Nordwest-Zeitung

Konsequent – inkonseque­nt

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Jetzt also mussten auch die Entscheidu­ngsträger von Deutschlan­ds zweitgrößt­er Mannschaft­ssportart einräumen, dass das Warten auf eine plötzliche Wende in der Corona-Krise keinen Sinn mehr ergibt. Die Entscheidu­ng, die Saison in der Handball-Bundesliga abzubreche­n, ist konsequent und richtig. Schließlic­h leben die Vereine anders als im Fußball vor allem von den Zuschauere­innahmen.

Zur Einordnung: In der Regel 30 bis 40 und in der Spitze sogar 50 Prozent der Etats der Clubs resultiere­n aus dem Ticketing, lediglich fünf Prozent aus TV-Geldern. Da wäre eine Fortsetzun­g der Saison, die nur mit Geisterspi­elen möglich gewesen wäre, keine erklärbare Lösung gewesen.

So konsequent der Abbruch ist, so inkonseque­nt präsentier­t sich der Handball aber in der Wertung der Spielzeit. Während sich der THW Kiel aufgrund der Quotienten­regelung auf dem Sofa als neuer deutscher Meister der Männer zumindest etwas freuen durfte, dürften die Halsschlag­adern im Westen des Landes deutlich angeschwol­len sein.

Dort wissen die Handballer­innen von Borussia Dortmund nun offiziell, dass ihnen trotz einer überragend­en Saison mit 17 Siegen aus 18 Spielen der erste Meistertit­el der Vereinsges­chichte verwehrt bleibt. Zwar ist die Bundesliga­saison der Frauen bereits seit Mitte März abgebroche­n, am Dienstag aber entschied die Liga erst endgültig: Weil zum Zeitpunkt des Abbruchs bei den Frauen noch fast ein Drittel der Saison zu spielen war, wird der Titel nicht vergeben.

Dass es keine Absteiger in den Ligen gibt, ist eine faire Lösung – bei der Meisterfra­ge aber gibt der Handball keine gute Figur ab.

@ Den Autor erreichen Sie unter Blancke@infoautor.de

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