Nordwest-Zeitung

Keine Panik! Jörg Sander macht sein Ding

Seit 2004 ist der Wilhelmsha­vener festes Mitglied in Udo Lindenberg­s Orchester

- VON MATTHIAS MINEUR

Geburtstag­e: Jasper Johns (1930, Bild), Mitbegründ­er der US-amerikanis­chen Pop-Art; Claudia Roth (1955), deutsche Politikeri­n (Grüne), Vizepräsid­entin des Deutschen Bundestags seit 2013; Martin Sonneborn (1965), deutscher Satiriker, Journalist und Politiker, 2000-2005 Chefredakt­eur des Satiremaga­zins „Titanic“; sitzt seit 2014 für „Die Partei“im Europaparl­ament

Todestag: Gottfried Semper (1803-1879), deutscher Architekt (Semperoper Dresden)

Namenstag: Rupert, Sophia

Seine ersten 22 Lebensjahr­e verbrachte Sander im Stadtteil Neuengrode­n. Der heute 52-Jährige wollte schon immer Berufsmusi­ker werden – und zog nach Hamburg.

WILHELMSHA­VEN – Wenn Udo Lindenberg­s Hit „Ich mach’ mein Ding“im Radio läuft, drehen die Menschen im Wilhelmsha­vener Stadtteil Neuengrode­n den Ton lauter. Nicht etwa, weil es hier besonders enthusiast­ische Fans des originell nuschelnde­n Deutschroc­kers gibt. Der Grund für ihr gesteigert­es Interesse heißt Jörg Sander. Denn der ist in ihrer unmittelba­ren Nachbarsch­aft aufgewachs­en und hat die Musik des berühmten Lindenberg­Liedes geschriebe­n.

Sander lebte bis zu seinem 23. Lebensjahr in der Jadestadt. Dort besuchte er das KätheKollw­itz-Gymnasium, war aber eigentlich nur auf Musik fixiert. „Während meiner Jugend verbrachte ich nahezu jeden Nachmittag mit der Gitarre“, erinnert sich der 52Jährige an die späten Achtziger. „Ich war total versessen darauf, Berufsmusi­ker zu werden. Irgendwann musste ich jedoch einsehen, dass dies in Wilhelmsha­ven unmöglich ist und ich nur in einer Musikmetro­pole eine Chance habe.“

1991 setzte er diese Erkenntnis in die Realität um und zog nach Hamburg, um sich an der Hochschule für Musik und darstellen­de Kunst für den „Kontaktstu­diengang Popularmus­ik“zu bewerben. Damit hatte Sander eine wichtige Hürde übersprung­en, denn während des Studiums in Hamburg lernte er viele Gleichgesi­nnte kennen, die ganz ähnliche Ziele verfolgten: „Alle waren total ehrgeizig, alle wollten unbedingt Profis werden.“

Mit Freunden gründete der Gitarrist und Komponist die

Formation „Disco“und bekam einen ersten Plattenver­trag. „Die Band blieb zwar relativ erfolglos, doch durch sie wurden einige wichtige Musikprodu­zenten auf mich aufmerksam.“

Insbesonde­re Sanders stilistisc­he Vielfalt und das geschmackv­olle Spiel verschafft­en dem Norddeutsc­hen fortan immer häufiger lukrative Studiojobs für bekannte Künstler. Im Laufe der Jahrzehnte spielte der Wilhelmsha­vener unter anderem auf Alben von Tokio Hotel, Nena, Modern Talking, Heinz Rudolf Kunze, Jan Delay oder auch von internatio­nalen Stars wie Melissa Etheridge oder Kim Wilde.

Die Krönung seiner Laufbahn begann 1994 mit einem wegweisend­en Anruf: „Das Telefon klingelte, und am anderen Ende der Leitung war zu meinem Erstaunen Udo Lindenberg. Zunächst dachte ich, dass mich ein Freund mit verstellte­r Stimme auf den Arm nehmen wollte. Doch dann merkte ich, dass es sich tatsächlic­h um Udo höchstpers­önlich handelte, der ein Treffen mit mir vereinbare­n wollte. Für mich war das unfassbar. Ich dachte: Die Leute, die du nur von der Leinwand kennst, steigen plötzlich von der Leinwand hinab, rufen dich an, laden dich ein, und auf einmal bist du dabei.“

Sander blieb nicht nur „dabei“, sondern war innerhalb kürzester Zeit sogar „mittendrin“, als Leadgitarr­ist des wiedervere­inigten Panikorche­sters, als feste Größe der Lindenberg-Shows – und in zunehmende­m Maße auch als musikalisc­her Ideengeber des

Rockstars. Als Lindenberg 2007 erste Entwürfe für sein geplantes Album „Stark wie zwei“zu sammeln begann, war ausdrückli­ch auch Sanders Kreativitä­t gewünscht. „Udo bat mich, ihm ein paar meiner eigenen Nummern zu schicken. Also bekam er eine Auswahl an Songs, die ich zusammen mit einem Freund geschriebe­n hatte.“

Darunter befand sich auch die Musik, aus der schließlic­h „Ich mach’ mein Ding“wurde. Sander: „Eines Abends rief mich Udo an und erzählte, dass er zu meiner Idee einen – wie er es formuliert­e – „voll geilen Text und so, nä“geschriebe­n habe und ihn mal vorstellen möchte. Und dann sang er mir am Telefon den Refrain von „Ich mach’ mein Ding“vor. Ich spürte sofort, dass daraus ein Hit wird, denn Musik und Text passen ideal zusammen. Außerdem verkörpert kein anderer Song so perfekt Udos lange Karriere.“

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BILDER: MATTHIAS MINEUR Stark wie zwei: Udo Lindenberg (links) und Jörg Sander live auf der Bühne

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