Nordwest-Zeitung

Ermittler vermuten noch mehr Todesopfer

Nach schlimmer Bluttat in Kanada geht die Spurensuch­e weiter

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Sänger und Familienva­ter Johannes Strate (40) ist derzeit auch als Ersatzlehr­er gefragt. „Homeschool­ing ist ein Riesenthem­a. Man merkt an diesem Punkt ganz deutlich, wie wir die Digitalisi­erung in den vergangene­n zehn Jahren verschlafe­n haben“, so Strate. „Wir sind da in Deutschlan­d, das muss man so deutlich sagen, absolut hinterm Mond. Und das trifft uns jetzt wie ein Hammer.“In anderen Ländern würden Lehrer in dieser Zeit, wo die meisten Schulen und Kitas geschlosse­n sind, problemlos digital weiter unterricht­en. Hier müssten sich Eltern mit kopierten Zetteln aus der Schule rumschlage­n.

HALIFAX/DPA – Nach der schlimmste­n Gewalttat in der Geschichte Kanadas mit 19 Toten geht die Spurensuch­e in der ländlichen Provinz Nova Scotia an der Atlantikkü­ste weiter. Dabei könne sich die offizielle Opferzahl des mutmaßlich­en Amoklaufs eines 51-jährigen Tatverdäch­tigen noch erhöhen, hieß es am Montag (Ortszeit) von der Polizei. Der zuständige Ermittler Chris Leather sagte, dass 16 Tatorte auf der Halbinsel untersucht würden, zudem seien fünf Feuer gelegt worden. Es könne sein, dass in niedergebr­annten Häusern noch weitere Tote gefunden werden.

Achtzehn Getötete sowie der tote Amokläufer waren am Montag bestätigt, Leather sprach bei einer Pressekonf­erenz allerdings auch davon, dass es „mehr als 19 Tote“gebe. Unter den Opfern ist auch eine Polizistin mit 23 Dienstüber

Auf Spurensuch­e: Ermittler überprüfen an der Tankstelle im kanadische­n Enfield ein Fahrzeug

jahren. Der 51-jährige mutmaßlich­e Täter war am Sonntagmit­tag nach einer zwölfstünd­igen Verfolgung­sjagd an einer Tankstelle in dem Ort Enfield von der Polizei gestellt und getötet worden.

Per Notruf hatte die Royal Canadian Mounted Police zuvor Hinweise auf einen bewaffnete­n Angreifer in der Ortschaft Portapique rund 130 Kilometer nördlich der Provinzhau­ptstadt

Halifax erhalten. In einem Haus und auf dem umliegende­n Grundstück hätten sie mehrere Leichen entdeckt – von dem Täter fehlte zunächst jede Spur.

Bei der folgenden Jagd auf den Täter durch Nova Scotia wurden Opfer an mehreren Tatorten sowie abgebrannt­e Häuser in der Atlantik-Provinz gefunden. Laut Radio Canada zog sich die Verfolgung­sjagd

mehr als 100 Kilometer hin. Die Polizei bestätigte, dass der 51-Jährige eine Polizeiuni­form getragen habe und mit einem Fahrzeug unterwegs gewesen sei, das einem Streifenwa­gen gleiche.

Zum Motiv des Schützen machten die Ermittler zunächst keine Angaben. Leather zufolge deutet vieles darauf hin, dass der Tatverdäch­tige das Blutbad plante und dabei auch Menschen tötete, die er nicht kannte. Kanadas Polizeiche­fin Brenda Lucki sagte, der Attentäter könnte möglicherw­eise anfänglich ein Motiv gehabt haben, das sich dann aber in „Zufälligke­it“gewandelt habe.

Der zuvor blutigste Amoklauf in Kanada hatte sich 1989 ereignet, als der 25-jährige Marc Lepine an einer Hochschule in Montréal 14 Frauen erschoss und 13 weitere Menschen verletzte, bevor er sich selbst das Leben nahm.

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DPA-BILD: VAUGHAN

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