Vereinsleben geht auch in der Krise weiter
Seit 14. März ruht der Betrieb in den Hallen – Vorstände entwerfen Pläne für Wiederbeginn
Die finanziellen Auswirkungen sind noch verkraftbar. Vereine sind Solidargemeinschaften.
BÜRGERFELDE/HAARENESCHVIERTEL – Von 100 auf Null: Freitag, den 13. März 2020, werden Beate Bollmann und Frank Kunert (beide OTB) sowie Jürgen Carstens und Ronald Fischer (beide BTB) nie vergessen. An diesem Tag wurde von der Landesregierung beschlossen, den Betrieb in den Sportvereinen einzustellen. Hallen, Bewegungsstudios, Bäder und Fitnessräume waren geschlossen – von einem Tag auf den anderen.
Für das Vereinsleben eine Katastrophe, finanziell für den Oldenburger bzw. Bürgerfelder Turnerbund zunächst aber nicht. Da sind sich die Vorsitzenden (Bollmann und Carstens) sowie die Geschäftsführer (Kunert und Fischer) einig. Der OTB hat 4300, der BTB 4200 Mitglieder.
Keine Dienstleister
„Wir sind eine Solidargemeinschaft“, betonen Bollmann (53) und Carstens (68) unisono. Und das bedeutet, dass sich in den Vereinen Menschen zusammengetan haben, die gemeinsam etwas auf die Beine stellen und ihren Beitrag dazu leisten wollen. „Wir sind keine Dienstleister“, betont Carstens. „Das unterscheidet uns grundsätzlich von gewinnorientierten Fitnessstudios, in denen die Kunden für eine Dienstleistung zahlen und einen Anspruch darauf haben.“
Mitglieder zahlen Beitrag
Die Vereine finanzieren sich demgegenüber größtenteils aus ihren Mitgliedsbeiträgen (OTB 22,50 Euro, BTB 19,50 Euro monatlich für ein erwachsenes Einzelmitglied). Der 59 Jahre alte OTB-Geschäftsführer listet das einmal auf: „In 2019 konnten wir 1,657 Millionen Euro Einnahmen zur Deckung unserer laufenden Kosten erzielen. Darin enthalten sind 365 000 Zuschüsse, also 22 Prozent, überwiegend vom Landessportbund und der Stadt Oldenburg, sowie 214000 Mieteinnahmen (13 Prozent). Auf Vereinsbeiträge entfielen 857 000 Euro, also 52 Prozent.“Beim Bürgerfelder Turnerbund, der auch ein Schwimmbad betreibt, liegt der Etat knapp unter zwei Millionen Euro.
Für den BTB ist es nach dem Großbrand der Halle und des Vereinszentrums im Jahr 2011 die zweite Katastrophe, die über ihn hereinbricht. „Damals setzten wir uns zusammen und berieten, wie es weitergehen soll. Wiederaufbau, was sonst, die Entscheidung war klar“, sagt der 68 Jahre alte BTB-Vorsitzende. In der Corona-Krise könne nun niemand so genau sagen, wie es weitergeht. Man hofft und entwirft Szenarien, wie in kleinen Gruppen der Betrieb aufgenommen werden kann, wenn es Lockerungen geben sollte.
Internet-Training
Einstweilen übertragen beide Vereine Übungsstunden im Internet und halten in Telefonaten Kontakt zu ihren Mitgliedern, die teils komplett verunsichert zuhause sitzen. „Für viele Menschen sind von jetzt auf gleich die sozialen Kontakte gekappt worden“, wissen Bollmann und Carstens. Aber: „Die Solidargemeinschaft steht“, betonen sie. Auch die Übungsleiterinnen und Übungsleiter halten Kontakt zu ihren Gruppen. Viele Mitglieder verzichten sogar auf die Rückerstattung von Gebühren, die sie für Kurse bezahlt haben, die nicht im Vereinsbeitrag enthalten sind und die nun ausfallen müssen. Der Bürgerfelder TB weitet langsam sein Physiotherapieangebot aus und will ab kommender Woche wieder von montags bis donnerstags ganztägig öffnen, kündigt Fischer (37) an.
In der Krise zeigen sich Abhängigkeiten, ergänzt Kunert. Während die Vereine für eine gewisse Zeit finanziell einigermaßen über die Runden kommen können, steht der größtenteils von Sponsoren und
Werbeeinnahmen finanzierte professionelle Spitzensport vor schweren Zeiten. Die EWE Baskets wurden im Jahr 2000 aus den OTB ausgegliedert.
Für beide Vereine richtet sich der Blick in die Zukunft. So schnell wie möglich sollen die Mitarbeiter aus der Kurzarbeit geholt werden, damit der Betrieb von Null wieder hochgefahren werden kann. Wann die 100 Prozent aber wieder erreicht sein werden, steht in den Sternen.
Eingespieltes Team: BTB-Vorsitzender Jürgen Carstens (links) und Geschäftsführer Ronald Fischer