DGB fordert höhere Löhne im Handel und in Pflege
Regionsgeschäftsführerin Jürgensen: Tag der Arbeit wird in diesem Jahr digital gefeiert
Zum ersten Mal seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs können die Kundgebungen zum „Tag der Arbeit“nicht unter freien Himmel stattfinden. Wird es ein trauriger 1. Mai? Jürgensen: Ja, diese Situation konnte ich mir nicht vorstellen. Allein in der DGB-Region Oldenburg/Ostfriesland mussten wir zwölf Veranstaltungen absagen. Die CoronaPandemie erfordert eben: Mit Anstand Abstand halten!
Was ist nun geplant? Jürgensen: Der DGB Bund plant ab 11 Uhr einen Livestream, der über Youtube und Facebook zu sehen ist. Für die Region Oldenburg/Ostfriestergeld land bieten wir ab 14 Uhr einen Live-Stream, der ebenfalls über YouTube zu sehen sein wird (https://bit.ly/LiveDGB). Außerdem appellieren wir in unserer Region an die Bürgerinnen und Bürger, ein sichtbares Zeichen zum 1. Mai zu setzen und selbst gemalte Plakate in Fenster oder in Vorgärten zu hängen. Die
Bilder der Solidaritätsbotschaften sollten bis zum 3. Mai an uns gesendet werden.
Welches sind die Hauptforderungen des DGB? Jürgensen: Gerade im Zeichen der Pandemie brauchen wir einen Schutzschirm für die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Das Kurzarbei
wird natürlich ein Thema sein, aber auch die systemrelevanten Berufe.
Sind Sie mit der Lösung für das Kurzarbeitergeld zufrieden, also 80 bzw. 87 Prozent ab dem siebten Monat? Jürgensen: Nein, es ist ein erster Schritt. Wer ins Kurzarbeitergeld fällt, muss beispielsweise auch seine Miete weiterbezahlen – und das nicht erst nach sieben Monaten. Der Zeitraum ist zu lang, und die Hürden sind zu hoch.
Muss beim Mindestlohn nachjustiert werden? Jürgensen: Grundsätzlich befürchte ich nicht, dass der Mindestlohn in der Krise zur Disposition gestellt wird. Uns als DGB ist wichtig, dass er weiter angehoben wird. Gleichzeitig sehen wir, dass jetzt viele Kolleginnen und Kollegen besonderen Gefahren ausgesetzt sind – beispielsweise im Einzelhandel und in der Pflege. Daher ist hier eine Steigerung des Tariflohns unsere erste Forderung. Bundesarbeitsminister Heil hat ein „Recht auf Homeoffice“angekündigt. Was halten Sie davon?
Jürgensen: Da, wo Homeoffice machbar und notwendig ist, sollte es geregelt werden. Auch im Homeoffice müssen Arbeitssicherheit und Arbeitsschutz beachtet werden. Da hapert es noch. Es darf auch nicht sein, dass die Trennlinie zwischen Privat und Dienst gänzlich verschwindet.