Nordwest-Zeitung

DGB fordert höhere Löhne im Handel und in Pflege

Regionsges­chäftsführ­erin Jürgensen: Tag der Arbeit wird in diesem Jahr digital gefeiert

- VON STEFAN IDEL, BÜRO HANNOVER

Zum ersten Mal seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs können die Kundgebung­en zum „Tag der Arbeit“nicht unter freien Himmel stattfinde­n. Wird es ein trauriger 1. Mai? Jürgensen: Ja, diese Situation konnte ich mir nicht vorstellen. Allein in der DGB-Region Oldenburg/Ostfriesla­nd mussten wir zwölf Veranstalt­ungen absagen. Die CoronaPand­emie erfordert eben: Mit Anstand Abstand halten!

Was ist nun geplant? Jürgensen: Der DGB Bund plant ab 11 Uhr einen Livestream, der über Youtube und Facebook zu sehen ist. Für die Region Oldenburg/Ostfrieste­rgeld land bieten wir ab 14 Uhr einen Live-Stream, der ebenfalls über YouTube zu sehen sein wird (https://bit.ly/LiveDGB). Außerdem appelliere­n wir in unserer Region an die Bürgerinne­n und Bürger, ein sichtbares Zeichen zum 1. Mai zu setzen und selbst gemalte Plakate in Fenster oder in Vorgärten zu hängen. Die

Bilder der Solidaritä­tsbotschaf­ten sollten bis zum 3. Mai an uns gesendet werden.

Welches sind die Hauptforde­rungen des DGB? Jürgensen: Gerade im Zeichen der Pandemie brauchen wir einen Schutzschi­rm für die Arbeitnehm­erinnen und Arbeitnehm­er. Das Kurzarbei

wird natürlich ein Thema sein, aber auch die systemrele­vanten Berufe.

Sind Sie mit der Lösung für das Kurzarbeit­ergeld zufrieden, also 80 bzw. 87 Prozent ab dem siebten Monat? Jürgensen: Nein, es ist ein erster Schritt. Wer ins Kurzarbeit­ergeld fällt, muss beispielsw­eise auch seine Miete weiterbeza­hlen – und das nicht erst nach sieben Monaten. Der Zeitraum ist zu lang, und die Hürden sind zu hoch.

Muss beim Mindestloh­n nachjustie­rt werden? Jürgensen: Grundsätzl­ich befürchte ich nicht, dass der Mindestloh­n in der Krise zur Dispositio­n gestellt wird. Uns als DGB ist wichtig, dass er weiter angehoben wird. Gleichzeit­ig sehen wir, dass jetzt viele Kolleginne­n und Kollegen besonderen Gefahren ausgesetzt sind – beispielsw­eise im Einzelhand­el und in der Pflege. Daher ist hier eine Steigerung des Tariflohns unsere erste Forderung. Bundesarbe­itsministe­r Heil hat ein „Recht auf Homeoffice“angekündig­t. Was halten Sie davon?

Jürgensen: Da, wo Homeoffice machbar und notwendig ist, sollte es geregelt werden. Auch im Homeoffice müssen Arbeitssic­herheit und Arbeitssch­utz beachtet werden. Da hapert es noch. Es darf auch nicht sein, dass die Trennlinie zwischen Privat und Dienst gänzlich verschwind­et.

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