landesforsten sehr hoch. Der Oberboden sei relativ trocken, hinzu kämen trockene Vegetationsreste aus dem Vorjahr, die noch auf dem Boden lägen, erklärte Mathias Aßmann von den Niedersächsischen Landesforsten. Die neue Vegetation sei noch nicht völlig entwickelt. Deshalb gelte in und an den Wäldern ein striktes Rauch- und Grillverbot. Zu den „klassischen“von Waldbrand gefährdeten Gebieten zählt etwa die Lüneburger Heide oder der Harz.