Nordwest-Zeitung

TAGEBUCH-EINTRÄGE

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Die NWZ veröffentl­icht in ihren Ausgaben täglich die Einträge ins Kriegstage­buch von Rudolf Tjaden. Es endet am 3. Mai 1945 – an dem Tag, an dem Oldenburg kampflos an die alliierten Truppen übergeben wurde. Erschienen ist das Tagebuch im Isensee-Verlag unter dem Titel „Oldenburg im Zweiten Weltkrieg“.

Schlechtes Wetter, abends Schneetrei­ben - Schnee auf blühenden Flieder - Befehle ausgetrage­n. Agnes und ich schlafen zu Hause. In der Nacht viel Geschützfe­uer.

Vom „Tag der Arbeit“ist keine Rede mehr. Um 7.30 Uhr treibt uns das Brummen eines Fliegers hoch. Der Feind ist noch näher an Oldenburg herangekom­men. (...) Die Kanalbrück­en werden gesprengt, was in der Bevölkerun­g große Empörung und große Sorgen hervorruft. Mein Kompaniefü­hrer teilt mir mit, daß meine Überweisun­g zur Polizei, die er vorgeschla­gen hatte, nicht möglich sei, wobei er eigentümli­ch lächelt. Da weiß ich Bescheid: Der Ortsgruppe­nleiter

(...) hat mich als „politisch unzuverläs­sig“abgelehnt. Darum hat man mich auch nie zum Blockleite­r gemacht, trotzdem in meinem Block in der letzten Zeit öfter ein neuer Blockleite­r ernannt werden mußte und man sehr schwer einen finden konnte (...). Ich hätte dies Amt allerdings auch entschiede­n abgelehnt. Der Feind steht in Hude (Panzerspit­zen bis Tweelbäke), Jeddeloh, Zwischenah­n. Agnes schläft zu Hause, Karl und ich bei Ahlers (...). Gegen Mitternach­t höre ich, wie ein Frl. Müller in die Kammer kommt und sagt: „Soeben hörte ich, daß der Führer tot ist.“(...) So erfüllt sich unser heißer Wunsch, den Tod des Mörders unseres Sohnes zu erleben!

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BILD: ISENSEE-VERLAG Der Autor: Das Kriegstage­buch schrieb Rudolf Tjaden.

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