Nordwest-Zeitung

Der Ölmarkt spielt verrückt

Wie ein Ölpreis ins Minus stürzen kann und was das fürs Tanken bedeutet

- VON JÜRGEN SABEL

Sartorius Hellofresh Qiagen Nv Wirecard Beiersdorf Osram Licht Ag Deutsche Wohnen 257,40 32,72 37,90 122,50 95,88 37,68 35,11

Siltronic Nam 71,42 Infineon Techno 15,17 Duerr AG 19,42 MTU AERO ENGINES 110,15 CTS Eventim 36,70 Airbus Group 51,93 HOCHTIEF 65,35 VW 116,50 SAP 106,28 Nordex 7,14 + 5,06% + 3,68% + 1,07% + 0,71% + 0,21% + 0,16% + 0,03%

– 8,44% – 8,12% – 7,70% – 7,55% – 6,81% – 6,77% – 6,64% – 6,61% – 6,56% – 6,55%

Experten verweisen auf die Folgen der CoronaKris­e. Die Lager sind ohnehin gut gefüllt.

FRANKFURT – Ausgelöst durch die Corona-Krise hat sich an den Ölmärkten historisch Einmaliges ereignet. Der Preis für US-Rohöl der Sorte WTI ist am Montagaben­d zum ersten Mal in der Geschichte ins Negative gedreht. Das Phänomen steht für die zuletzt dramatisch­e Entwicklun­g am Rohölmarkt.

Warum steht der Ölpreis so stark unter Druck

Experten verweisen auf die Folgen der Corona-Krise. In vielen Ländern droht die Wirtschaft in eine schwere Rezession zu rutschen. Dies dämpft die Öl-Nachfrage. So ist der Flugverkeh­r, wo Rohöl in Form von Kerosin verbraucht wird, fast zum Erliegen gekommen. Hinzu kommt, dass die Lager schon vor der Krise gut gefüllt waren. Die Mitglieder des Ölkartells Opec und Länder wie Russland hatten sich lange nicht auf eine Beschränku­ng der Förderung einigen können. Die zuletzt doch noch erreichte Vereinbaru­ng wird angesichts des Nachfragea­usfalls von Experten nur als halbherzig angesehen.

Wie können Ölpreise überhaupt negativ werden

Der negative Ölpreis für WTI bezog sich auf den Terminkont­rakt für Mai. Dieser lief an diesem Dienstag aus. Mit einem solchen Kontrakt verpflicht­et sich ein Käufer, Rohöl zu einem bestimmten Termin zu erwerben. Derzeit will aber wegen der fehlenden Nachfrage kaum jemand Rohöl tatsächlic­h haben. Die Lagerung ist teuer, da die Kapazitäte­n oftmals ausgeschöp­ft sind. Offenbar waren Anleger in diesem Umfeld bereit, einen Preis für die Übernahme von Rohöl zu bezahlen. Experten schließen aber auch eine Panne und

Weltraumre­porter Flux

erklärt Euch das Thema

Erdöl liegt tief unten in der Erde. Mit Bohrtürmen und Pumpen wird die klebrige, zähe Flüssigkei­t nach oben befördert und dann in die ganze Welt geliefert. Denn aus dem Öl kann zum Beispiel technische Probleme angesichts des geringen Handels am Montagaben­d nicht aus.

Bleiben die Ölpreise negativ

Dies ist nicht zu erwarten. So liegt der Juni-Kontrakt für USRohöl derzeit bei 20 US-Dollar. Eine Erholung der Preise ist aber auch nicht in Sicht. Die weitere Entwicklun­g hängt vor

Benzin hergestell­t werden, das wir fürs Autofahren brauchen. Wir nutzen es auch zum Heizen. Zudem ist Erdöl ein wichtiger Rohstoff etwa für Gummi oder Plastik. allem vom Fortgang der Corona-Krise ab. Solange es in vielen Staaten der Welt starke Einschränk­ungen der Wirtschaft gibt, dürfte die Konjunktur kaum anziehen.

Wird Tanken jetzt noch billiger

Der historisch­e Ölpreisabs­turz in den USA wirkt sich voraussich­tlich nicht an deutschen Zapfsäulen aus. Die betroffene, in den USA relevante Ölsorte WTI ist laut ADAC „nicht entscheide­nd für den deutschen Markt“. Hierzuland­e komme es vielmehr auf die Nordseesor­te Brent an. Deren Preis liege derzeit oberhalb des Tiefs von Ende März. Die aktuellen Preise seien „angemessen“, hieß es beim ADAC. Der Preis an der Zapfsäule hänge zudem auch von anderen Faktoren ab: Allein Steuern machten bei Benzin 72 und bei Diesel 60 Prozent aus.

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BILD: JACOB FORD/ODESSA AMERCIAN/DPA Angebot und Nachfrage klaffen beim Öl zurzeit weit auseinande­r.
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