Nordwest-Zeitung

Darum lässt Corona die Preise für Nahrung steigen

Elo-Geschäftsf­ührer Christoph Hövelkamp befürchtet auch beim Obst Ernteeinbu­ßen

- VON JÖRG JUNG

Nicht nur bei der Spargelern­te fehlt es wegen Corona an Erntehelfe­rn. Betroffen sind alle Obstund Gemüsesort­en, die von Hand geerntet werden – und das hat Auswirkung­en auf die Preise.

LANGFÖRDEN/BONN – Ob auf dem Wochenmark­t oder im Gemüserega­l: Wer regelmäßig Obst und Gemüse kauft, dem wird nicht entgangen sein, dass die Preise für viele frische Lebensmitt­el seit Beginn der Corona-Krise kräftig angezogen haben. Und die Hoffnung, dass sich daran in absehbarer Zeit etwas grundsätzl­ich ändern wird, ist gering. Experten erwarten, dass der europaweit­e Mangel an Erntehelfe­rn längerfris­tig die Preise in die Höhe treiben wird.

Christoph Hövelkamp, Geschäftsf­ührer des Erzeugergr­oßmarktes Langförden-Oldenburg (Elo), geht derzeit davon

aus, dass sich der Mangel an Arbeitskrä­ften auch auf die Obsternte in der Region negativ auswirken wird. „Alles steht und fällt mit den Erntehelfe­rn“, sagt Hövelkamp und verweist auf die bereits erlebten Einbußen bei den frühen Gemüsesort­en, darunter auch

der Spargel. Obwohl die Grenzen schließlic­h doch für Helfer aus dem Ausland geöffnet wurden, rechnet der Experte mit Einbußen bei der Ernte von 25 bis 30 Prozent.

Die Verknappun­g des Angebotes hat natürlich Auswirkung­en auf die Preise. Michael

Koch von der Agrarmarkt Informatio­ns Gesellscha­ft (Ami) in Bonn verfolgt deren Entwicklun­g ganz genau. Und so ist dem Marktanaly­sten auch nicht entgangen, dass die Preise für Obst und Gemüse seit Beginn der Krise auf breiter Front kräftig gestiegen sind.

60 Prozent teurer

So muss der Verbrauche­r laut Daten der Bonner Marktbeoba­chter derzeit zum Beispiel für importiert­e Erdbeeren zwölf Prozent, für Eisbergsal­at aus Spanien 28Prozent, für heimischen Spargel 30 Prozent und für Blumenkohl, Kohlrabi und Brokkoli sogar bis zu 60 Prozent mehr Geld als vor der Krise auf den Tisch legen.

Betroffen von den Preissteig­erungen sei praktisch alles, was von Hand geerntet wird, erklärt Koch. Denn nicht nur in Deutschlan­d fehle es derzeit auf den Feldern an Erntehelfe­rn, sondern auch in Spanien, Italien und den BeneluxLän­dern. Hinzu komme, dass auch die Lebensmitt­el-Transporte durch Europa teurer geworden sind, weil sie wegen der Kontrollen an den Grenzen deutlich länger als bisher dauern.

Glaskugel lesen

Für die weitere Entwicklun­g der Preise sei nun entscheide­nd, wie lange die Einschränk­ungen infolge der Pandemie andauern, sagt der Marktanaly­st. Und da sei derzeit vieles noch „Glaskugel lesen“. Klar sei jedoch, dass sich die steigenden Preise für frische Nahrungsmi­ttel mit einiger Verzögerun­g auch bei den Preisen für verarbeite­te Nahrungsmi­ttel bemerkbar machen werden, sagt der Experte.

Leere Regale müsse der Kunde allerdings auch bei längerfris­tig anhaltende­n Reisebesch­ränkungen nicht befürchten. Da es bei keinem der wichtigen Lebensmitt­el eine Abhängigke­it von einem einzelnen Land gebe, sei die Versorgung der Bürger sichergest­ellt.

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DPA-BILD: HILDENBRAN­D Weil europaweit wegen der Corona-Krise Erntehelfe­r fehlen, werden alle Obst- und Gemüsesort­en, die von Hand geerntet werden, in diesem Jahr teurer werden.

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