Das Mülleimer-Barometer
Die Geschäfte sind wieder geöffnet, fast alle jedenfalls. Endlich. Schluss mit dem wochenlangen Verzicht. Und Schluss mit dem wenig sinnlichen Online-Shopping. Man könnte jetzt wieder durch die Shopping-Malls flanieren, die Frühjahrskollektionen begutachten oder mit Einkaufstüten unterm Arm am Stehtisch einen Cappuccino schlürfen.
Doch je länger der Testbummel durch die langsam von den Toten auferstehende hannoversche Innenstadt dauert, desto eher kommt man zu der Überzeugung: Nein, eigentlich lieber nicht.
Die Kulisse in der Markthalle gleicht weiterhin dem Backstage-Bereich einer Geisterbahn. An einem großen Kaufhaus-Komplex sind immer noch Türen zugeklebt. Ein Müsli-Laden und weitere Shops bleiben für immer geschlossen, wie dort die Schilder verraten. Allein vor dem Second-Hand-Geschäft in der Karmarschstraße ist tagsüber ständig eine Schlange anzutreffen. Beim Maskenkauf gibt es keinen Konsumverzicht.
Gleiches gilt offenbar fürs schnelle Essen. Blickt man etwa aufs Mülleimer-Barometer: Nicht nur nach dem Wochenende quillen die Abfallkörbe an der Meile entlang der Leine oder in den Stadtteilparks über. Rund 5000 öffentliche Mülleimer gibt es in der hannoverschen Innenstadt. „Als die Geschäfte geschlossen waren, gab es eher weniger Müll in den Abfallbehältern“, räumt Stefan Altmeyer vom Zweckverband Abfallwirtschaft Region Hannover (aha) ein. Etwa 11 500 Leerungen fallen in der Woche an. In der Stadtreinigung sind 260 Kräfte alleine im operativen Bereich und bis zu 100 Fahrzeuge im Einsatz.
Wegen der Corona-Pandemie sind die Menschen mehr zu Hause und die Mülltonnen etwas voller, sagt Altmeyer. Im März wurde ein Plus von 1,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr verzeichnet. Für April und Mai gibt es noch keine Zahlen. Im Jahr 2019 fielen in der Region Hannover 202 296 Tonnen Restabfall an, bilanziert der aha-Sprecher.
Accessoires werden in der Müll-Statistik noch nicht gesondert erfasst. Stadtbummlern fällt aber auf, dass ein schmückendes Beiwerk immer mehr auf Straßen oder an Seitenrändern liegt: die Maske. Ob in hellgrün, weiß oder bunt. Und die benutzte NasenMundbedeckung gehört definitiv in den Mülleimer.