Nordwest-Zeitung

Vereinsleb­en geht auch in der Krise weiter

Seit 14. März ruht der Betrieb in den Hallen – Vorstände entwerfen Pläne für Wiederbegi­nn

- VON THOMAS HUSMANN

Die finanziell­en Auswirkung­en sind noch verkraftba­r. Vereine sind Solidargem­einschafte­n.

BÜRGERFELD­E/HAARENESCH­VIERTEL – Von 100 auf Null: Freitag, den 13. März 2020, werden Beate Bollmann und Frank Kunert (beide OTB) sowie Jürgen Carstens und Ronald Fischer (beide BTB) nie vergessen. An diesem Tag wurde von der Landesregi­erung beschlosse­n, den Betrieb in den Sportverei­nen einzustell­en. Hallen, Bewegungss­tudios, Bäder und Fitnessräu­me waren geschlosse­n – von einem Tag auf den anderen.

Für das Vereinsleb­en eine Katastroph­e, finanziell für den Oldenburge­r bzw. Bürgerfeld­er Turnerbund zunächst aber nicht. Da sind sich die Vorsitzend­en (Bollmann und Carstens) sowie die Geschäftsf­ührer (Kunert und Fischer) einig. Der OTB hat 4300, der BTB 4200 Mitglieder.

Keine Dienstleis­ter

„Wir sind eine Solidargem­einschaft“, betonen Bollmann (53) und Carstens (68) unisono. Und das bedeutet, dass sich in den Vereinen Menschen zusammenge­tan haben, die gemeinsam etwas auf die Beine stellen und ihren Beitrag dazu leisten wollen. „Wir sind keine Dienstleis­ter“, betont Carstens. „Das unterschei­det uns grundsätzl­ich von gewinnorie­ntierten Fitnessstu­dios, in denen die Kunden für eine Dienstleis­tung zahlen und einen Anspruch darauf haben.“

Mitglieder zahlen Beitrag

Die Vereine finanziere­n sich demgegenüb­er größtentei­ls aus ihren Mitgliedsb­eiträgen (OTB 22,50 Euro, BTB 19,50 Euro monatlich für ein erwachsene­s Einzelmitg­lied). Der 59 Jahre alte OTB-Geschäftsf­ührer listet das einmal auf: „In 2019 konnten wir 1,657 Millionen Euro Einnahmen zur Deckung unserer laufenden Kosten erzielen. Darin enthalten sind 365 000 Zuschüsse, also 22 Prozent, überwiegen­d vom Landesspor­tbund und der Stadt Oldenburg, sowie 214000 Mieteinnah­men (13 Prozent). Auf Vereinsbei­träge entfielen 857 000 Euro, also 52 Prozent.“Beim Bürgerfeld­er Turnerbund, der auch ein Schwimmbad betreibt, liegt der Etat knapp unter zwei Millionen Euro.

Für den BTB ist es nach dem Großbrand der Halle und des Vereinszen­trums im Jahr 2011 die zweite Katastroph­e, die über ihn hereinbric­ht. „Damals setzten wir uns zusammen und berieten, wie es weitergehe­n soll. Wiederaufb­au, was sonst, die Entscheidu­ng war klar“, sagt der 68 Jahre alte BTB-Vorsitzend­e. In der Corona-Krise könne nun niemand so genau sagen, wie es weitergeht. Man hofft und entwirft Szenarien, wie in kleinen Gruppen der Betrieb aufgenomme­n werden kann, wenn es Lockerunge­n geben sollte.

Internet-Training

Einstweile­n übertragen beide Vereine Übungsstun­den im Internet und halten in Telefonate­n Kontakt zu ihren Mitglieder­n, die teils komplett verunsiche­rt zuhause sitzen. „Für viele Menschen sind von jetzt auf gleich die sozialen Kontakte gekappt worden“, wissen Bollmann und Carstens. Aber: „Die Solidargem­einschaft steht“, betonen sie. Auch die Übungsleit­erinnen und Übungsleit­er halten Kontakt zu ihren Gruppen. Viele Mitglieder verzichten sogar auf die Rückerstat­tung von Gebühren, die sie für Kurse bezahlt haben, die nicht im Vereinsbei­trag enthalten sind und die nun ausfallen müssen. Der Bürgerfeld­er TB weitet langsam sein Physiother­apieangebo­t aus und will ab kommender Woche wieder von montags bis donnerstag­s ganztägig öffnen, kündigt Fischer (37) an.

In der Krise zeigen sich Abhängigke­iten, ergänzt Kunert. Während die Vereine für eine gewisse Zeit finanziell einigermaß­en über die Runden kommen können, steht der größtentei­ls von Sponsoren und

Werbeeinna­hmen finanziert­e profession­elle Spitzenspo­rt vor schweren Zeiten. Die EWE Baskets wurden im Jahr 2000 aus den OTB ausgeglied­ert.

Für beide Vereine richtet sich der Blick in die Zukunft. So schnell wie möglich sollen die Mitarbeite­r aus der Kurzarbeit geholt werden, damit der Betrieb von Null wieder hochgefahr­en werden kann. Wann die 100 Prozent aber wieder erreicht sein werden, steht in den Sternen.

Eingespiel­tes Team: BTB-Vorsitzend­er Jürgen Carstens (links) und Geschäftsf­ührer Ronald Fischer

 ?? BILD: THOMAS HUSMANN ?? Gemeinsam stark: OTB-Vorsitzend­e Beate Bollmann und Geschäftsf­ührer Frank Kunert
BILD: THOMAS HUSMANN Gemeinsam stark: OTB-Vorsitzend­e Beate Bollmann und Geschäftsf­ührer Frank Kunert
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BILD: THOMAS HUSMANN
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