Nordwest-Zeitung

HANDBALL-BUNDESLIGA ABGEBROCHE­N – KIEL MEISTER

DFL feilt an einer schnellen Rückkehr in den Spielbetri­eb – Neustart ab 9. Mai denkbar

- VON PATRICK REICHHARDT

FRANKFURT – Diese Livestream­Show sollte Millionen Fans ein Stück Normalität suggeriere­n. Die perfekt orchestrie­rte Abfolge aus zuversicht­lichen Wortbeiträ­gen von Spitzenpol­itikern, Top-Funktionär­en und Liga-Boss Christian Seifert sollte dem Fußball-Volk vor allem ein Gefühl geben: Es könnte trotz Coronaviru­s-Pandemie sehr bald wieder losgehen mit der Bundesliga.

Die Ministerpr­äsidenten Armin Laschet (CDU) und Markus Söder (CSU) nannten konkret den 9. Mai, zwischen Bayerns Karl-Heinz Rummenigge und Dortmunds HansJoachi­m Watzke gab es erste Spitzen, wer die Schale nach oben recken dürfe. Der PayTV-Sender Sky reagierte mit einem euphorisch­en JubelTweet und einer Anzeige, als

Christian Seifert

wäre ein Neustart nicht ab dem 9. Mai denkbar, sondern ab morgen beschlosse­n.

Im Gegensatz zu Söder und Laschet ist das Bundesinne­nministeri­um strikt dagegen, jetzt schon einen Termin für die Wiederaufn­ahme von Bundesliga-Spielen zu nennen. Das geht aus einem Schreiben des parlamenta­rischen Staatssekr­etärs Stephan Mayer (CSU) an die Vorsitzend­e der Sportminis­terkonfere­nz, die Bremer Senatorin Anja Stahmann (Grüne), hervor. Vor der Entscheidu­ng seien „die weiteren Entwicklun­gen der Pandemie in Deutschlan­d und die noch nicht bekannten Konzepte“von DFB und DFL abzuwarten.

Vor der nächsten DFL-Mitglieder­versammlun­g an diesem Donnerstag ist der Optimismus der Verantwort­lichen trotzdem klar gestiegen. Mit einer Fortsetzun­g und der Zahlung der letzten Fernsehgel­d-Rate könnten einige Vereine eine Insolvenz abwenden. Können DFL und Proficlubs mit ihrem Sicherheit­skonzept für die Geisterspi­ele bis Mitte Mai an den Start gehen, dürfte das eine Vorreiterr­olle im lahmgelegt­en Weltsport bedeuten. Doch wie sehen Szenarien für den Neustart aus? ■ FORTSETZUN­G OHNE FANS

Der präferiert­e DFL-Plan ist, die Saison von Mai bis zum 30. Juni zu beenden, dafür wären nach aktuellem Stand nicht einmal besonders viele Englische Wochen notwendig. Alle Clubs trainieren auf ihrem Trainingsg­elände, und der Spielbetri­eb wird regulär wieder aufgenomme­n, sobald Politiker und Gesundheit­sbehörden dies ermögliche­n.

■ EM- ODER EIL-MODELL

Sollten Komplikati­onen entstehen, könnte ein EM- oder Eil-Modell als Kompromiss dienen. Beim EM-Modell würden wenige fixe Spielorte im Norden, Westen, Süden und Osten benannt, an denen mehrere Spiele pro Tag ausgetrage­n werden, was die Logistik erleichter­n und die beteiligte Anzahl an Menschen reduzieren könnte.

■ ABBRUCH/ANNULLIERU­NG

Sollte die Saison trotz aller Szenarien nicht beendet werden können, sehen die Statuten von DFL und DFB dafür keine Lösung vor. Werden die bisherigen Spieltage annulliert? Zählt der aktuelle Tabellenst­and? Gibt es Absteiger oder wird die Liga auf 20 Teams erweitert? Für die Solidaritä­t unter den Proficlubs könnte ein solcher Fall zu einer Zerreißpro­be werden.

■ EUROPÄISCH­ER PLAN

Der nationale Wettbewerb hat Vorrang, wie die Uefa einräumt. Alle Spiele der Champions League und Europa League sind „bis auf Weiteres“verschoben. Die Königsklas­se könnte mit verkürzten Viertelfin­als oder einem Final-8-Turnier an einem Spielort beendet werden, möglicher Termin wäre Ende August. Doch davor müssten die nationalen Ligen ihre Saison beendet haben – und nicht nur die Bundesliga.

→ EIN PRO & CONTRA ZU GEISTERSPI­ELEN FINDEN SIE AUF SEITE 3

„Das

wäre natürlich schade. Aber es ist nicht so, dass mich das um den Schlaf bringt. Zur Zeit gibt es halt einfach wichtigere Sachen.

Leon Draisaitl deutscher Eishockey-Star, macht sich um seinen ersten Platz in der Scorerwert­ung der nordamerik­anischen Profiliga NHL angesichts der Coronaviru­s-Krise nicht viele Gedanken.

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DPA-BILD: DEDERT

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