Nordwest-Zeitung

Gefährlich­e Sätze aus der Giftküche

Kinderschu­tzbund rät zum „Tag der gewaltfrei­en Erziehung“zu bewusster Sprache

- VON PATRICK BUCK

Nicht nur Schläge tun weh. Auch Worte können bei Kindern Spuren hinterlass­en.

OLDENBURG – Kinder schlägt man nicht: Diese Erkenntnis hat sich (zumindest bei einer Mehrheit der Eltern) durchgeset­zt. Dennoch gibt es an jedem 30. April den „Tag der gewaltfrei­en Erziehung“. Ein Grund ist, dass das Thema Gewalt nicht nur rein körperlich eine Rolle spielt. Das betont Sandra Strahler vom Kinderschu­tzbund Oldenburg.

Worum geht es an diesem Tag

Der Tag ruft unter anderem ein Gesetz in Erinnerung, das es nun schon seit 20 Jahren gibt. Im Jahr 2000 wurde das „Gesetz zur Ächtung von Gewalt in der Erziehung“in Deutschlan­d beschlosse­n. In § 1631 des Bürgerlich­en Gesetzbuch­es heißt es seitdem: „Kinder haben ein Recht auf

Gewalt ist keine Lösung: Allerdings bedeutet Gewaltlosi­gkeit mehr, als nur nicht zuzuschlag­en.

gewaltfrei­e Erziehung. Körperlich­e Bestrafung­en, seelische Verletzung­en und andere entwürdige­nde Maßnahmen sind unzulässig.“

Was bedeutet das Gesetz für den Alltag

Das Recht auf gewaltfrei­e Erziehung beinhaltet daher nicht nur die Abkehr von körperlich­en Bestrafung­en, sagt Strahler. Sondern es geht auch darum, dass Eltern das vermeiden, was im Alltag viel häufiger vorkommt als die

klassische Ohrfeige: Sätze und Strategien, die das Kind am Ende entwürdige­n. Die Bandbreite umfasst natürlich Drohungen, Erpressung und Demütigung, aber auch Maßnahmen wie Stubenarre­st, Zwang zum Aufessen oder das bewusste Ignorieren des Kindes.

Um was für Sätze geht es dabei

Die Expertin des Kinderschu­tzbunds hat eine ganze Liste von Beispielen, die Kinder entmutigen, abwerten

Berät Strahler

Eltern:

Sandra

und ihr Selbstbewu­sstsein zerstören können. „Sätze aus der Giftküche“nennt sie diese. Eltern werden schnell merken, wie häufig diese vermeintli­ch harmlosen Worte doch genutzt werden: „Jungs weinen nicht!“; „Dafür bist du noch klein“; „Du redest nur, wenn du gefragt wirst“.

„Sprache schafft Wirklichke­it“, versucht der Kinderschu­tzbund in seinen Elternkurs­en zu vermitteln. „Auch unbedacht gemachte Äußerungen prägen sich ein und drücken den Kindern Stempel auf, die sie nicht wieder loswerden“, sagt Strahler. Das führe dazu, dass Kinder in eine Richtung gedrängt würden. Wer immer wieder hört, dass Mathe halt nicht so sein Ding sei, der glaubt das irgendwann selbst.

Was können Eltern besser machen

Die Expertin vom Kinderschu­tzbund rät dazu, sich bewusster zu machen, was man eigentlich zu seinem Kind sagt. Wenn so ein Satz doch mal herausruts­che, sei es wichtig, dass Eltern auch den Mut hätten, sich bei ihrem Kind zu entschuldi­gen und Fehler einzugeste­hen.

Um einen Denkanstoß zu geben, ruft der Kinderschu­tzbund zudem zu einer Mitmachakt­ion auf: Eltern sammeln positive Gegenbeisp­iel, „also Sätze, die unsere Kinder häufiger von uns hören sollten“, so Strahler. Sie können zugesandt werden an kinderrech­te@kinderschu­tzbund-oldenburg.de oder über die Facebook-Seite.

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Freitag, 10 bis 14 Uhr:

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DPA-BILD: HOLGER HOLLEMANN
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BILD: KINDERSCHU­TZBUND

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