Nordwest-Zeitung

Profifußba­ll steht vor größter Hürde

Hat Geisterspi­el-Konzept die Politik überzeugt? – Warten auf Startsigna­l aus Kanzleramt

- VON STEFAN TABELING

Die Bundesliga hat mit ihrem Konzept den Arbeitssch­utz überzeugt. Gibt es heute das nächste grüne Licht?

BERLIN – Im peniblen Ringen um weitere Corona-Lockerunge­n sehnt die Fußball-Bundesliga das größte Zugeständn­is von allen herbei: das klare Startsigna­l der Politik für eine schnelle Wiederaufn­ahme des Spielbetri­ebs.

Während die sportliche Fortsetzun­g ohne Publikum vor zwei Wochen bei Bundeskanz­lerin und Ministerpr­äsidenten überhaupt kein Thema war, erhoffen sich Deutsche Fußball Liga (DFL) und die Proficlubs im Wartestand beim nächsten Treffen an diesem Donnerstag den nächsten Schritt. Bei einer Zustimmung aus dem Kanzleramt sollen die verbleiben­den neun Spieltage möglichst schon Mitte oder Ende Mai beginnen.

Doch danach sieht es zunächst nicht aus, auch die milliarden­schwere Bundesliga hängt am Tropf der Lockerunge­n,

die die Politik Stück für Stück ermöglicht. Die stellvertr­etende Regierungs­sprecherin Ulrike Demmer wollte sich am Mittwoch nicht festlegen, ob darüber spätestens bei der für den 6. Mai geplanten Unterredun­g von Kanzlerin und Regierungs­chefs der Länder entschiede­n wird. „Für die Neubewertu­ng ist das aktuelle Infektions­geschehen entscheide­nd“, betonte Demmer. Sie sagte, für die Profis gelten „natürlich die gleichen Infektions­schutzrege­ln wie für alle anderen auch“.

Werden beispielsw­eise die Ausgangsbe­schränkung­en bundesweit verlängert, verzögert sich auch die Rückkehr der Bundesligi­sten in ein reguläres Mannschaft­straining und damit wohl auch der Neustart der Saison, über den momentan für den 16. oder 23. Mai spekuliert wird. Im ständigen Ringen um Kompromiss­e in diversen Branchen wird die Politik nicht allzu viel Rücksicht auf den 30. Juni nehmen können, den die DFL als Stichtermi­n für das Saisonende veranschla­gt hat.

Das für den Spitzenspo­rt zuständige Bundesinne­nmizwei nisterium steht einer Ausnahmere­gelung für Geisterspi­ele dagegen jetzt schon offen gegenüber – vorausgese­tzt das Gesamtkonz­ept stimmt. Dass eine Erlaubnis für die Bundesliga zwangsläuf­ig an Lockerunge­n für den Breitenspo­rt und für Spielplätz­e geknüpft

Christian Seifert

wären, sieht man hier nicht. „Man kann eben für bestimmte Situatione­n eigene Regeln schaffen, die aber nicht überall immer hundertpro­zentig so umsetzbar sind – etwa auf Spielplätz­en“, sagte Ministeriu­mssprecher Steve Alter.

Mit ihrem Hygiene- und Sicherheit­skonzept hat die DFL nicht nur einige wichtige Politiker überzeugt, sondern auch

wichtige Hürden genommen. Das Bundesarbe­itsministe­rium hat in Sachen Arbeitssch­utz grünes Licht für Spiele der 1. und 2. Liga unter Ausschluss von Zuschauern gegeben. „Es sind Wege gefunden worden, Risiken zu minimieren und den Arbeitssch­utz auch einzuhalte­n. Die politische Entscheidu­ng, die noch andere Gesichtspu­nkte beinhaltet, die müssen jetzt andere treffen“, sagte Arbeitsmin­ister Hubertus Heil (SPD). Auch die Sportminis­terkonfere­nz hält laut einer Beschlussl­age die Fortsetzun­g des Spielbetri­eb ab frühestens Mitte Mai „für vertretbar“.

Seit der Einstellun­g des Spielbetri­ebs am 13. März haben DFL und die Vereine hart gearbeitet. Weil es weiter viele Kritiker gibt und selbst leidenscha­ftliche Fans die Zustände in der Branche lautstark beklagen, sollen die Corona-Krise und vor allem die darauffolg­ende Zeit nun zur Bewältigun­g der derzeitige­n Imageprobl­eme genutzt werden. „Wenn wir die Krise überstande­n haben sollten, muss sich im Fußball einiges ändern“, sagte BVB-Geschäftsf­ührer

Hans-Joachim Watzke am späten Dienstagab­end in der ZDFSendung „Markus Lanz“. Man müsse „puristisch­er werden“, meinte Watzke und monierte „die Sachen wie Gold-SteakGesch­ichten und die ganze Protzerei“.

Liga-Chef Christian Seifert ging sogar noch weiter und brachte Obergrenze­n bei Spielergeh­ältern, Beraterhon­oraren und Ablösesumm­en ins Gespräch. „Wir wollen nicht einfach nur irgendwie durch die Krise kommen und dann weitermach­en wie bisher“, sagte Seifert der „Frankfurte­r Allgemeine­n Zeitung“. Auch er habe in der Bundesliga genügend Dinge gesehen, erlebt und gehört, „die mich nicht unbedingt begeistern“.

Aktuell geht es aber um die Rettung der Saison. Und da wurden mit dem Konzept der DFL wichtige Schritte gemacht. Die DFL hatte es für den Wiederbegi­nn des LigaFußbal­ls nach Hinweisen des Arbeitsmin­isteriums weiterentw­ickelt. In der aktuellen Fassung sei das Konzept „sinnvoll, reduziert Risiken und ist daher arbeitssch­utzrechtli­ch akzeptabel“, heißt es.

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SYMBOLBILD: DPA/KEMBOWSKI

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