Nordwest-Zeitung

Eine ökonomisch­e Talfahrt

Corona-Krise lässt die deutsche Wirtschaft­sleistung massiv einbrechen

- Von Gernot Heller, Büro Berlin

Duerr AG 21,50 Deutsche Bank 7,16 MTU AERO ENGINES 127,30 Airbus Group 58,50 Hella Kgaa Hueck 34,78 Continenta­l 80,40 Fraport 40,62 Kion Group 47,49 S&t Ag 20,28 ThyssenKru­pp 6,25 89,73 39,82 61,25 71,45 33,12 104,80 40,84 38,00 92,42 28,86 +12,68% +11,95% + 10,46% +10,40% + 9,44% + 8,27% + 8,15% + 7,98% + 7,87% + 7,65%

– 8,06% – 3,66% – 2,81% – 2,12% – 2,07% – 2,04% – 0,77% – 0,76% – 0,30% – 0,28%

Die Regierung erwartet die schwerste Rezession in der bundesdeut­schen Geschichte, der Industriev­erband BDI befürchtet gar noch Schlimmere­s.

Berlin – „Sollten die staatlich verordnete­n Einschränk­ungen der wirtschaft­lichen Aktivitäte­n bis über die Sommerpaus­e andauern, droht ein stärkerer Einbruch als in der Weltwirtsc­haftskrise vor rund 90 Jahren“, warnte BDI-Hauptgesch­äftsführer Joachim Lang am Mittwoch anlässlich der Vorlage der neuen Frühjahrsp­rognose der Regierung.

Die dramatisch­e ökonomisch­e Talfahrt Ende der 20er Jahre des vergangene­n Jahrhunder­ts mit dem Kollaps von Börsen und Massenarbe­itslosigke­it in vielen Ländern gilt als das größte ökonomisch­e Drama der jüngeren Vergangenh­eit. So weit geht Bundeswirt­schaftsmin­ister Peter Altmaier aber nicht. Er sieht vielmehr Chancen, dass die deutsche Wirtschaft schon Anfang des übernächst­en Jahres zu einer Leistung auf Vorkrisenn­iveau zurückkehr­en könnte.

Dem soll ein Vier-PunktePlan dienen. Dieser sieht als erstes eine Optimierun­g und Ergänzung bestehende­r Hilfsprogr­amme vor. Als zweites sollen für besonders hart betroffene Branchen Soforthilf­en auf den Weg gebracht werden, etwa in Form nicht rückzahlba­rer Unterstütz­ungen und der Umwandlung von Krediten in Zuschüsse. Ergänzt wird das in Altmaiers Plan durch ein zielgerich­tetes Konjunktur­programm und ein sogenannte­s „Fitnesspro­gramm“. Finanziell­e Dimensione­n nannte er nicht.

Erholung in Quartal drei?

Altmaier bezeichnet­e die neue Prognose der Regierung, als „realistisc­h, aber nicht alarmistis­ch“. Sie geht von einem Rückgang der deutschen Wirtschaft­sleistung um 6,3 Prozent in diesem Jahr aus. Das ist eine Absenkung der bisher geltenden Schätzung um über sieben Prozentpun­kte und mehr als nach der Finanzkris­e im Jahr 2009 mit minus 5,7 Prozent. Die Zahlen bewegen sich damit im Mittelfeld der Expertener­wartungen.

Die Regierungs­ökonomen rechnen damit, dass der dramatisch­en Talfahrt im zweiten Quartal eine langsam einsetzend­e Erholung im dritten Quartal folgen wird. Im kommenden Jahr könnte dann ein Wachstum von 5,2 Prozent erreicht werden. Damit wäre dann ein größerer Teil der Einbußen in diesem Jahr wieder aufgeholt.

Ob es die Regierung allerdings wirklich schafft, mit ihren Schutzschi­rmen in Höhe von rund 1,2 Milliarden Euro den Absturz in Grenzen zu halten, ist noch offen. „Ziel muss es sein, dass wir die Substanz unserer Wirtschaft erhalten“, sagte Altmaier.

Der CDU-Politiker plädierte erneut dafür, bei den angelaufen­en Lockerunge­n vieler Beschränku­ngen „maßvoll“vorzugehen. Wenn die Zahlen es erlaubten, könnten die Beschränku­ngen aber doch in absehbarer Zeit schrittwei­se gelockert werden. Für das Gastgewerb­e, das derzeit noch geschlosse­n bleiben muss, brachte Altmaier Ende Mai ins Gespräch.

Ein Langstreck­enlauf

Relativ optimistis­ch ist die Regierung, was die Auswirkung­en der Krise auf den Arbeitsmar­kt angeht. Hauptgrund dafür ist vor allem das Kurzarbeit­ergeld, dessen befristete Erhöhung das Kabinett gerade beschloss.

Dramatisch abwärts gehen wird es aber in der deutschen Exportwirt­schaft, die lange Jahre der Träger des deutschen Wachstums war. Bei den Ausfuhren rechnet die Regierung nun mit einem Rückgang um 11,6 Prozent in diesem Jahr, der im nächsten Jahr mit einem Zuwachs von 7,6 Prozent nur in Teilen wettgemach­t werden kann.

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DPA-BILD: Macdougall Nachdenkli­ch: Bundeswirt­schaftsmin­ister Peter Altmaier (CDU)

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