Dieses Jahr fließt kein Bier auf der Wiesn
Münchener Oktoberfest 2020 abgesagt – Normalerweise rund sechs Millionen Besucher
Die britische Königin Elizabeth II. ist 94 Jahre alt geworden. Doch dieser royale Geburtstag am Dienstag dürfte wie kaum ein anderer in Erinnerung bleiben. Wohl erstmals seit die Monarchin 1952 den britischen Thron bestieg, gab es keine Fahnenpflicht für öffentliche Gebäude, auch Kanonendonner im Londoner Hyde-Park und am Tower hatte sich die Queen verbeten. Das sei „nicht angemessen“inmitten der Coronavirus-Pandemie, befand die Königin. Sie werde per Videokonferenz mit Familienmitgliedern sprechen, sagte eine Palastsprecherin auf Anfrage.
Die Zeichen standen auf Absage, aber die Verantwortlichen hatten sich noch einmal Zeit gelassen für Beratungen. Die bittere Pille mussten sie am Ende dann doch schlucken.
MÜNCHEN – Das Oktoberfest fällt wegen der Corona-Pandemie in diesem Jahr aus. Ministerpräsident Markus Söder (CSU) und Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) gaben die Entscheidung am Dienstag bekannt. „Es tut uns weh, es ist unglaublich schade“, sagte Söder. Ein Fest in der Größe, mit der Internationalität und unter den Bedingungen bedeute jedoch eine zu hohe Gefahr.
Die Wiesn 2020 sollte vom 19. September bis zum 4. Oktober stattfinden. Rund sechs Millionen Besucher aus aller Welt wurden dazu erwartet. In
Corona-Zeiten wäre die Ansteckungsgefahr auf dem Volksfest mit oft bis auf den letzten Platz besetzten Bierzelten und dem Gedränge in den Gassen zu groß. „Wir haben erlebt, dass der Apres-Ski in Ischgl, verschiedene Starkbierfeste beispielsweise oder auch Karnevalsveranstaltungen leider Viren-Drehscheiben waren“, sagte Söder. Insofern gelte bei Festen die größte Sensibilität. „Solange es keinen Impfstoff gibt, solange es kein Medikament gibt, muss besonders aufgepasst werden.“
Reiter sagte, es sei ein emotional schwieriger Moment. Die Wiesn sei das zentrale Fest und das Highlight des Jahres – jedenfalls für ganz viele Menschen. „Und es einfach nicht stattfinden zu lassen, ist schon eine bittere Pille.“Es habe auch ökonomisch in wirtschaftlich ohnehin schwierigen Zeiten negative Auswirkungen auf München. Nicht nur Schausteller, Wirte und Budenbesitzer auf dem Volksfest selbst, sondern auch Hotels, Gaststätten, Taxifahrer und Einzelhändler profitieren von dem Volksfest. Die Wiesn 2019 hatte nach Angaben der Stadt einen Wirtschaftswert von rund 1,23 Milliarden Euro.
Die Wiesnwirte reagierten mit großem Bedauern, aber auch großem Verständnis. „Die Gesundheit unserer Gäste liegt uns besonders am Herzen und hat oberste Priorität“, sagte der Sprecher der Wiesnwirte, Peter Inselkammer.
Neben dem Oktoberfest stehen laut Söder auch weitere
Volksfeste im Freistaat im Spätsommer und Herbst vor der Absage. Wenn die Wiesn nicht stattfinden könne, dann gelte dies auch für „ähnlich Feste“, die im selben Zeitraum in Bayern stattfinden sollten. Auch Reiter betonte, es könne Volksfeste, vor allem natürlich das Oktoberfest, aber „auch andere in dieser Zeit einfach nicht geben“.
Spätestens seit Bund und Länder in der vergangenen Woche beschlossen hatten, Großveranstaltungen bis Ende August zu verbieten, war klar, dass das auch für viele Volksfeste im Herbst das Aus bedeuten würde, darunter das Oktoberfest.
Noch Ende März hatte es geheißen, man wolle über die Wiesn so spät wie möglich entscheiden – Ende Mai oder spätestens Anfang Juni. Dann hätten die Zulassungen für Wirte, Schausteller und Marktkaufleute durch die Stadt erteilt werden müssen. Anfang Juli hätte auf der Theresienwiese der Aufbau begonnen.