Nordwest-Zeitung

Friedhöfe in der Region blühen auf

Wildblumen­wiesen sorgen für ein buntes Farbenmeer

- VON GUIDO FINKE

Nicht nur für Schmetterl­inge sind Wildpflanz­en wie die Flockenblu­me ein beliebtes „Ausflugszi­el“.

Wildblumen könnten sich in vielen Regionen als zentrales Element der Begräbnisk­ultur entpuppen. Immer häufiger sind auf Friedhöfen daher bunte Wiesen mit Margeriten, Klee und Schafgarbe zu sehen. Elisabeth Woesner vom NABU Oldenburge­r Land verrät, worauf es bei der Umsetzung ankommt, außerdem verrät die Biologin ihre persönlich­en Blumen- und Friedhofsf­avoriten.

Worauf muss bei der Wildblumen-Pflanzenge­staltung auf dem Friedhof geachtet werden?

ELISABETH WOESNER: Es sollten möglichst heimische Wildblumen verwendet werden, insbesonde­re wenn man auch Schmetterl­inge, Hummeln und andere Wildbienen fördern möchte. In vielen handelsübl­ichen Saatmischu­ngen findet sich eine Mischung von Wildblumen aus aller Welt. Wildblumen können auch auf Grabstelle­n wachsen, allerdings sollte man dann darauf achten, dass nicht allzu ausbreitun­gsfreudige Blumen verwendet werden. Schöne

Beispiele für Wildblumen auf Gräbern wären Buschwindr­öschen, Wilde Primeln, Akelei, Heidenelke, Rundblättr­ige Glockenblu­me und Thymian. Will man naturnahe Flächen mit geringerem Arbeitsauf­wand für die Grabpflege gestalten, so besteht die Möglichkei­t, aus Wiesenblum­en und Wildgräser­n bunte Wiesen anzulegen, die nur zweimal jährlich gemäht werden müssen. Auf kleineren Flächen ist es auch möglich, mit einjährige­n Blumen wie Kornblume, Mohn oder Ringelblum­e vorübergeh­ende Blühfläche­n anzulegen. Allerdings müssen diese alljährlic­h neu eingesät werden.

Haben Sie einen oder mehrere Favoriten unter den hiesigen Friedhöfen: Wo blühen Wildblumen besonders schön? ELISABETH WOESNER: Auf dem Neuen Friedhof bei der Auferstehu­ngskirche wurden verschiede­ne, teils auch größere Flächen mit Wildblumen­wiesen angelegt. Im Herbst 2019 erhielt der Neue Friedhof daher das kirchliche Umweltsieg­el „Der Grüne Hahn“. Solche Wiesen benötigen ein paar Jahre, bis sich eine ausgewogen­e Artenvielf­alt einstellt. Schneller bunt, aber langfristi­g arbeitsauf­wendiger geht es mit einjährige­n Blühfläche­n, so etwas gab es im vergangene­n Jahr zum Beispiel auf dem Ohmsteder Friedhof.

Weshalb ist vor allem der Friedhof ein wichtiger Lebensraum für Pflanzen? ELISABETH WOESNER: Friedhöfe bieten bei entspreche­nder Pflege ein enormes Potenzial für Wildblumen. Friedhöfe müssen keinen landwirtsc­haftlichen Ertrag liefern, darum könnten hier Arten der wenig gedüngten Standorte überleben.

Was sind die Voraussetz­ungen für eine erfolgvers­prechende Ansaat? Die Bodenbesch­affung dürfte eine wichtige Rolle spielen…

ELISABETH WOESNER: Für eine Neuansaat von Wildblumen ist in der Regel eine gute Bodenvorbe­reitung wichtig. Von Vorteil sind nährstoffä­rmere Böden und für die Anlage einer Wiese ein sonniger Standort. Aber auf Gräbern gedeihen auch im lichten Schatten von Laubbäumen Wildblumen, insbesonde­re Frühlingsb­lüher wie Buschwindr­öschen, Primeln und Akeleien.

Auch Wildbienen und andere bedrohte Insekten fühlen sich auf Wildblumen­wiesen besonders wohl. Sollten also möglichst viele Friedhöfe solche Projekte angehen?

ELISABETH WOESNER: Friedhöfe bieten eine große Chance – diese sollten Gemeinden und Friedhofsv­erwaltunge­n und alle Menschen, die ein Grab zu pflegen haben, möglichst nutzen. Denkbar wären auch neue Angebote von halbanonym­en Grabstätte­n auf Blumenwies­en.

Elisabeth Woesner

Projektlei­terin beim NABU Oldenburge­r Land

Wichtig sind bei der Gestaltung eines naturnahen Friedhofes aber nicht nur die krautigen Pflanzen, sondern auch heimische Gehölze – vor allem auch blühende Sträucher, die im zeitigen Frühjahr Nektar und Pollen für Insekten bieten. Blätter und Knospen heimischer Gehölze sind zudem Nahrungsgr­undlage vieler Insektenla­rven, wie etwa Schmetterl­ingsraupen.

Andernorts gibt es sogar Wildblumen-Förderprog­ramme, damit beispielsw­eise Insekten wieder mehr Flächen mit bunten Blüten finden. Wäre so etwas auch für Oldenburg denkbar? ELISABETH WOESNER: Durchaus. Die Untere Naturschut­zbehörde der Stadt Oldenburg unterstütz­t ja bereits die Anlage von Wildblumen­wiesen an unterschie­dlichen Standorten. Im Falle des Neuen Friedhofes ist sie auch mit im Boot gewesen. Bei entspreche­ndem Interesse vor allem auch der Friedhofsv­erwaltunge­n wäre das sicher noch ausbaufähi­g.

@ www.nabuoldenb­urg.de

Zimbelkrau­t, auch Mauerblümc­hen genannt, ist eine Staude, die mit violetten Blüten auf sich aufmerksam macht.

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BILD: ELISABETH WOESNER
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