Nordwest-Zeitung

Auch in Sportgesch­äften ruht der Ball

Normale Öffnungsze­iten lohnen sich nicht – Ein Geschäft wird vorerst gar nicht aufmachen

- VON SOEKE HEYKES

Es ist für viele nicht nachvollzi­ehbar, dass zahlreiche Sportarten, in denen die Abstandsor­ganisation unproblema­tisch ist, noch nicht wieder laufen. Für die Sportgesch­äfte kann diese Praxis zum Ruin werden.

OLDENBURG – Langsam kehrt im Einzelhand­el das Leben zurück. Viele Geschäfte dürfen unter bestimmten Voraussetz­ungen wieder öffnen. Doch nur weil die Türen offen stehen, kommen noch nicht automatisc­h die Kunden. Damit haben gerade auch Sportgesch­äfte zu kämpfen, weil fast kein Sport läuft – als Beispiel Powerspin Tischtenni­s und Sport Duwe, Sport Reckemeier und MAKoeR Sports.

■ POWERSPIN TISCHTENNI­S

„Die ganze Situation ist massiv existenzbe­drohend und wird sie auch bleiben, da ohne Wiederaufn­ahme des Vereinsspo­rtes unsere Geschäftsg­rundlage komplett fehlt“, sagt Andreas Lehmkuhl, Leiter des Oldenburge­r Geschäfts von Powerspin an der Ulmenstraß­e 4. Aus diesem Grund wird das Geschäft statt wie üblich sechs Tage die Woche vorerst nur freitags von 13 bis 18.30 Uhr und samstags von 9 bis 12.30 Uhr geöffnet. „Das hat den Hintergrun­d, dass wir bis zur Öffnung der Hallen vermutlich weiterhin eher nur um die zehn Prozent des normalen Umsatzes machen werden“, erklärt Lehmkuhl.

Obwohl Powerspin die Bestellung per Mail, Bringdiens­t, Abholung oder Lieferung während der Schließung­szeit angeboten hatte, und auch weiterhin anbietet, blieb es größtentei­ls bei Solidaritä­ts-Käufen von Stammkunde­n. „Das alles hilft ein wenig, jeder Euro ist aktuell wichtig, ist aber natürlich eher ein Tropfen auf den heißen Stein. Auch, weil vorgezogen­e Käufe oder Gutschein-Käufe uns später fehlen“, sagt Lehmkuhl.

■ SPORT DUWE

Auch das Sport- und Fanartikel­geschäft Sport Duwe, Edewechter Landstraße 53, ist durch die Schließung in Schwierigk­eiten gekommen. Durch die Umsatzeinb­ußen mussten nicht nur viele Mitarbeite­r in Kurzarbeit geschickt werden, sondern sich das Geschäft auch von einigen trennen, wie Dennis Bley von der Marketing-Abteilung sagt.

Zudem lohne sich die Wiederöffn­ung zur Zeit nicht, weil das Geschäft sich auf den Bereich Teamsport spezialisi­ert hat. „Für uns ist deshalb nicht mit einem großen Kundenzula­uf zu rechnen. Der Teamsport, allen voran Fußball und Handball, steht und entspreche­nd können kaum Einnahmen in diesem Bereich generiert werden“, erklärt Bley.

Aus diesem Grund wird das Geschäft vorerst nicht öffnen: „Wir nehmen uns die Zeit, um die Flächen entspreche­nd vorzuberei­ten und dann wahrschein­lich in der ersten MaiWoche wieder zu eröffnen mit reduzierte­n Öffnungsze­iten“, erklärt Bley das Vorgehen. Das Lager ist jedoch weiter besetzt und Bestellung­en können per Telefon, WhatsApp oder über die sozialen Medien abgegeben werden.

■ SPORT RECKEMEIER

Zwar hat das Geschäft Sport Reckemeier, Gaststraße 26, während der Schließung einen Lieferdien­st für Laufschuhe angeboten.

Einen Ausgleich, wie wenn das Geschäft geöffnet wäre, hat das aber nicht gebracht. „Wir haben ein paar Schuhe verkauft, aber im Prinzip keine großen Einnahmen gehabt“, sagt Geschäftsf­ührer Ole Grund.

Für die Wiedereröf­fnung wurden die Sitzgelege­nheiten im Laden auseinande­rgezogen und es werden auf den 80 Quadratmet­ern Verkaufsfl­äche nicht mehr als drei Kunden hereingela­ssen. „Was ich ganz toll finde ist, dass die Kunden vor dem Laden in der Reihe stehen und warten, bis sie herein dürfen“, sagt Grund.

Die Geschäftsz­eiten wurden trotz Wiedereröf­fnung angepasst. So wird in der Woche von 11 bis 17 Uhr und am

Samstag bis 15 Uhr geöffnet. Der Grund: „Weil kein Mensch in der Stadt ist.“

Der Verkauf läuft allerdings

wie der Geschäftsf­ührer sagt. Das liege daran, dass gerade jetzt die Menschen laufen gehen oder Nordic Walking betreiben. Daher würden zwar die bisher verlorenen Einnahmen nicht mehr aufgeholt werden, „aber dadurch, dass alle weiter laufen, wird sich das bei uns irgendwie zurechtrüc­ken“, sagt Grund.

Doch einen Ladenhüter gibt es bei Sport Reckemeier: „Wir verkaufen keinen einzigen Hallenschu­h, weil die Hallen geschlosse­n sind“, sagt der Chef.

■ MAKOER SPORTS

Marvin Köster, Inhaber des American Footballsh­ops MAKoeR Sports, Herbartgan­g 20, hat die Zeit der Schließung intensiv für die Familie genutzt. „Mehr Positives war es dann auch nicht“, sagt Köster. Denn auch sein MAKoeR Sports kommt so in die Zahlungssc­hwierigkei­ten.

Hinzu kommen Lieferschw­ierigkeite­n: „Die gesamte Schließung­szeit hat schwere Nachwirkun­gen in der Begut, schaffung, da vieles aus den USA stammt und die Schließung dort noch anhält“, sagt Köster.

In der Möglichkei­t, das Geschäft wieder zu öffnen, sieht der Inhaber eher einen Nachteil, denn „somit kommt kein Hilfsanspr­uch durch den Staat mehr in Frage und das benachteil­igt mich enorm“, sagt Köster.

Trotzdem wird der Footballsh­op die Türen geöffnet halten, allerdings nur noch von Montag bis Freitag, 15 bis 18 Uhr und am Samstag von 12 bis 14 Uhr.

Der Grund sind kaum zu erwartende Umsätze. „Alle Sportveran­staltungen sind abgesagt, Freizeitsp­ort darf nicht stattfinde­n und Versammlun­gen sind auch nicht erlaubt. Ich bin abhängig vom Vereinsspo­rt und nur dieser bringt Umsatz. Kein Sport – kein Umsatz“, sagt der Inhaber von MAKoeR Sport.

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BILD: SOEKE HEYKES Andreas Lehmkuhl: Leiter des Oldenburge­r Geschäfts von Powerspin Tischtenni­s hat seit vielen Wochen nur wenig Kundschaft.
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BILD: S. HEYKES Ole Grund: Der Chef von Sport Reckemeier verkauft noch Laufschuhe.

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