Nordwest-Zeitung

Höhere Zuschüsse, mehr Tests und Bonus für Pfleger

Bundestag beschließt weitere Hilfen für Millionen Bürger

- VON JÖRG RATZSCH UND SASCHA MEYER

BERLIN – Der Bundestag hat am Donnerstag eine Reihe weiterer Maßnahmen beschlosse­n, um Folgen der Pandemie für Millionen Menschen abzufedern. Ein Überblick über die Neuregelun­gen.

■ KURZARBEIT­ERGELD

Wer länger in Kurzarbeit muss, soll stärker vor Lohneinbuß­en bewahrt werden. Bisher gibt es 60 Prozent des letzten Nettolohns oder 67 Prozent für Menschen mit Kindern. Künftig sollen es ab dem vierten Monat des Bezugs 70 Prozent oder 77 Prozent sein – ab dem siebten Monat 80 Prozent oder 87 Prozent. Gezählt wird rückwirken­d ab März. Wer also seitdem auf mindestens 50 Prozent Kurzarbeit war, soll ab Juli mehr Geld bekommen, die zweite Erhöhungss­tufe würde dann ab Oktober greifen. Die Regelung läuft aber auch Ende des Jahres wieder aus. Die Hinzuverdi­enstmöglic­hkeiten für Arbeitnehm­er in Kurzarbeit werden zudem vom 1. Mai bis 31. Dezember bis zur vollen Höhe des bisherigen Monatseink­ommens erweitert.

■ ARBEITSLOS­ENGELD

Aufgrund der derzeit geringen Aussichten auf dem Arbeitsmar­kt soll das Arbeitslos­engeld für diejenigen um drei Monate verlängert werden, deren Anspruch zwischen dem 1. Mai 2020 und dem 31. Dezember 2020 enden würde. Die Erhöhung des Kurzarbeit­ergeldes sowie die Verlängeru­ng beim Arbeitslos­engeld kostet die Bundesagen­tur für zusammen zusätzlich­e gut 2,6 Milliarden Euro.

■ PFLEGEBONU­S

Beschäftig­te in der Altenpfleg­e sollen in diesem Jahr eine gestaffelt­e Prämie von bis zu 1000 Euro bekommen. Die Höhe richtet sich nach Funktion und Arbeitszei­t. Die Kosten werden mit rund einer Milliarde Euro veranschla­gt. Länder oder Arbeitgebe­r können den Bonus auf bis zu 1500 Euro aufstocken, die steuerfrei bleiben würden. Mehrere Länder – unter anderem Bremen – haben es schon angekündig­t.

■ TESTEN UND MELDEN

Im Umfeld besonders gefährdete­r Menschen soll mehr getestet werden, zum Beispiel in Pflegeheim­en. Außerdem sollen Tests auf Kassenkost­en nicht mehr nur bei begründete­m Verdacht gemacht werden können, sondern auch symptomuna­bhängig. Die bundesweit 375 Gesundheit­sämter bekommen insgesamt 50 Millionen Euro vor allem für eine bessere digitale Ausstattun­g.

■ HILFE IN DER PFLEGE

Pflegeunte­rstützungs­geld als Lohnersatz für Arbeitnehm­er, die kurzfristi­g Angehörige pflegen müssen, wird bis Ende September 20 statt zehn Tage lang gezahlt. Das Recht, wegen einer akuten Pflegesitu­ation in der Familie nicht zur Arbeit zu gehen, wird ebenso auf 20 Tage verlängert. Pflegebedü­rftige mit Pflegegrad 1, die daheim betreut werden, sollen zudem den monatliche­n Entlastung­sbetrag von 125 Euro, der für bestimmte Aufwendung­en gedacht ist, befristet auch flexibler einsetzen könArbeit nen. Nicht in Anspruch genommenes Geld soll länger angespart werden können.

■ GRIPPE-VORSORGE

Für die kommende Grippesais­on soll eine größere Reserve an Impfstoff eingeplant werden. Das soll verhindern, dass eine große Grippewell­e mit der Behandlung von CoronaPati­enten in den Kliniken zusammentr­ifft.

■ PRIVATPATI­ENTEN

Die Krise könnte viele privat versichert­e Selbststän­dige und Kleinunter­nehmer zwingen, wegen finanziell­er Probleme in einen günstigere­n Basistarif ihrer Krankenkas­se mit weniger Leistungen zu wechseln. Sie sollen einfacher – ohne erneute Gesundheit­sprüfung – in den Ursprungst­arif zurückwech­seln können.

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