Gefährliche Sätze aus der Giftküche
Kinderschutzbund rät zum „Tag der gewaltfreien Erziehung“zu bewusster Sprache
Nicht nur Schläge tun weh. Auch Worte können bei Kindern Spuren hinterlassen.
OLDENBURG – Kinder schlägt man nicht: Diese Erkenntnis hat sich (zumindest bei einer Mehrheit der Eltern) durchgesetzt. Dennoch gibt es an jedem 30. April den „Tag der gewaltfreien Erziehung“. Ein Grund ist, dass das Thema Gewalt nicht nur rein körperlich eine Rolle spielt. Das betont Sandra Strahler vom Kinderschutzbund Oldenburg.
Worum geht es an diesem Tag
Der Tag ruft unter anderem ein Gesetz in Erinnerung, das es nun schon seit 20 Jahren gibt. Im Jahr 2000 wurde das „Gesetz zur Ächtung von Gewalt in der Erziehung“in Deutschland beschlossen. In § 1631 des Bürgerlichen Gesetzbuches heißt es seitdem: „Kinder haben ein Recht auf
Gewalt ist keine Lösung: Allerdings bedeutet Gewaltlosigkeit mehr, als nur nicht zuzuschlagen.
gewaltfreie Erziehung. Körperliche Bestrafungen, seelische Verletzungen und andere entwürdigende Maßnahmen sind unzulässig.“
Was bedeutet das Gesetz für den Alltag
Das Recht auf gewaltfreie Erziehung beinhaltet daher nicht nur die Abkehr von körperlichen Bestrafungen, sagt Strahler. Sondern es geht auch darum, dass Eltern das vermeiden, was im Alltag viel häufiger vorkommt als die
klassische Ohrfeige: Sätze und Strategien, die das Kind am Ende entwürdigen. Die Bandbreite umfasst natürlich Drohungen, Erpressung und Demütigung, aber auch Maßnahmen wie Stubenarrest, Zwang zum Aufessen oder das bewusste Ignorieren des Kindes.
Um was für Sätze geht es dabei
Die Expertin des Kinderschutzbunds hat eine ganze Liste von Beispielen, die Kinder entmutigen, abwerten
Berät Strahler
Eltern:
Sandra
und ihr Selbstbewusstsein zerstören können. „Sätze aus der Giftküche“nennt sie diese. Eltern werden schnell merken, wie häufig diese vermeintlich harmlosen Worte doch genutzt werden: „Jungs weinen nicht!“; „Dafür bist du noch klein“; „Du redest nur, wenn du gefragt wirst“.
„Sprache schafft Wirklichkeit“, versucht der Kinderschutzbund in seinen Elternkursen zu vermitteln. „Auch unbedacht gemachte Äußerungen prägen sich ein und drücken den Kindern Stempel auf, die sie nicht wieder loswerden“, sagt Strahler. Das führe dazu, dass Kinder in eine Richtung gedrängt würden. Wer immer wieder hört, dass Mathe halt nicht so sein Ding sei, der glaubt das irgendwann selbst.
Was können Eltern besser machen
Die Expertin vom Kinderschutzbund rät dazu, sich bewusster zu machen, was man eigentlich zu seinem Kind sagt. Wenn so ein Satz doch mal herausrutsche, sei es wichtig, dass Eltern auch den Mut hätten, sich bei ihrem Kind zu entschuldigen und Fehler einzugestehen.
Um einen Denkanstoß zu geben, ruft der Kinderschutzbund zudem zu einer Mitmachaktion auf: Eltern sammeln positive Gegenbeispiel, „also Sätze, die unsere Kinder häufiger von uns hören sollten“, so Strahler. Sie können zugesandt werden an kinderrechte@kinderschutzbund-oldenburg.de oder über die Facebook-Seite.
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Freitag, 10 bis 14 Uhr: