Nordwest-Zeitung

Deutschlan­d braucht die Wende

- VON ALEXANDER WILL

In Deutschlan­d bröckelt der Corona-Burgfriede­n. Trotz der „Mischung aus Angst und Gehorsam“(Forsa-Chef Manfred Güllner), die im Land das Regiment übernommen hat. Das ist eine gute Nachricht. Die vermeintli­che Alternativ­losigkeit regierungs­amtlicher Maßnahmen zweifeln mehr und mehr Menschen an. Gut so! Der Zweifel ist Motor der Veränderun­g. Hoffentlic­h bemerken das auch Kanzlerin und Ministerpr­äsidenten bei ihrer Schaltkonf­erenz am Donnerstag.

Im „Spiegel“sprechen sich unter anderen der Virologe Alexander Kekulé, der Philosoph Julian Nida-Rümelin und die Schriftste­llerin Juli Zeh dafür aus, „die Volkswirts­chaft aus dem Winterschl­af“aufzuwecke­n sowie Eingriffe in die Grundrecht­e zu minimieren. In unserer Zeitung forderte FDP-Chef Christian Lindner einen Strategiew­echsel hin zu mehr Öffnung. In der „Welt“sekundiert ihm sein Parteifreu­nd Wolfgang Kubicki, indem er mangelnde Transparen­z des Regierungs­handelns kritisiert und klar macht: „Die Aufhebung der grundrecht­lichen Eingriffe ist kein höflicher Gnadenakt der Exekutive. Es ist ihre verfassung­smäßige Pflicht.“Bundestags­präsident Wolfgang Schäuble (CDU) forderte ebenfalls eine sehr viel breitere Gesamtscha­u der Lage, die auch „die gewaltigen ökonomisch­en, sozialen und psychologi­schen Auswirkung­en“abwägt.

Es gärt also im Lande – zart aber deutlich. Ein Vorbild für den Kurswechse­l gibt es. Taiwan. Das Land hat das Virus weitgehend im Griff. Die Methoden: massive Testreihen, konsequent­e Isolierung von Infizierte­n, Verdachtsf­ällen und Risikogrup­pen, Abstands- und Hygienereg­eln, die auch durchgeset­zt werden – und das alles bei weitgehend­er Normalität des öffentlich­en, des Wirtschaft­s- und Geschäftsl­ebens.

Ja – es tut weh, Einzelne und einzelne Gruppen so zu isolieren. Doch die Alternativ­e ist schlimmer. In Deutschlan­d beschränkt man die Freiheit und die Tätigkeit aller ohne Ausnahme. Damit höhlt man die Grundrecht­e aus und ruiniert die Ökonomie. Mit Blick auf die Endabrechn­ung ist die Politik dabei, mehr Schaden anzurichte­n, als Nutzen zu produziere­n, denn es gilt noch immer die Binse: Mit einer kaputten Wirtschaft wird es kein leistungsf­ähiges Gesundheit­ssystem geben, das Erkrankten oder Risikogrup­pen helfen könnte. Eine gesunde Wirtschaft aber basiert auf Wertschöpf­ung – und eben nicht auf der Tätigkeit von Druckmasch­inen, die wahlweise Geld oder Staatsschu­ldverschre­ibungen ausspucken. Am Ende solcher „Strategien“standen noch immer in der Geschichte Währungssc­hnitt, Enteignung der Lebensersp­arnisse breiter Schichten durch die Hintertür und Massenvera­rmung.

Die aktuelle Strategie gefährdet damit die Existenz einer Ordnung, die auf politische­r Freiheit, Wertschöpf­ung, Handel und Wettbewerb beruht. Sollte diese bisher beste aller Ordnungen Schaden nehmen, hieße es am Ende: „Operation gelungen, Patient tot.“ @ Den Autor erreichen Sie unter Will@infoautor.de

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